Im Pyjama um halb vier (German Edition)
in München wie du. Womöglich gehen sie ja sogar auf dein Gymnasium? (Was dann ja auch mein altes wäre.) Ich weiß, dass das alles total verrückt klingt, und ich verstehe das, wenn du mir nicht glaubst. Aber gib mir bitte, bitte eine zweite Chance. DU warst derjenige, der mir in den vergangenen Wochen und Monaten Kraft gegeben hat.
Und du FEHLST MIR SO UNENDLICH!
Deine Luca-Luisa Rakete
Freitag, 14. Dezember
LULU:
Kannst du mir bitte verzeihen?
Samstag, 15. Dezember
LULU:
Hast du noch niemals in deinem Leben einen Fehler gemacht und dir gewünscht, du könntest etwas ungeschehen machen?
Sonntag, 16. Dezember
LULU:
Meinst du, wir könnten uns im Frühling mal treffen und über ALLES reden? Ich liebe den Englischen Garten und würde gern mal mit dir am Eisbach entlangspazieren. Oder mit dir Burger und bergeweise Pommes futtern.
ODER NOCH BESSER! Ich könnte am zweiten Weihnachtsfeiertag wirklich in München sein, weil ich dann meinen Vater besuche. (X-Mas davor verbringe ich mit meiner »Hamburger Familie«.) Es wäre also alles geregelt, auch wenn das ein großer Schritt für mich ist, weil mein Dad und ich uns gerade überhaupt nicht verstehen. Aber ich würde es tun, wenn ich dadurch die Chance bekomme, DICH ALS FREUND WIEDERZUGEWINNEN.
Was meinst du?
Weihnachten ist doch das Fest der Liebe, der Vergebung usw. usf. Bitte! Gib dir einen Ruck!
Montag, 17. Dezember
BEN:
Kann es immer noch nicht glauben. Feinkost Schäfer in der Theatinerstraße… das ist dein Vater? Das muss wirklich eines dieser vielen »Zeichen« sein, die das Schicksal uns gibt. Denn dort waren meine Eltern früher oft einkaufen und ich war als Kleinkind meistens mit dabei. Bedeutet das vielleicht wirklich, dass wir uns DOCH schon kennen?!
LULU:
ICH PLATZE VOR GLÜCK! Ben!!!!!!! Da bist du ja wieder! DANKE!
BEN:
Ja, bin wieder da, Lulu. Obwohl ein einziger »Ruck« dafür nicht gereicht hat. Musste mich ein paar Tage lang dauer-rucken, bis ich mich dazu durchringen konnte. Die Sache hat mich echt ganz schön von den Füßen gehauen. Aber dann habe ich gemerkt, dass sie nichts daran ändert, wie viel du mir bedeutest und wie sehr es mir fehlt, mit dir zu chatten.
Außerdem hat mich das, was du von deinen Eltern erzählt hast, echt mitgenommen. Du hast ja ein paar Mal erwähnt, wie viel dir deine Familie bedeutet – und dann erfahre ich, dass es diese Familie gar nicht mehr gibt. Verdammt, es tut mir leid, dass ich zuerst so blöde reagiert und alles abgebrochen habe. Mir ist erst mit einiger Verspätung klar geworden, dass du mir etwas sehr Schmerzhaftes anvertraut hast und mich jetzt danach erst recht brauchst.
Ich kann deine Situation im Moment (leider) besonders gut nachvollziehen. In den letzten Tagen sind nämlich Dinge passiert, die auch unsere Familie auseinanderbrechen lassen könnten. Meine Eltern sind mit Robby in dieses Internat gefahren, um es sich anzuschauen – und als sie zurückgekommen sind, hat mich der Schlag getroffen. Robby hat es auf Schloss Heimbach, so heißt der Laden, total gut gefallen (!) und er hat sich mehr oder weniger entschieden, dorthin zu ziehen. Ich konnte es kaum glauben. Im ersten Moment war ich supersauer auf meine Eltern, weil ich dachte, dass sie ihn mit irgendetwas unter Druck gesetzt haben. Aber so war es nicht. Es hat ihm dort ganz einfach gefallen. Robby spielt doch Rollstuhl-Basketball und dort auf dem Internat gibt es eine Liga-Mannschaft, die speziell trainiert und gefördert wird. Dazu kommt, dass in dem Internat ein paar Leute wohnen, die er von früher aus seiner Rehaklinik kennt. Ich mein, ich freue mich natürlich für ihn, aber ich bin gleichzeitig auch total traurig, dass ich ihn dann nur noch in den Ferien sehen kann. Wie soll ich mich verhalten, Lu? Muss ich mich damit abfinden, dass mein Bruder lieber ins Internat gehen möchte, als hier zu Hause zu bleiben?
LULU:
Schön, dass ich – zumindest teilweise – dein Vertrauen wiedergewonnen habe (und du auch ein bisschen verstehst, was wegen meiner Familie mit mir los ist). Schön auch, dass du mich nach etwas fragst, das dir wichtig ist. Die Antwort darauf ist superschwierig, weil ich ja weiß, wie sehr du an deinem Bruder hängst und wie sehr er dir fehlen wird. Andererseits ist es doch wirklich toll, wenn er sich auf dieser Schule wohlfühlt und gern bleiben möchte. (Dieses Hin- und Hergeschiebe kenne ich ja mehr als gut, und ehrlich: Ich hätte liebend gern SELBST entschieden, wie die Dinge laufen sollen! Aber
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