Im Pyjama um halb vier (German Edition)

Sind wir jetzt getrennt?
    LULU:
    Kann ich was in deinen virtuellen Nikolausstiefel tun? (Kann Farmmararana oder wie das heißt auch so was?)
    Donnerstag, 6. Dezember
    BEN:
    Liebe Lulu, habe ein schlechtes Gewissen, weil ich vorgestern einfach off gegangen bin. Kann es aber erklären. Ich habe gemerkt, dass ich auch verwirrt bin. (Finde das Wort eigentlich ziemlich blöd und habe es noch nie so wirklich benutzt. Aber das liegt auch an dir und unserer Freundschaft. Ich benutze auf einmal neue Wörter. Ich traue mich, sie zu benutzen. Weil du das erste Mädchen bist, bei dem ich irgendwie nicht so tun muss, als wenn ich… ein anderer wäre.)
    Aber ich frage mich, wenn unser Zusammentreffen so was wie Magie war, was bedeutet das dann für uns? Werden wir für immer nur Internet-Freunde bleiben? Oder wollen wir uns vielleicht wirklich mal treffen?
    PS: Hat der Nikolaus dir etwas gebracht?
    LULU:
    Hm… ich beginne mal mit der einfachsten Antwort: Ja, ich hatte eine neue CD (welche, wird nicht verraten, du lachst sonst!), MARZIPAN und warme Flauschsocken drin, weil meine Füße die Tendenz haben, zu Eiszapfen zu mutieren, und dann bekomme ich ganz schnell Halsschmerzen und überhaupt und sowieso…
    Möchtest du dich denn wirklich mit mir treffen?
    Ich persönlich hätte ja schon genug Bammel vor einem Telefonat. Was ist, wenn wir unsere Stimmen nicht ausstehen können? Oder wenn wir…
    BEN:
    Moment! Ich bin mir ganz sicher, dass ich deine Stimme toll finden werde. Es kann gar nicht anders sein!
    LULU:
    Hättest du denn gar keine Angst vor so einem Treffen? Was ist, wenn wir voreinanderstehen und auf einmal merken, dass all das, was zwischen uns ist, nur eine Seifenblase war?
    BEN:
    Schluck. Ich gebe zu, so etwas ist mir auch schon durch den Kopf gegangen. Vielleicht hast du recht und wir sollten uns doch nicht treffen. Schließlich wollen wir unsere Freundschaft ja nicht zerstören. Obwohl…
    LULU:
    Obwohl was?
    BEN:
    Obwohl ich nicht finde, dass man sich von seiner Angst regieren lassen darf. Das wäre feige. Wenn wir füreinander wirklich nur eine Seifenblase sind, dann wird sie doch eines Tages sowieso platzen (auch wenn ich das nicht glaube. Im Gegenteil).
    LULU:
    Du hast recht, Ben. Lass uns mutig sein!
    BEN:
    Na ja, Moment, ein paar Dinge würde ich schon gerne noch vorher abklären!
    LULU:
    Was soll das denn jetzt heißen?!
    BEN:
    Keine Sorge, ich dachte da bloß an die Sache mit der Musik, für die ich dich angeblich auslachen würde. Das hat mir WIRKLICH Angst gemacht. Ich taste mich mal vorsichtig ran: Die Amigos? Florian Silbereisen? Oder gar Benjamin Blümchen? Sag schon, für welche CD schämst du dich?
    LULU:
    Ok, du hast es so gewollt: Es ist die neue von SILBERMOND. Ich weiß, dass oft allein die bloße Erwähnung dieses Namens bei Jungs einen anaphylaktischen Schock auslöst…
    BEN:
    Nein, keine Sorge. Stefanie Kloß ist super und sie hat echt ’ne große Stimme! Das geht also völlig in Ordnung.
    Puh, bin total erleichtert.  Und damit steht es für mich nun auch fest: Ja, ich will dich treffen. Obwohl ich auch nicht wirklich weiß, wie – Hamburg ist halt echt weit weg. Meine Kasse ist vor Weihnachten immer leer, wegen Geschenkekaufen. Aber ganz unabhängig von der Kassenlage: Was würde Marco eigentlich dazu sagen, wenn wir uns treffen? Weiß er von »uns«?
    LULU:
    Wenn ich ehrlich bin, habe ich keine Ahnung.
    Wenn ich NOCH ehrlicher bin: Marco weiß überhaupt nichts von dir. (Weiß L. denn von mir?) Am Anfang gab es ja noch keinen Grund, ihm von unserem Chat zu erzählen, und seit einiger Zeit finde ich die Vorstellung immer schwieriger, ihm nun plötzlich zu eröffnen, dass es da jemanden gibt, der mir sehr, sehr wichtig geworden ist. Und dass die Sache mit ihm und dir sozusagen zeitgleich angefangen hat. Außerdem ist es momentan zwischen uns nicht mehr ganz so toll wie in den ersten Wochen… Warum das so ist? Schwer zu erklären. Die Aktion mit seinen Eltern war nicht das Einzige, das verhindert hat, dass wir uns nähergekommen sind. Es sind auch die vielen Streits, die wir seit einiger Zeit am Laufen haben und von denen ich dir nicht schreiben wollte, weil das ja doch nur nervt. Am meisten mich. An sich sind das alles immer nur Kleinigkeiten, aber sie sind anstrengend!!!!!!!
    BEN:
    Oh, das überrascht mich jetzt. Aber erzähl, wenn du magst.
    LULU:
    Also, weißt du, worum es gestern ging?
    Darum, dass ausgerechnet ICH, die ja quasi ausschließlich von Salat lebt, plötzlich nach dem