Im Pyjama um halb vier (German Edition)
gerade irgendwie nicht.
Mittwoch, 19. Dezember
BEN:
Liebe Lulu,
ich kann gut verstehen, wie du dich fühlst. Ich glaube, solche Entscheidungen haben immer einen bitteren Beigeschmack, selbst wenn man weiß, dass man das Richtige getan hat.
Übrigens finde ich es gut, dass du traurig bist (nicht falsch verstehen, hoffe natürlich, dass es dir bald besser geht). Aber deine Gefühle zeigen, dass du die Dinge an dich heranlässt und dass sie dir etwas bedeuten! Das finde ich gut.
Du hast wieder vermutet, dass die »Zeichen« bei dem Ganzen eine Rolle gespielt haben. Um ehrlich zu sein, das glaube ich auch. Darum muss ich dir etwas erzählen, was dich vielleicht sehr wundern wird. (Wollte ich eigentlich schon vorher tun, aber ich wusste nicht, wie…)
Also: Die vergangenen Tage waren auch für mich alles andere als einfach – und zwar wegen Larissa. Es fing damit an, dass wir einen superheftigen Streit hatten. So etwas ist zwar schon öfter vorgekommen, aber diesmal war es anders. Es ging um Robby. Ich habe ihr erzählt, wie schwer es mir fällt, seinen Umzug ins Internat zu akzeptieren. Daraufhin meinte sie, dass sie mich verstehen könnte und dass es immer schwer wäre, solche Veränderungen mitzumachen. Und dann sagte sie, dass ich die Sache doch auch positiv sehen könnte. Als ich wissen wollte, was sie damit meinte, sagte sie, dass Robby ja irgendwie doch auch ein Klotz am Bein wäre… Ich wusste gar nicht, was ich darauf antworten sollte, mir fehlten einfach die Worte (und das kommt bei mir sonst nie vor). Ich habe dann allerdings meinerseits noch einmal Öl ins Feuer gegossen und Larissa von dir erzählt und was du zu der Sache mit Robby gesagt hast. Und dass ich mich von dir viel besser verstanden fühle als von ihr. Larissa war daraufhin ziemlich verletzt, was ich natürlich auch verstehen kann. Es ging dann noch eine ganze Zeit so hin und her, wir haben uns gegenseitig mit Vorwürfen beworfen und schließlich ist sie einfach aus dem Haus gerannt…
LULU:
Weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll. Wie ist es denn dazu gekommen?
BEN:
Wie gesagt, wir haben uns schon öfter gefetzt. Ziemlich heftig sogar. Larissa war immer öfter nur damit beschäftigt, mir Vorschriften zu machen oder mir zu sagen, wie ich mich verhalten soll. Als wir vor Kurzem wieder einmal in einer Bar waren (Cocktails!), hat sie mir sogar vorschreiben wollen, was ich SAGEN soll.
Bisher haben wir trotzdem immer wieder die Kurve gekriegt und uns am Ende wieder vertragen – aber diesmal nicht. Mir ist nämlich so einiges klar geworden. Zum Beispiel, dass sie von Anfang an versucht hat, jemand anderes aus mir zu machen. Das habe ich ihr an dem Abend dann auch endlich mal gesagt. Dass ich so akzeptiert werden möchte, wie ich bin. Und dass wir eigentlich nicht zusammenpassen. Weil sie eben anscheinend lieber mit jemandem zusammen wäre, der anders ist als ich… »Heißt das, du machst Schluss?«, hat sie mich gefragt. »Ja, das heißt es«, habe ich geantwortet.
Und so ist es auch wirklich, Lulu. Ich habe mich getrennt. Das mit Larissa ist vorbei.
LULU:
Kann gerade nicht antworten, wurde durch deinen Post erschlagen.
BEN:
Okay, dann reanimiere ich dich hiermit. So wie in den Filmen. Defibrillator, künstliche Beatmung, Herzmassage – das volle Programm.
LULU:
Und wie ist es bei euch – denkst du, dass ihr eine zweite Chance habt?
BEN:
Nein, das glaube ich nicht. Mir geht es wie dir, Lulu. Ich bin traurig. Aber ich weiß auch, dass es die richtige Entscheidung war.
LULU:
Nach allem, was du geschrieben hast, glaube ich das auch. Mein Vater hat meiner Mutter vor der Trennung auch immer gesagt, dass sie ihn als »Gesamtpaket« akzeptieren soll, so wie er sie auch. Hab mir damals nie groß Gedanken darüber gemacht, was die beiden meinen, weil ich dachte: Lass sie streiten, aber bitte ohne mich! (Hab mich in solchen Momenten gern in mein Zimmer verzogen.) Jetzt sehe ich die Sache ein bisschen anders, weil ich versuche, sie durch deine Ben-Augen zu betrachten. (By the way: Welche Farbe haben sie?)
Und weil ich dich mag, kann ich es auch überhaupt nicht leiden, wenn irgendwer dich dauerhaft nervt. Ich finde allerdings, dass es einen Unterschied macht, ob jemand versucht, einem vorzuschreiben, was man SAGEN soll (Grauenvoll! Total inakzeptabel!), oder ob er einen darum bittet, etwas an seinem Verhalten zu ändern, wenn es dazu dient, dass man insgesamt besser klarkommt. Ich kenne das von meiner besten Freundin Pia, die auch ab
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