Im Pyjama um halb vier (German Edition)
wir gemacht haben. Irgendwann habe ich auf die Uhr gesehen und da war es schon fast fünf Uhr. Ich wollte runtergehen und mein Handy aus meiner Jacke holen. Aber dann dachte ich, dass es jetzt wahrscheinlich sowieso schon egal ist und du vermutlich längst weg und stinksauer bist und keine Lust hast, dir irgendeine Erklärung von einem Idioten wie mir anzuhören. Ich wollte dir auch nicht den Weihnachtsabend bei deinem Vater versauen und hab deshalb beschlossen, mich erst am nächsten Tag bei dir zu melden. Aber dann haben sich die Dinge wieder anders entwickelt, als ich dachte. Ich habe mich am nächsten Tag wieder mit Larissa getroffen und na ja, auf einmal nahmen die Dinge eine unerwartete Wendung. Wir waren uns plötzlich wieder sehr nahe, haben viel geredet und irgendwann haben sich unsere Hände berührt. Es war wie damals, als ich ganz frisch mit ihr zusammen war. Wir haben uns an den Händen gehalten und ich habe mir gewünscht, dass sie nie wieder loslassen würde. Wir waren dann noch unterwegs, sind in ein Café gegangen, haben gequatscht, viel gelacht, uns schließlich geküsst. Mir schossen dabei alle möglichen Dinge durch den Kopf, unter anderem das, was meine Eltern mir am Tag vorher gesagt hatten: Dass das mit uns, also dir, Lulu, und mir, verrückt wäre – eine Freundschaft zwischen zwei Menschen, die sich gar nicht kennen. Und mit einem Mal kam es mir selbst total verrückt vor. Und im Vergleich zu dem, was mit Larissa ist, irgendwie… sehr weit weg. Larissa und ich haben sicher ein paar Probleme miteinander und werden sie auch in Zukunft haben – aber immerhin weiß ich, wer sie ist, weiß, wie sie aussieht, wie sie sich anfühlt. Alles, was in den letzten Monaten zwischen uns abgegangen ist, Lulu, kam mir plötzlich total irreal vor. So verrückt, dass ich erst einmal Abstand davon brauchte. Eine Zeit lang hatte ich sogar das Gefühl, mich gar nicht mehr bei dir melden zu wollen. Aber dann wiederum fand ich, dass ich dir wenigstens eine Erklärung schuldig bin. Ich hoffe, du kannst mich verstehen.
Liebe Grüße, dein Ben
Donnerstag, 17. Januar
BEN:
Liebe Lulu,
du hast auf meine Nachricht von vorletzter Woche nicht geantwortet. Klar, hätte ich an deiner Stelle auch nicht. Vielleicht hast du sie ja auch gar nicht gelesen. Auch das könnte ich dir nicht übel nehmen (obwohl ich mir natürlich wünschen würde, dass du sie liest. Damit du mich vielleicht wenigstens ein bisschen verstehen kannst). Wollte dich aber trotzdem updaten. Vielleicht hast du mich ja noch nicht ganz aus deinem Gedächtnis gestrichen und fragst dich ab und zu, was bei mir so los ist. Mit Larissa läuft es alles in allem ganz gut. Seit wir wieder zusammen sind, haben wir uns nicht ein einziges Mal gestritten. Das liegt vor allem daran, dass sie sich wirklich Mühe gibt, nicht an mir herumzukritteln. Und daran, dass ich eingesehen habe, dass sie in einigen Punkten recht hat. Ich habe beschlossen, ab sofort wirklich mehr für die Schule zu machen. Will versuchen, auch in den Fächern, die mir nicht so liegen (alles, was mit Zahlen zu tun hat: Physik, Chemie, Mathe), besser zu werden. Ich überlege sogar, in meinem Basketball-Verein aus der ersten Mannschaft zurückzutreten. Dann müsste ich nur noch einmal in der Woche zum Training und hätte mehr Zeit für andere Dinge. Wie findest du das? Deine Meinung wäre mir echt wichtig.
Die Rolle des Nörglers und Kritikers in meinem Leben hat jetzt übrigens Alex übernommen. Er hält mir ständig vor, dass ich nicht mehr der Alte wäre und dass man nicht mehr so viel Spaß wie früher mit mir haben könnte. Weiß nicht, vielleicht hat er sogar recht. Aber selbst wenn. Alex ist einfach ein Chaot und die Sorte Spaß, die man mit ihm haben kann, geht mir sowieso oft zu weit.
Oh Mann, jetzt habe ich schon wieder so eine ewig lange PN geschrieben, obwohl ich gar nicht weiß, ob du sie liest. Wahrscheinlich schreibe ich nur so viel, weil ich das Gefühl habe, sozusagen für dich mitschreiben zu müssen. Weil du schweigst. Weil du stocksauer bist. Vermute ich mal.
Dein Ben
PS: Hoffe, es geht dir gut.
Montag, 28. Januar
BEN:
Liebe Lulu,
du hast wieder nicht geantwortet. Ich finde es schade, aber daran bin ich auch selbst schuld. Keine Sorge übrigens, diese PN wird nicht wieder ein halber Roman. Ich denke mal, die Sache mit Larissa interessiert dich sowieso nicht, oder? Und die Tatsache, dass ich zum ersten Mal in meinem Leben eine halbwegs gute Note in Physik geschrieben habe,
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