Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Rausch der Ballnacht

Im Rausch der Ballnacht

Titel: Im Rausch der Ballnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
Vom Netzwerk:
Er war sich nur zu deutlich darüber im Klaren, wie sehr er Elizabeth brauchte. Und Ned brauchte sie ebenfalls. Sein Leben war gefährlich geworden, er hatte Angst, einen falschen Schritt zu tun. Erst einmal musste er behutsam vorgehen und sehr diskret. Elizabeth verdiente seinen Respekt und seinen Schutz, aber dasselbe gebührte Lady Blanche. Und in Zukunft? Der Gedanke allein genügte, um ihm Magenschmerzen zu verursachen. Sobald er verheiratet war, würde er versuchen, beiden Familien gerecht zu werden. Wenn andere Männer das konnten, dann würde ihm das genauso gelingen.
    Tyrell richtete sich auf. Elizabeth, Ned und Georgie hatten am anderen Ende die Halle betreten. Sie musste seine Gegenwart gespürt haben, denn sie ging langsamer und drehte sich um. Als sie ihn sah, blieb sie stehen.
    Er ging zu ihr und verneigte sich. Auf einmal war alles ganz einfach. “Wie war dein Picknick?”, erkundigte er sich höflich, während sein Herz heftig schlug. Jetzt konnte er nur noch daran denken, sie in die Arme und in sein Bett zu holen.
    Elizabeth errötete. “Danke, es war sehr schön.”
    Er wandte sich an Ned, der neben Elizabeth stand und mit ernster Miene zu ihm aufblickte. Tyrell ahnte, was in dem Kind vorging – der Blick war misstrauisch und beschützend zugleich. Liebe erfüllte sein Herz, und er hatte nur noch einen Gedanken. “Er muss reiten lernen”, sagte er.
    Elizabeth sah ihn verblüfft an. “Er ist erst ein Jahr alt.”
    Tyrell lächelte sie an, sah in ihre großen grauen Augen und dachte daran, wie sich ihr Blick verschleierte, kurz bevor sie ihren Höhepunkt erlebte. “In seinem Alter habe ich schon auf einem Pferd gesessen. Mit meinem Vater natürlich. Mit deiner Erlaubnis würde ich gern dasselbe tun, sobald wir in Wicklow sind.”
    Elizabeth konnte es nicht glauben. “Natürlich haben Sie meine Erlaubnis, Mylord.”
    “Und du kannst uns natürlich Gesellschaft leisten”, fügte er hinzu.
    Scheu lächelte sie ihn an. “Ich denke, lieber nicht, Mylord.”
    Ihre Ablehnung überraschte ihn, ja, kränkte ihn sogar. “Du willst nicht?”, fragte er und hätte beinah hinzugefügt: nach der letzten Nacht?
    “Nein!”, rief sie, und ihre Stimme erinnerte ihn an die leidenschaftlichen Seufzer der letzten Nacht. “Ich kann nicht reiten! Wenn ich es versuchte, würde ich unweigerlich herunterfallen.”
    Er lachte und griff spontan nach ihrer Hand, hob sie an die Lippen und küsste sie. In dem Augenblick, da er ihre Haut schmeckte, verschwand jeder Gedanke an Reiten und Pferde. “Ich will es dich lehren”, sagte er und dachte an all das, was er ihr beibringen wollte. Nichts davon hatte etwas mit Pferden zu tun. “Wenn du es gestattest, werde ich dich alles lehren, was du wissen musst.”
    Atemlos sah sie ihn an und errötete. “Sie dürfen mich alles lehren, Mylord”, flüsterte sie und senkte den Blick.
    Das Verlangen, das ihn jetzt überkam, war heftiger als alles, was er je erlebt hatte. Es fiel ihm nicht leicht, ihre Hand loszulassen, aber danach verneigte er sich. “Bis heute Nachmittag”, sagte er kurz.
    Sie erwiderte nichts.
    Da erst bemerkte er, dass er ihre Schwester bisher nicht beachtet hatte, und nickte ihr zu. Dann streckte er die Hand aus und berührte Neds Wange. Es war das erste Mal, dass er den Jungen anfasste, und seine Gefühle überwältigten ihn.
    Dies ist mein Kind, mein Sohn.
Er wusste es ganz sicher, mit jeder Faser seines Herzens wusste er es.
    Ned lächelte ihn an, und keine Spur von Misstrauen lag mehr in seinem Gesicht.
    Tyrell lächelte zurück. Dann richtete er sich auf, spürte, dass ihm das Blut in die Wangen gestiegen war, und begegnete Elizabeths überraschtem Blick. Einen Moment lang sahen sie einander an, und er hatte auf einmal das Gefühl, seiner Gemahlin und seinem Sohn gegenüberzustehen.
    Erst als er sich umwandte und davonging, begriff er, was er gerade gedacht hatte, und war entsetzt.
    Tyrell hatte beschlossen, nach Wicklow zurückzureiten, und so trabte er auf einem schönen schwarzen Hengst neben der Kutsche her. Er sprach nur wenig, doch das machte Lizzie nichts aus. Außer Ned und Rosie leistete ihr auch Georgie Gesellschaft, und sie war überdies sehr aufgeregt. Nachdem sie die erste Nacht in einem Gasthaus verbracht hatten, das an der Straße lag, waren sie fast den ganzen nächsten Tag unterwegs. Erst am späten Nachmittag rollte die Kutsche durch ein hohes schmiedeeisernes Tor.
    Lizzie beugte sich weit aus dem Fenster und versuchte, möglichst

Weitere Kostenlose Bücher