Im Rausch der Dunkelheit - Guardians of Eternity 5
Werwölfin mit Bindungsängsten zu tun zu haben.
»Ich benötige kein Orakel, das mir sagt, dass Regan entschlossen ist, eine einsame Wölfin zu bleiben.«
Regan, die das Warten offensichtlich satthatte, stemmte
die Hände in die Hüften und funkelte die beiden Vampire gereizt an.
»Ziehen wir das jetzt durch, oder was?«
Styx warf Jagr einen amüsierten Blick zu. »Ein herrisches kleines Ding, nicht wahr?«
»Ihr habt ja keine Ahnung.«
Regan gab sich geschlagen. Sie drehte auf dem Absatz um und marschierte über die Straße auf den still daliegenden Teeladen zu.
»Vielleicht sollten wir dafür sorgen, dass sie nicht in Schwierigkeiten gerät«, murmelte Styx.
»Wenn das nur möglich wäre …« Jagr eilte hinter Regans kleiner Gestalt her. Das Gefühl der Dringlichkeit sorgte dabei für ein hohes Tempo, als sie durch das Tor in dem Palisadenzaun verschwand und um das Haus herumging. Selbst aus einiger Entfernung war deutlich der Geruch von verfaulenden Pfirsichen in der Luft wahrzunehmen.
»Regan!«
Sie hielt abrupt an, und ihr Gesicht hatte einen wachsamen Ausdruck angenommen. »Ich rieche es. Ist er tot?«
»Ja.« Jagr musste Gaynors Leichnam nicht sehen, um die Gewalt zu spüren, in die das Haus gehüllt war. »Und sein Tod war nicht angenehm. Es gibt eine Menge Blut.«
Styx löste sich aus den Schatten und untersuchte die zerbrochene Verandatür. »Dort liegen drei tote Wolfstölen sowie eine ohnmächtige, und außerdem der tote Kobold. Sonst kann ich niemanden wahrnehmen.«
Jagrs Blick schweifte durch den dunklen Garten, und seine Instinkte kribbelten warnend.
»Das bedeutet nicht, dass sich hier niemand herumtreibt«, knurrte er. »Diese verdammten Amulette machen es uns unmöglich, Gewissheit zu haben.«
Styx runzelte die Stirn. »Wir sollten das Haus rasch durchsuchen. «
»Geht Ihr.« Jagr setzte seine argwöhnische Untersuchung fort. »Wir werden hierbleiben.«
»Jagr …«
Er legte Regan einen Finger auf die Lippen, um ihren Protest zu unterbrechen. »Nein, Regan, das hat nichts damit zu tun, dass ich dich beschützen will.«
Styx trat näher an ihn heran. »Was gibt es?«
»Ich kann meinen Finger nicht darauf legen. Ich denke einfach, wir sollten wachsam sein.«
Der uralte Vampir nickte. Er zog Jagrs vages Unbehagen nicht in Zweifel.
»Ich vertraue Euren Instinkten, mein Bruder. Ich werde nicht lange fort sein.«
KAPITEL 19
R egan sah zu, wie der sehr große, sehr furchteinflößende Styx durch die Verandatür ins Innere des Hauses verschwand, bevor sie sich umdrehte und Jagr stirnrunzelnd ansah.
Sie fühlte sich merkwürdig benommen, als der Geruch von Tod und Gewalt sie einhüllte.
Das war nach den vergangenen Tagen vielleicht nicht besonders überraschend.
Es gab eine Grenze dessen, was eine Frau ertragen konnte, ohne emotional überfordert zu sein, selbst eine, die an dämonische Brutalität gewöhnt war.
Das hieß allerdings nicht, dass sie sich der Gefahr nicht bewusst war, die sie weiterhin verfolgte.
Sie musste Jagr nur in das angespannte Gesicht sehen, um daran erinnert zu werden.
»Was fühlst du?«, flüsterte sie ihm zu.
»Wir werden beobachtet.« Ohne auch nur in ihre Richtung zu blicken (das schien an diesem Abend die allgemeine Tendenz zu sein), zog Jagr zwei Dolche aus seinem Stiefel und gab ihr einen davon. »Hier.«
Sie nahm den Dolch behutsam entgegen und verzog das Gesicht angesichts der langen und tödlich scharfen Klinge.
»Silber?«
»Ja.Versuche dich nicht zu stechen.«
»Ich weiß, wohin ich ihn dir gerne mal stechen würde.«
Regan erwartete eine scharfe Entgegnung und war nicht darauf gefasst, dass Jagr sich mit ernstem Gesicht langsam umdrehte.
»Sind wir dazu bestimmt, Feinde zu sein, meine Kleine?«
Sie wusste nicht, was sie auf die leise, aber unerbittliche Frage antworten sollte.
Gott, dieser Vampir machte sie fertig. Warum konnte er sie nicht einfach in Panik ausbrechen und sich von ihrem launenhaften, völlig irrationalen Verhalten vertreiben lassen?
Das hätte ein anständiger Dämon getan.
Stattdessen stand er einfach da und starrte sie mit seinem distanzierten, eisigen Gesichtsausdruck an. Sie wusste, dass Jagr dahinter versteckte, wie viel ihre Antwort ihm bedeutete.
»Nein«, flüsterte sie schließlich, nicht imstande, ihm den endgültigen, unabänderlichen Schlag zu verpassen. »Ich will nicht deine Feindin sein, Jagr. Von Feinden scheine ich schon genug zu haben.«
Er hob eine Hand und legte sie sanft an ihr Gesicht.
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