Im Rausch der Dunkelheit - Guardians of Eternity 5
eine Frau, die so offensichtlich große Sehnsucht nach meiner Berührung hat, eine so große Furcht vor ihrer eigenen Begierde hat.«
KAPITEL 6
D er hohe Gebirgskamm mit Blick auf den Mississippi südlich von Hannibal war perfekt geeignet, um ein Rudel abtrünniger Wolfstölen zu verstecken. Die verlassene Blockhütte war kilometerweit vom nächsten Nachbarn entfernt, und das dichte Gewirr von Bäumen schreckte alle bis auf die entschlossensten Wanderer ab. Aber es war nicht nur die Isolation, die Sadie und ihr Rudel zu dem entlegenen Berggipfel geführt hatte.
Nein, es war die nachhallende Magie, die noch immer in der fruchtbaren schwarzen Erde spürbar war, und die Macht der aufgewühlten Gewässer unter ihnen. In längst vergangenen Zeiten hatte das Land den Indianern gehört, und die Überbleibsel ihrer Hingabe an die Natur waren noch immer mit großer Macht spürbar und hallten in Sadie wider wie der Klang einer Stimmgabel.
Es war nicht so, dass sie ein elegantes Herrenhaus inklusive unbezahlbarer Kunstwerke und einer Menge Marmor nicht vorgezogen hätte. Sie mochte im Herzen ein Tier sein, aber sie sehnte sich nach den schönen Dingen des Lebens. Genau wie damals vor beinahe dreißig Jahren, als sie in den scheußlichen Gassen von St. Louis auf den Strich gegangen war.
Damals war sie Caine zum ersten Mal begegnet, der Wolfstöle, die ihr versprochen hatte, sie zu einer Königin zu machen, bevor sie sie gebissen und ihre Welt für immer verändert hatte.
Sie wartete noch immer auf die Sache mit der Königin, dachte sie trocken, als sie durch den Hauptraum der Blockhütte ging, die zunehmend von der Dunkelheit verschluckt wurde. Die Hütte hatte nicht mehr zu bieten als eine verlotterte Couch, zwei gepolsterte Stühle und einen steinernen Kamin. Nicht einmal ein Bild hing an den einfachen Holzwänden.
Das war so weit von dem Palast entfernt, von dem sie träumte, wie die verwahrloste Pension, die sie früher mit drei anderen Huren geteilt hatte.
Aber andererseits liefen Revolutionen kaum jemals ohne Opfer ab.
Oder auch ohne Blut, wie ihr einfiel, als ein heiserer Schrei aus dem Schuppen hallte, der an die Blockhütte angeschlossen war.
Ein kleines Lächeln bildete sich auf ihren schmalen Zügen, die manche als grausam bezeichnen würden. Es gab allerdings nicht viele Männer, denen der Anflug von boshaftem Feuer, das tief in ihr brannte, etwas ausmachen würde. Menschen mochten sich von ihrer blassen, noch immer glatten Haut angezogen fühlen, die einen Kontrast zu ihrem taillenlangen, rabenschwarzen Haar und ihren glühenden Augen bildete, aber Wolfstölen wurden von den harten Muskeln ihres schlanken Körpers und ihrer gewalttätigen Ausstrahlung in die Knie gezwungen, die süßen Schmerz versprachen.
Sadie ließ ihre Hände über die schwarze Lederhose gleiten, die tief auf ihren Hüften saß und zu dem kaum vorhandenen rückenfreien Oberteil passte, und überlegte, ob sie in den Schuppen zurückkehren und eine hochwertige Folter mit ihrem Gefangenen genießen oder ob sie auf die Jagd gehen sollte. Doch da stieg ihr ein vertrauter Geruch in die Nase, der sie durch den Raum eilen ließ.
Sie riss die Tür auf und runzelte die Stirn, als die große, schlanke Wolfstöle aus den dichten Schatten unter den Bäumen trat.
Dieser Mann war mit seinem dunklen Haar, das er in der Mitte gescheitelt trug und das ihm bis an den kräftigen Kiefer reichte, ein leckeres Spielzeug. Seine Augen waren indigoblau und von dichten Wimpern umgeben, und seine Gesichtszüge waren fein gemeißelt, mit der Perfektion eines bösen Jungen. Er war ein Bild von einem Mann, was von dem präzise gestutzten Ziegenbart noch unterstützt wurde.
Einfach köstlich.
Heute Abend bestand ihr erster Gedanke jedoch nicht darin, ihn zu besteigen wie einen mechanischen Bullen, sondern sie empfand puren Zorn darüber, dass er offensichtlich seine Mission nicht ausgeführt hatte.
Sadie trat zur Seite und wartete darauf, dass Duncan die Blockhütte betrat, bevor sie die Tür zuschlug und sich gegen die Holzpaneele lehnte.
Draußen durchstreiften ein halbes Dutzend Wolfstölen und ihre persönliche Hexe die Wälder und bewachten ständig die Umgebung. Sie konnte das gelegentliche Rascheln des Unterholzes hören, als sie die Hütte umkreisten. Niemand würde ohne ihre Erlaubnis stören.
»Wo ist das Miststück?«, knurrte Sadie. Sie hatte nie zu dem Typ gehört, der sich mit Höflichkeitsfloskeln aufhielt. Warum sollte sie ein Skalpell
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