Im Rausch der Dunkelheit - Guardians of Eternity 5
durch die Fenster. Leer. Falls es den Wolfstölen nicht gelungen war, außerdem noch unsichtbar zu werden.
Schließlich näherte sich Jagr der Tür und hüllte sich in Dunkelheit, als er sie öffnete und lautlos hineinglitt. Er duckte sich und wappnete sich für einen Angriff. Als dieser nicht erfolgte, richtete er sich auf und ließ seinen Blick über die Einbauküche und das Wohnzimmer schweifen, die in den beengten Raum gestopft worden waren.
Das alles wirkte …
Menschlich.
Es entsprach überhaupt nicht dem verschwenderischen Lebensstil, den die Kobolde bevorzugten.
Allerdings hatte Regan behauptet, Culligan sei schwach. Wenn er keine Zauber oder Portale erschaffen konnte, war er abhängig von anderen Mitteln, um Reichtum anzuhäufen.
Zum Beispiel, eine verletzliche junge Werwölfin in seiner geschmacklosen Schau zu missbrauchen.
Mit einem leisen Knurren ging Jagr auf den hinteren Bereich
des Wohnmobils zu. Er wusste bereits, was er vorfinden würde, als er die Tür zum Schlafzimmer öffnete.
Allerdings waren Wissen und Sehen zwei sehr verschiedene Dinge.
Der kleine Raum war von Gitterstäben aus reinem Silber umgeben. Die Wände, die Decke, die Fenster und selbst die Innenseite der Tür.
Noch schlimmer war die Tatsache, dass es silberne Handfesseln und Ketten gab, die auf ein schmales Feldbett geworfen worden waren, bei dem es sich um das einzige Möbelstück handelte, abgesehen von einem winzigen Fernsehgerät und einem Regal mit zerlesenen Büchern.
Dort hatte Regan die vergangenen dreißig Jahre gelebt. Dort war sie von einem brutalen Herrn und Meister aufgezogen und regelmäßig missbraucht worden.
War sie gezwungen gewesen, die Handfesseln zu tragen, immer wenn sie in diesem Raum gewesen war?
Die zerstörerischen Verbrennungen mussten beinahe unerträglich gewesen sein und hatten sie wohl so sehr geschwächt, dass sie kaum hatte funktionieren können.
Kalter, tödlicher Zorn brannte in ihm.
Jemand würde dafür bezahlen.
Mit seinem Blut.
So gefangen in seinen düsteren Gedanken, wie er war, war es der Jasminduft, der dafür sorgte, dass er sich abrupt umdrehte und in den vorderen Teil des Fahrzeugs zurückkehrte.
»Nicht, Regan«, sagte er heiser zu ihr. Seine Stimme klang belegt, und sein muttersprachlicher Akzent war herauszuhören, als er zusah, wie sie durch die Tür kletterte.
Ungeheure Furcht umgab sie und erfüllte den beengten Raum, doch ihr schönes Gesicht war hart vor Entschlossenheit.
»Ich muss es sehen.«
»Wenn es etwas zu entdecken gibt, werde ich es finden. Es ist nicht notwendig …«
»Es ist sehr wohl notwendig, Jagr«, unterbrach sie ihn. Ihre Stimme war leise und rau.
»Weshalb?«
»Um zu beweisen, dass ich es kann.«
Jagr trat auf sie zu und umfasste ihr kaltes Gesicht mit der Hand. »Du musst nichts beweisen, Regan. Niemandem.«
»Ich tue das für mich. Ich werde mich nicht von den Erinnerungen an Culligan oder der Hölle verfolgen lassen, die er mich hat erleben lassen.« Sie holte zitternd Luft. »Ich gebe ihm diese Macht nicht.«
Eine düstere, durchdringende Erinnerung daran, wie er durch eine tiefe Höhle geschlichen war, um seine Feinde ohne Gnade niederzumetzeln, blitzte in Jagrs Gedanken auf, bevor es ihm gelang, sie aus seinen Gedanken zu verdrängen.
Hier ging es um Regan.
Und den gärenden Schmerz, der wie Gift durch ihr Blut strömte.
»Er verlor alle Macht über dich, als du überlebtest«, meinte Jagr heiser und wünschte sich mit aller Macht, dass sie die Wahrheit in seinen Worten glaubte. »Deine Stärke und dein Mut überwanden alles, was er dir antun konnte. Du hast deinen Dämon besiegt.« Ein Lächeln lag auf seinen Lippen, und die immer präsente Hitze funkelte in seinen Augen. »Ich wette, das ist nicht der letzte Dämon, den du besiegen wirst.«
Wie er es beabsichtigt hatte, ließ sich Regan schnell ablenken, und Röte stieg ihr in die Wangen, als sie ruckartig vor seiner innigen Berührung zurückwich.
»Sie haben gesagt, Sie riechen Blut.«
»Ja.« Jagr begab sich in den vordersten Teil des Wohnmobils und war gezwungen, sich vorzubeugen, als er einen prüfenden
Blick auf den Fahrersitz warf. »Ich weiß nicht, weshalb Culligan nach Hannibal kam, doch sein Empfangskomitee war in schlechter Stimmung.«
»Er ist tot?«
»Er war noch am Leben, als er das Wohnmobil verließ, doch er war verletzt.«
»Verdammt.«
In einem unerwarteten Tempo drang Regan tiefer in den Wohnbereich des Wohnmobils vor und schlug Löcher in die
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