Im Rausch der Dunkelheit - Guardians of Eternity 5
Zunge an seinem Gaumen aufzuspießen.
Der Schrei, der von unerträglichen Leiden kündete, war gedämpft, aber dadurch nicht weniger süß.
Hohe Steilküsten machten das Land südlich und westlich von Hannibal aus, dann wurde es allmählich flacher, bis es aus sanft ansteigenden Wiesen und stark bewaldeten Gebieten bestand. Als Jagr sich hinhockte, um den schmalen, unbefestigten Weg zu untersuchen, konnte er das Rascheln von Waschbären und Opossums ebenso hören wie das einheimischer Hirsche. Genau das Wild, das ein Rudel hungriger Wolfstölen anlocken würde.
Nur schade, dass in der Luft keine Spur von den Wolfstölen zu entdecken war. Es gab keinen Geruch, keine Fährte, nicht einmal ein vereinzeltes Haar.
Neben ihm raschelte es wieder, und der Duft von Mitternachtsjasmin reizte seine Sinne.
Regan.
Er spannte den Kiefer an, als sein Körper schmerzhaft auf ihre Nähe reagierte.
Götter, er hatte gedacht, dass die Tage seiner Folter hinter ihm lägen. Er hatte seine Feinde niedergemetzelt und war in die Sicherheit seines Verstecks zurückgekehrt. Sein Leben sollte eigentlich aus Frieden und stiller Besinnung bestehen.
Aber sicher.
Die Art und Weise, wie sein Körper für eine Werwölfin entbrannt war, die sich nicht entscheiden konnte, ob sie ihm die Kleider vom Leib reißen oder ihm einen Pflock ins Herz rammen sollte, hatte nichts Friedliches. Und ebenso wenig das Wissen, dass er sein Todesurteil riskierte, indem er Styx’ Befehl, Regan nach Chicago zurückzubringen, ignorierte, damit die von ihrer Rache besessene Frau ihren Feind töten konnte. Oder auch die Tatsache, dass sein sauer verdientes Misstrauen gegenüber anderen langsam und unablässig untergraben wurde.
Es war kein Wunder, dass er in der Stimmung war, etwas zu beißen.
Oder genauer, jemanden.
Jagr erhob sich geschmeidig und wandte den Kopf, um die Frau, die neben ihm stand, prüfend anzublicken.
Wie von Zauberhand schwächten sich sein Zorn und seine Frustration ab, sodass nur noch Resignation zurückblieb.
Womöglich hatte Regan ihn verzaubert. Oder vielleicht waren die brutalen Barrieren, die er um sich selbst errichtet hatte, einfach ihrer machtvollen Anziehungskraft nicht gewachsen.
Was auch immer davon zutraf, er wusste, dass er nicht annähernd so sehnsüchtig darauf wartete, in die dunkle Einsamkeit seines Verstecks zurückzukehren, wie es eigentlich der Fall sein sollte.
Regan, die von einem Fuß auf den anderen trat, räusperte sich schließlich. Seit sie die Höhle verlassen hatten, hatte sie sich grimmig geweigert, ein Wort zu sprechen, zweifelsohne in der Annahme, dass ihr Schweigen eine Art Bestrafung sei.
Er wollte ihr äußerst ungern sagen, dass er in der vortechnisierten Zeit Jahrzehnte verbracht hatte, in denen kein einziges Geräusch seine Studien gestört hatte. Abgesehen davon wusste er, dass ihr Schweigen nicht von Dauer sein würde. Sie gehörte nicht zu den Frauen, die ihre Emotionen unterdrücken konnten.
Sie gehörte eher zu den Frauen, die einem ins Gesicht spuckten und in den Hintern traten.
Ganz so, wie es ihm gefiel.
»Nun?«, fragte sie.
Jagr verkniff sich sein Lächeln über ihren scharfen Tonfall. »Hier habe ich die Fährte des Kobolds verloren.Wie sieht es bei dir aus?«
Sie sah sich mit gerunzelter Stirn auf dem freien Feld um. »Es war hier irgendwo.Vielleicht näher an den Bäumen da drüben. «
»Dann werden wir dort mit der Suche beginnen.«
Bevor er einen Schritt machen konnte, hatte Regan störrisch die Arme vor der Brust verschränkt.
»Es würde schneller gehen, wenn wir uns trennen.«
Bei ihrem Vorschlag warf er ihr einen ironischen Blick zu. »Damit ich den Rest der Nacht damit verbringen kann, dich aufzuspüren? Ich denke nicht. Du bleibst an meiner Seite.«
»Gott.« Ihre Augen glänzten im Mondlicht. Es war nicht das Glühen einer Werwölfin, die kurz davor stand, sich zu verwandeln, sondern das einer zornigen Frau. Ebenso gefährlich. »Reicht es nicht, dass ich die vergangenen dreißig Jahre eingesperrt war? Komme ich von einer Hölle in die andere?«
Er kniff die Augen zusammen. »Mein einziges Ziel ist es, dich in Sicherheit zu bringen, Regan, nicht, dich einzusperren.«
»Na ja, es fühlt sich erstaunlicherweise genau so an.«
Mit einem Fauchen packte Jagr sie an den Armen und betrachtete sie mit aufflammendem Ärger. Er würde viele Dinge aushalten, aber nicht, mit einem rückgratlosen Feigling verglichen zu werden, der eine junge Frau verletzte.
»Gib acht,
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