Im Rausch der Dunkelheit - Guardians of Eternity 5
Farbenspiel aus Rosa- und Pfirsichtönen. Das Licht funkelte auf dem Tau, der an dem Gras haftete, und wurde gebrochen, bis es wirkte, als sei die ganze Welt in Pastellfarben getaucht.
Regan bemerkte das überwältigende Schauspiel kaum. Oder auch die Nässe am Saum ihrer Jeans. Sie hatte ein Ziel und würde sich durch nichts ablenken lassen.
Sie suchte sich eine direktere Route zurück zum Teeladen, versteckte sich im Gebüsch und studierte das hübsche Gebäude lange Minuten.
Allmählich erwachte das stille Viertel zum Leben. Eine Frau in einem schicken Hosenanzug stieg in ihren Lexus und fuhr mit aufheulendem Motor die Straße hinunter. Ein älterer Mann
fegte seine Veranda. Ein Kind drückte sein erwartungsvolles Gesicht gegen die Fensterscheibe.
Alles menschlicher Alltag, ohne dass ein Tierchen zu sehen war.
Regan richtete sich auf und spurtete über die Straße. Jetzt oder nie.
Sie umrundete das Haus mit all seinen Zierspalieren und geschmacklosen Vogelbädern und ließ sich von ihrer Nase zum Küchenfenster leiten. Dort nutzte sie ihre beträchtliche Stärke, um den Fensterrahmen ein paar Zentimeter nach oben zu schieben und die diversen Düfte einzuatmen.
Sie schnitt eine Grimasse, als sie die berauschenden Aromen wahrnahm. Heilige Scheiße. Jagr hatte recht gehabt, als er Gaynor beschuldigt hatte, sein Essen zu verhexen. Obwohl sie gegen die Magie unempfindlich war, konnte sie spüren, wie ihr das Wasser im Mund zusammenlief.
Diese verdammten Kobolde.
Regan schloss die Augen und konzentrierte sich darauf, in ihrem Geist die verschiedenen Teesorten, die Gebäckstücke und die Süßigkeiten zu durchsuchen. Schließlich stieß sie auf den Geruch von Erdnussbuttertoffees.
Wie sie gehofft hatte, war der Geruch unverwechselbar: reichhaltige, cremige Erdnussbutter mit einer kräftigen Dosis Koboldmagie.
Das bedeutete, sie würde es mit keiner anderen Toffeesorte verwechseln, bei denen es sich um eins der Grundnahrungsmittel in Hannibal zu handeln schien.
Sie umrundete den Teeladen ein letztes Mal, obwohl sie wusste, dass derVersuch, hier irgendeinen Hinweis auf Jagr oder den verdammten Kobold zu finden, vergeblich war. Schließlich drehte sie auf dem Absatz um und lief in Richtung Osten.
Gaynor hatte zugegeben, dass er den Fluss an Sadie gerochen
hatte, und da Jagr keine Lüge bei ihm hatte entdecken können, hatte sie die Hoffnung, dass die Wolfstöle sich immer noch in der Nähe des Flusses aufhielt.
Sie weigerte sich, über das Wissen nachzudenken, dass der Mississippi mehr als dreitausend Kilometer lang war, und lief durch die fast leeren Straßen, wobei sie die heulenden Hunde und die gelegentlich vorbeirasenden Autos nicht beachtete.
Einen kurzen Moment lang fragte sie sich, ob Levet einen sicheren Ort gefunden hatte, an dem er sich in Stein hatte verwandeln können. Obwohl sie im Lauf der Jahre immer wieder gehört hatte, dass Gargylen nahezu unzerstörbar waren, wusste sie nicht, ob das auch auf die Miniaturausgabe zutraf, und im Gegensatz zu Jagr fand sie den winzigen Dämon seltsam charmant. Ihr gefiel der Gedanke nicht, dass er bei dem Versuch, ihr zu helfen, möglicherweise verletzt worden sein könnte.
Regan vergaß den Gedanken an Levet, als sie den pittoresken historischen Teil der Stadt erreichte. An den Stufen, die zu dem Leuchtturm oben auf der Steilküste hinaufführten, wandte sie sich nach rechts und eilte an den Antiquitäten- und Geschenkläden vorbei, die inzwischen in den alten Gebäuden ansässig waren. Zum Glück hatte sie sich die Zeit genommen, Gaynors spezielles Toffeerezept auszuschnüffeln. Die gesamte Gegend roch nach dem Zeug.
Sie drehte sich wieder um, lief an der Frühstückspension vorbei, die früher einmal auf die vorbeifahrenden Dampfschiffe ausgerichtet gewesen war, und erklomm den Damm dahinter. Von dort war es ein leichter Dauerlauf bis zum Flussufer.
Kurz zögerte sie, bevor sie sich nach Süden wandte. Sie weigerte sich grimmig, einen Blick auf den Steilhang zu werfen, wo sie die Höhle mit Jagr geteilt hatte. Die Wolfstölen würden wohl einen Ort außerhalb der Stadt bevorzugen, wo sie mühelos jagen konnten, weit weg von neugierigen Blicken.
Wenn sie nicht in wenigen Stunden eine Spur von ihnen entdeckte, würde sie wieder zurückgehen und ihr Glück nördlich der Stadt versuchen.
Das war vielleicht kein großartiger Plan, aber besser, als in Tanes Versteck zu sitzen und Löcher in den Teppich zu laufen.
Na ja, wenigstens geringfügig besser,
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