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Im Rausch der Freiheit

Im Rausch der Freiheit

Titel: Im Rausch der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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zurück in die Alte Welt verbannt worden. Für die Neue war er nicht gut genug.
    London gefiel Tom vom ersten Moment an. Diese vibrierende Stadt lag ihm. Obwohl Oliver Cromwell und die Puritaner zehn Jahre lang über England geherrscht hatten, war das große Experiment einer Regierung ohne einen König letztlich in Chaos und Kriegsrecht versunken. Als Tom ankam, hatten die Engländer bereits den Sohn des toten Königs, einen zweiten Karl, wieder auf den Thron gehoben. Und König Karl II. war ein munterer Geselle. Sein jüngerer Bruder Jakob, der Herzog von York, mochte hochmütig und steif sein, aber der König selbst war geschmeidig und klug. Er hatte keine Ambitionen, wie sein Vater auf dem Schafott zu enden. Nach jahrelangem Exil wollte er sich amüsieren und war froh, wenn seine Untertanen das ebenfalls taten. Er liebte die Frauen, Pferderennen und das Theater. Außerdem interessierte er sich ernsthaft für die Wissenschaften.
    Das London, das Tom empfing, lag auf der Wasserscheide zwischen zwei Welten: der mittelalterlichen und der modernen. Durch die Expansion der britischen Besitzungen in Übersee boten sich den geschäftstüchtigen Kaufleuten von London zahlreiche Gelegenheiten, ihr Glück zu machen. Reiche Aristokraten und Gentlemen gaben in der Mode den Ton an. Es wurden die verschiedensten Arten von Unterhaltung geboten. Ein Jahr lang war Tom sehr glücklich gewesen.
    Und dennoch, nach einer Weile hatte er angefangen, sich nach Amerika zu sehnen. Nicht nach Boston oder seiner puritanischen Familie, wohl aber nach anderen, schwerer zu definierenden Vorzügen: einem Gefühl von Weite, von der Möglichkeit, die Welt neu zu erschaffen. Es war eine Sehnsucht nach Freiheit. Der Freiheit der Wildnis vielleicht. Er hätte dieses Gefühl nicht in Worte fassen können.
    Jetzt, da sein Vater gestorben war, gab es vermutlich nichts, was ihn von der Rückkehr abhalten konnte.
    Und da war noch eine weitere Entwicklung, die es zu bedenken galt. Hier in London kursierte das Gerücht, König Karl II. und sein Bruder Jakob würden sich neuerdings verstärkt für die amerikanischen Kolonien interessieren. Falls das zutraf, wäre das ein zusätzlicher Grund für einen ehrgeizigen jungen Mann wie ihn, sich wieder nach Amerika zu wenden.
    Was sollte er also machen? Sollte er bleiben und weiter die Annehmlichkeiten Londons genießen, oder sollte er sich über den Ozean wagen? Es würde ein Kinderspiel sein, dem Handelsherrn, für den er arbeitete, weiszumachen, dass Eliot ihn, da ihr Vater tot war, zurückgerufen habe. Seine wenigen Habseligkeiten zu packen würde nicht viel Zeit erfordern. Das Schiff, vor dem er stand, legte am nächsten Tag ab mit Ziel Boston. Der Kapitän hatte noch eine Koje frei. Sollte er zugreifen?
    Er hielt inne, lachte in sich hinein, zog eine Münze aus dem Beutel und warf sie in die Luft. Kopf: Boston. Zahl: London.
    *
    Oben im Norden ließ der Donner seine Stimme vernehmen. Aber voraus, dort wo der Strom das offene Wasser der Bucht erreichte, breitete sich ein See von flüssigem Gold aus.
    Van Dyck hatte am vorigen Abend versucht, Bleiche Feder mithilfe einer Landkarte, die er für sich gezeichnet hatte, die Bedeutung des Ortes begreiflich zu machen. Er hatte mit dem Stiel seiner Pfeife gedeutet und erklärt.
    »Dieser Strich, der gerade von oben nach unten verläuft, ist der Nordfluss. Viele Tage stromaufwärts gibt es große Seen und Wasserwege, die bis ganz hinauf zu den Regionen des Eises reichen. Links vom Fluss« – er strich mit der Pfeife waagerecht über das Papier – »liegt der ganze amerikanische Kontinent. Zu seiner Rechten«, und hier deutete er auf einen riesigen dreieckigen Landkeil, der mit der Spitze nach unten zeigte und dessen breite Basis weit in den Atlantik hineinragte, »sind die Territorien Connecticut, Massachusetts und viele andere Länder. Und hier neben ihnen ist der große Ozean, den meine Leute überquert haben.« Dann zog er mit seiner Pfeife eine Linie hinunter zur Südspitze des Keils und zeigte auf eine lange Insel, um die zwanzig Meilen breit und hundert Meilen von einem zum anderen Ende, gleichsam längsseits des Keils im Atlantik vertäut. Zwischen dieser Insel und dem Festland zog sich ein langer, geschützter Sund hin. »Rings um dieses Gebiet« – er umkreiste die Südspitze des Keils und das angrenzende Ende der Insel – »hat dein Volk viele Generationen lang gelebt. Und das« – er klopfte auf den südlichsten Zipfel des Keils – »ist

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