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Im Rausch dieser Nacht

Im Rausch dieser Nacht

Titel: Im Rausch dieser Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Broadrick
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hervor, nicht als Trauer oder Verzweiflung, sondern als namenlose Wut auf alles und jeden: auf die Schule, die sie daran gehindert hatte, mit ihren Eltern nach Griechenland zu fliegen, auf die Fluggesellschaft und die Piloten, die das Flugzeug hatten abstürzen lassen, Wut sogar auf ihre Eltern, die sie allein zurückgelassen hatten, und schließlich auch auf sich selbst, dass sie nicht bei ihnen gewesen war.
    Sherri musste miterleben, wie ihr Elternhaus ausgeräumt und verkauft wurde. Als sie gefragt wurde, hatte sie gesagt, dass sie nichts von all dem behalten wollte. Aber ihre Tante wusste es glücklicherweise besser und hatte etliche Erinnerungsstücke gerettet, die Sherri später wie einen Schatz hütete.
    Irgendwann hatte Sherri es geschafft, ihren Schmerz zu verarbeiten. Aber der Preis dafür war hoch. Sie wurde immer introvertierter, ließ kaum noch jemanden an sich heran, und es war ihr kaum möglich, zu jemandem Vertrauen zu fassen oder jemandes Hilfe zu akzeptieren. Zu groß war die Angst vor einem weiteren Verlust, von dem sie nicht gewusst hätte, wie sie ihn verkraften sollte.
    So hatte sie gelernt, zu überleben, klaglos zu meistern, was auf sie zukam, und auf sich allein gestellt zu leben. Nur ein einziges Mal war sie von diesem Kurs abgewichen: Als sie schon erwachsen war, hatte sie es zugelassen, dass ihr jemand nahekam. Es hatte in einer bitteren Enttäuschung geendet.
    In der Folge war Sherri darauf bedacht, sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren, und hatte den Ehrgeiz entwickelt, darin die Beste zu sein. Das genügte ihr. Sie brauchte keine Beziehung. Jetzt war sie vertieft in die Reinschrift für eine umfangreiche technische Bedienungsanleitung, die schon nächste Woche in den Druck gehen sollte. Mitten in dieser Arbeit erreichte sie die Nachricht, dass Brad Horton, ihr Chef, ein Meeting für zehn Uhr anberaumt hatte. Die Nachricht rief nicht nur bei ihr Erstaunen hervor. Normalerweise fanden die Meetings montags statt. Sherri passte die Unterbrechung nicht. Viel lieber hätte sie ihre Arbeit noch am selben Tag zu Ende gebracht. Vielleicht dauert es ja dieses Mal nicht so lange, tröstete sie sich.
    Als sie den Konferenzraum betrat, wunderte sich Sherri abermals. Nur fünfzehn ihrer Kolleginnen und Kollegen waren da und nicht, wie sonst üblich, die versammelte Belegschaft. Was sollte das werden? Gab es Belobigungen auszusprechen, vielleicht sogar Prämien? Sherri sah sich um. Es waren Mitarbeiter aus ihrer, aber auch aus anderen Abteilungen anwesend. Die anderen schienen genauso ratlos zu sein wie sie.
    Die vereinzelten leisen Gespräche verstummten. Brad Horton hatte den Raum betreten.
    Er ging zum oberen Ende des Tisches und blieb, die Hände auf dem Rücken verschränkt, stehen. „Ich danke Ihnen, dass Sie gekommen sind“, begann er. „Wie einigen von Ihnen vielleicht bekannt ist, befindet sich unser Unternehmen augenblicklich in einer schwierigen Lage. Die angestrebten Quartalsziele sind nicht erreicht worden. Die Geschäftsleitung hat sich eingehend mit dieser Situation auseinandergesetzt und ist zu Entscheidungen gekommen, die ihr nicht leichtgefallen sind. Aber wir müssen den Gegebenheiten ins Auge sehen, und leider gibt es keine andere Möglichkeit, als uns von einigen Mitarbeitern zu trennen.“
    Horton machte eine Pause. Es herrschte Totenstille im Raum. Sherri hatte das Gefühl, als wäre ihr das Herz stehen geblieben. Wer würde entlassen werden? Alle, die hier waren? Sie auch? Vorsichtig blickte sie nach links und rechts und sah überall dieselben verstörten Gesichter.
    „Ich möchte dabei betonen“, fuhr Brad Horton fort, „dass die Auswahl, die wir treffen mussten, nichts mit Ihrer Arbeitsleistung zu tun hat. Jeder Einzelne von Ihnen ist ein wertvoller Mitarbeiter, dessen Einsatz wir sehr schätzen. Dennoch verstehen Sie sicherlich, dass wir eine Wahl treffen mussten, da uns die wirtschaftliche Lage dazu zwingt, die Personalkosten deutlich zu senken.“
    Es war entsetzlich. Und es war beschämend. Ganz gleich, was Horton da vorne faselte, wie man es auch umschrieb, so bedeutete es nur eines: Sie alle hier waren gefeuert. Sherri versuchte, Ordnung in ihre Gedanken zu bringen. Aber es fiel ihr nicht leicht. Es war das erste Mal in ihrem Leben, dass sie vor die Tür gesetzt wurde. Verstehen konnte sie es nicht. Für ihre Arbeit hatte sie immer nur Lob und Anerkennung bekommen.
    Ihr brach der kalte Schweiß aus. Was sollte sie jetzt tun? Wie sollte sie Joan das beibringen? Der

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