Im Reich der Feuergöttin
gepeinigt auf, riß die Hand zurück und starrte entsetzt auf die verbrannte Haut seiner Finger und Handballen.
„Es ist verzaubert“, flüsterte jemand.
„Dann muß Mauni einen Gegenzauber wirken“, sagte Solanga.
„Und es muß schnell geschehen, bevor es uns alle verderben kann! Es ist Dämonenwerk!“
Solanga hatte eine heftige Entgegnung auf der Zunge, schwieg dann aber doch. Ein durchscheinendes Schwert aus einem gänzlich unbekannten Material, noch dazu eines, das bei Berührung die Hand eines Menschen verbrannte, konnte nur ein Werkzeug dunkler Mächte sein. Unwillkürlich richtete sich ihr Blick dorthin, wo die Dämonen hausten und die Welt endete.
Es war möglich, daß Mauni bis zum nächsten Tag auf Tau-Tau blieb. Keine andere als sie aber konnte das Böse vertreiben, das in der Klinge ruhte. Solanga trat von dem Fleischbrocken zurück.
„Schafft ihn in unser größtes Boot!“ befahl sie den Männern. „Wir werden ihn zu Mauni bringen, noch bevor die Hälfte der Nacht verstreicht!“
*
Loana war wie gelähmt. Alles in ihr drängte darauf, sich der Wahnsinnigen in den Arm zu werfen. Doch sie vermochte kein Glied zu rühren. Auch Artea stand wie versteinert. Loana konnte nicht fassen, daß jemand es wagte, sich gegen die Götter zu stellen, die Honga zurückgeschickt hatten.
Mauni stieß einen Schrei aus, riß die Hand mit dem Messer hoch über den Kopf, holte weit aus - und erstarrte mitten in der Bewegung.
Alle in der Hütte sahen es. Die Frauen wichen bis zu den Wänden zurück. Nur Loana und Mauni blieben stehen, unfähig zu atmen.
Honga schlug die Augen auf. Starr blickte er zur Decke, schien die Hand mit dem Messer nicht zu sehen, die wie festgefroren über ihm in der Luft hing. Nur allmählich klärte sich sein Blick, und seine Finger bewegten sich, als gehörten sie nicht zu diesem Körper.
Loana fand die Beherrschung als erste wieder. Mit einem Sprung war sie bei Mauni und entriß ihr das Messer. Die Matu ließ es sich aus der Hand nehmen, ohne Widerstand zu leisten. Erst jetzt sah Loana, daß sie zitterte.
Sie winkte Artea zu, die die Besessene an der Hand nahm und vom Lager des Helden fortzog. Einige Frauen fielen auf die Knie und griffen sich mit der Rechten ans Herz. Andere blieben stehen und beobachteten voller Mißtrauen, wie der so fremd wirkende Mann nun den Kopf drehte.
Loana beugte sich über ihn und nahm seine Hände. Sein Blick richtete sich auf sie. Noch war er benommen. Dann aber erschien ein schwaches Lächeln auf seinem Gesicht, und er flüsterte:
„Loana… Stammesmutter der Tau. Ich… bin zurückgekehrt…“
Loana spürte, wie ihr eine Gänsehaut über den Rücken lief und sich alles in ihr versteifte. Sie mußte sich zwingen, zu fragen:
„Du bist Honga?“
„Ich bin Honga“, sprach der Fremde. „Honga, der von euch zum Helden auserkoren und…“
„Warum sprichst du nicht weiter?“
Loanas Herz schlug heftig in ihrer Brust. Nun sahen es alle! Dieser Mann, so fremdländisch er auch aussehen mochte, war Honga, der im Feuerberg sein Leben gelassen hatte. Die Prophezeiungen waren wahrgeworden. Jene Frauen aus Loanas Stamm, die daran gezweifelt hatten, ließen sich auf die Knie fallen und neigten demütig ihre Häupter.
Nur Mauni blieb stehen, bebend und mit geweiteten Augen. Honga sah sie nun an, und es war, als ginge ein Ruck durch seinen stählernen Körper. Hongas Hand löste sich aus Loanas Griff, und anklagend deutete sie auf die Matu, während der Oberkörper des Helden sich jäh aufrichtete.
„Und der von ihr getötet wurde!“ rief er aus, unbarmherzig und hart. „Diese Frau dort war es, die mich heimtückisch aus dem Hinterhalt morden ließ! Niemals vergesse ich ihr Gesicht!“
„Du bist… wahnsinnig!“ schrie Mauni auf. Ihre beiden Begleiterinnen wechselten einen schnellen Blick und umklammerten ihre Waffen so fest, daß ihre Fingerknöchel weiß hervortraten. Mauni lachte irr und drehte sich zu Loana um. „Nie habe ich diesen Mann zuvor gesehen! Ich…“
Der Held schwang die Beine über den Rand des Lagers. Seine Brust schwoll an, als er einen tiefen Atemzug machte. Die Blicke seiner dunklen Augen waren brennend auf der Haut jener, die sie trafen.
„Natürlich hast du mich nicht so gesehen, wie ich nun vor dir sitze! Du standest vor Honga, dem Tau, und sprachst zu ihm, als er sich anschickte, den Drachenfelsen zu besteigen! Du redetest und lulltest mich in deine Magie ein, um mich von jenen abzulenken, die sich
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