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Im Reich der Feuergöttin

Im Reich der Feuergöttin

Titel: Im Reich der Feuergöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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Eingang und hielt die Neugierigen zurück, die das Wunder nun mit eigenen Augen bestaunen wollten. Brennende Fackeln machten die Nacht heller, als es je ein Tag in der Dämmerzone sein konnte, und ehe Loana mit dem Helden erschien, tauchte Guana, die Fischerin, zwischen den Wartenden auf und bahnte sich einen Weg zu Artea. Sie flüsterte ihr etwas ins Ohr.
    Artea starrte sie ungläubig an.
    „Am Strand, sagst du? Frauen von Matu-Om? Sie kommen uns gerade recht!“
    Heftig schüttelte Guana den Kopf.
    „Ihr müßt selbst sehen, was sie in ihrem Boot haben. Sie wollen, daß Mauni zu ihnen kommt, um…“
    „Mauni ist fort!“ Knapp berichtete die Jägerin über das Vorgefallene. Guana blickte sie. bestürzt an, schüttelte dann wieder den Kopf.
    „Dann muß Loana zu ihnen, um den Zauber zu wirken. Solanga, die Meeresjägerin, hat einen Dämonenfisch besiegt, und in ihm steckte ein Schwert, wie ich noch keines gesehen habe.“
    „Dann bringt es her.“
    Guana sagte nichts darauf. Sie hielt Artea nur die verbrannten Handflächen entgegen.
     
     
    *
     
    Mit dem Zweifel an Hongas Wiedergeburt waren auch die Stimmen verstummt, die hinter vorgehaltener Hand von Loanas Ablösung als Stammesmutter gesprochen hatten. Loanas Macht war in dieser Nacht gefestigter als jemals zuvor. Die Männer der Insel bereiteten alles für ein großes Fest vor, und zum Zeichen ihrer Reue und Demut halfen ihnen jene Frauen eifrig dabei, die sich zuvor gegen Loana gestellt hatten. Maunis Verfolger kehrten nicht zurück, und Honga wurde im Heldenhaus nochmals gesalbt und eingekleidet, bevor er sich auf den großen Dorfplatz vor der Hütte der Stammesmutter begeben sollte. Überall zwischen den Hütten brannten die Fackeln, und selbst der Feuerberg schwieg, als hielte die Göttin in ihrem verderblichen Wirken inne und verfolgte von ihrem Sitz aus das Geschehen im Dorf - und am Strand.
    Loana, Artea und Guana standen vor dem Boot der Matu und betrachteten voller Staunen und Scheu das seltsame Schwert, das noch im Fleisch des Dämonenfischs stach. Sie kannten Solanga und wußten, daß die Meeresjägerin schon während des Streites um die Bestimmung der Feuergöttin, als Mauni Ramoa nur knapp unterlag, im Gegensatz zu ihren Stammesgefährtinnen ruhig und besonnen geblieben war. Loana empfand keinen Groll ihr gegenüber, wenngleich sie wie Artea von der männerhaften Wildheit der Matu seltsam berührt war.
    Wieder erzählte Solanga ihre Geschichte, und wieder verschwieg sie dabei den Schwertfisch. Die Tau hörten schweigend zu. Erst als die Meeresjägerin geendet hatte, nickte Loana.
    „Du hast inzwischen gehört, was Mauni getan hat. Rechne nicht damit, sie lebend wiederzusehen. Unsere Männer mag sie verzaubern, aber jedes unserer Boote ist bewacht, und ohne sie kommt sie nicht von der Insel.“
    Doch Solanga schien nicht sehr betroffen. Sie deutete erregt auf das Schwert im Fleischbrocken und sagte fast flehend:
    „Dann wirke du den Gegenzauber, Loana! Entzaubere du diese Waffe des Bösen! Nimm den dämonischen Bann von ihr!“
    „Warum sollte ich das tun?“ hörte die Stammesmutter sich fragen.
    „Warum? Mutter der Tau. Es darf keine Macht über uns gewinnen!“
    Loana sah ein, daß die Matu recht hatte. Dennoch zögerte sie. Sie dachte an Honga und daran, daß eine einzige Frau den größten Dämonenfisch besiegt haben sollte, der jemals in diesen Gewässern gesichtet worden war. Zwei Wunder an einem einzigen Tag.
    „Etwas beginnt“, murmelte sie. „Etwas nimmt hier und heute seinen Anfang…“
    „Ich… verstehe dich nicht“, sagte Solanga.
    Die Stammesmutter winkte lächelnd ab. Dann verhärteten sich ihre Züge. Schatten huschten über das farblose Gesicht, als Loana die Arme von sich streckte und die Augen halb schloß.
    „Bringt das Schwert zu mir!“ forderte sie. Sogleich gab Solanga den Männern einen entsprechenden Befehl, und sie trugen den Ballen heran, sorgsam darauf bedacht, dem verzauberten Schwert nicht zu nahe zu kommen.
    Loana brauchte keine weiteren Hilfsmittel, um ihre Magie zu wirken. Die Fetische um ihren Hals und die Gelenke schützten sie selbst vor dem Einfluß des Bösen und gaben ihr die Kraft, ihre Sinne ganz auf das durchscheinende Schwert zu konzentrieren und dessen wahre Natur zu ergründen. Sie blickte es an, und plötzlich verschwammen seine Konturen vor ihrem Auge, lösten sich auf und gaben den Blick frei auf…
    Licht, wie kein Bewohner der Inseln es jemals gesehen hatte! Doch es blendete Loana

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