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Im Reich der Feuergöttin

Im Reich der Feuergöttin

Titel: Im Reich der Feuergöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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gleichzeitig die mordgierigsten kleinen Bestien. Es gab sie in vielen verschiedenen Formen. Wo der Dschungel ans Meer grenzte, tummelte sich entartetes Leben und unternahm von dort aus Beutezüge ins Innere der Insel. Feuer und Asche vom Himmel konnten es nicht schrecken, Chaos war sein Element und gebar ständig neue, noch schrecklichere Formen.
    Mauni und Gora waren den Pfaden der Jäger gefolgt, bis sie die Zone erreichten, in die kein noch so furchtloser Tau sich ohne Grund vorwagte. Sie mußten sich mit Messer und Beilen durch das Dickicht schlagen, noch unbehelligt vom tausendfachen Tod. Maunis Magie schützte sie und ihre Gefährtin und hielt ihnen die Tiere der Nacht fern. Überall im Dickicht glühten Augen, waren Schritte zu hören, wurde getötet und gefressen. Die beiden Matu-Frauen gönnten sich keine Rast bis zum Morgen, als sie eine Lichtung inmitten riesiger Bäume mit weit überhängenden, unnatürlich gekrümmten Ästen erreichten. Was sie am Leibe trugen, hing nun in Fetzen von ihnen herab, und blutige Schrammen überzogen ihre bleiche Haut.
    Das Grollen des Vulkans war lauter geworden, die Erde heißer, und doch war es seltsam ruhig. Der Wind trug die Asche aufs Meer hinaus.
    „Ramoa spielt mit den Tau“, sagte Mauni, als sie sich erschöpft ins Gras fallen ließ. „Sie wiegt sie in Sicherheit, bis sie ihren Helden empfangen hat.“
    Haß und Spott erfüllten ihre Worte. Gora sah sich scheu um.
    „Was suchst du?“ fuhr die Stammesmutter sie an. „Uns droht keine Gefahr, solange…“
    Sie verbiß sich das Wort. Für die Matu wie für die Bewohner der Nachbarinseln war sie eine Stammesmutter, die gelernt hatte, die Umwelt und die Elemente in gewissen Grenzen zu beeinflussen. Niemand wußte um ihre wirkliche Macht, um das Bündnis, das sie mit den Mächten der Finsternis eingegangen war, nachdem ihr Ramoa vorgezogen worden war. Die Dunklen Mächte hatten leichtes Spiel mit ihr gehabt, und Mauni bereute es nicht, den Pakt mit ihnen gesucht zu haben, auch wenn sie ihre Kräfte bislang nicht zu offenbaren gewagt hatte.
    Gora aber schien etwas von dem zu erahnen, das von ihr ausging, seitdem sie im Dschungel waren. Ihre scheuen Blicke, wenn sie glaubte, daß Mauni sie nicht beachtete, sagten genug.
    „Warum töten wir Honga nicht noch einmal?„ fragte sie nun.
    „Wir werden es tun, aber nicht dort, wo er es erwarten mag. Wir werden im Feuerberg auf ihn warten.“
    Gora sprang mit einem Entsetzensschrei auf.
    „Ich sagte dir, wir haben nichts zu fürchten!“ zischte Mauni. „Nicht den Wald und seine Tiere und nicht den Berg und seine Göttin. Ich bin nicht vor den Tau geflohen, um gedemütigt nach Matu-Om zurückzukehren, Gora! Ich werde sie alle vernichten! Das soll meine Rache sein!“
    Die Rache dafür, daß Ramoa von ihnen zur Göttin gemacht wurde. Die Rache für Loanas Anmaßung.
    Gora wich noch weiter von Mauni zurück, den Mund weit offen und die Hände abwehrend von sich gestreckt.
    Sie wurde lästig. Der größte Teil des Weges zum Berg war zurückgelegt, und Mauni brauchte sie kaum mehr.
    „Benimm dich nicht wie ein Kind!“ schrie die Dämonisierte. „Komm her und setze dich!“
    „Du willst… in den Berg“, flüsterte Gora. „Jetzt weiß ich, warum. Nicht Honga willst du töten. Du willst… Ramoa!“
    Mauni schüttelte ärgerlich den Kopf. Die Erde bebte leicht. Der Hammel im Westen wurde in rötliches Licht getaucht, und Blitze zuckten durch die Dämmerung. Es begann wieder zu regnen, und aufkommender Wind rauschte in den Wipfeln.
    Gora wußte schon zuviel.
    Mauni blickte an ihr vorbei auf den Stamm eines mächtigen Baumes, in dessen Wipfel glühende Augen leuchteten. Drei Fuß über der Erde aber hatte sich etwas um den Stamm geschlungen und öffnete sich in diesem Augenblick. Die violett schimmernden Blütenblätter der Blauen Königin schoben sich aus der Knospe, jedes von ihnen so dick wie eine Hand und einen Fuß lang. Goldene Fäden mit klebriger Fruchtmasse rollten sich zwischen ihnen auf und ließen die Matu direkt in den Schlund der Pflanze schauen.
    „Dann wähle jetzt“, sagte Mauni und sah Gora wieder an. Eine unheimliche Ruhe ging nun von ihr aus, während Goras Entsetzen noch größer wurde. Mauni sah den Abscheu vor ihr in den Augen der Frau, die ohne zu zögern einen der beiden tödlichen Pfeile auf Honga abgeschossen hatte. „Folge mir in den Berg oder kehre um. Ich halte dich nicht.“
    „Aber ohne deinen Schutz bin ich verloren!“ schrie Gora in

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