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Im Reich der Feuergöttin

Im Reich der Feuergöttin

Titel: Im Reich der Feuergöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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gleichen Material, das er später erhalten hatte. Es besaß Öffnungen für Hals und Arme und war vorne geschlossen, war nicht zu dick und doch warm. „Ich bitte euch nur, fertigt mir einen Gürtel und eine Scheide für mein Schwert. Das soll mir genügen.“
    Er wählte seine Worte behutsam und sprach, wie Honga zu der Stammesmutter gesprochen hätte. Loana willigte schließlich ein und veranlaßte, daß Mythors Wünschen entsprochen würde. Als er kurz darauf wieder mit Loana, Artea und zwei weiteren Weisen Frauen vor dem allmählich niederbrennenden Feuer zwischen den Hütten saß, fragte er vorsichtig:
    „Mir ist, als hätte ich eine Erinnerung an einen Namen. Kennt eine von euch eine Frau, die Fronja heißt?“
    „Eine Erinnerung? Dann muß sie eine Göttin sein, der du im Reich der Toten begegnetest!“
    Eine Göttin, dachte Mythor. Ja, das ist sie. Doch im Reich der Toten hoffte er nicht gerade auf sie zu treffen.
    „Kennt ihr sie?“
    „Nein“, sagte Loana zögernd.
    „Kann es sein, daß sie weiter im Süden lebt? Hinter der Großen Barriere?“
    Die Stammesmutter wechselte einen Blick mit Artea. Sie runzelte die Stirn.
    „Wir kennen keine Fronja, und wir wissen nichts über die Welt jenseits der Barriere, Honga“, sagte sie ernst. Mythor entging nicht der drohende Unterton. Dennoch fragte er:
    „Gibt es im Süden der Inseln ein Reich der Dämonen oder im Norden?“
    „Was im Süden und im Norden ist, wissen wir nicht, Honga!“ rief Loana ungehalten. „Aber wir wissen, daß im Westen Tau-Taus Ramoa hockt und darauf sinnt, uns mit dem Feuer des Berges zu vernichten! Daran sollst du denken, und an nichts anderes!“
    Mythor schwieg. Anscheinend verlor man hier auch mit Helden, die wiedergeboren worden waren, schnell die Geduld. Er sah ein, daß er durch weiteres Fragen die Frauen nur mißtrauisch machen würde, und fügte sich fürs erste in sein Schicksal.
    Natürlich konnte er versuchen, bei der ersten sich bietenden Gelegenheit auszureißen und sich zu dieser geheimnisvollen Großen Barriere durchzuschlagen. Doch als Honga kannte er die schreckliche Gefahr, die über der Insel lag. Er konnte die Tau nicht einfach ihrem Schicksal überlassen. Wieder kam ihm in den Sinn, daß er vielleicht der Feuergöttin begegnen mußte, um mehr über diese Welt zu erfahren.
    So wartete er, bis die Frauen mit einem fellbesetzten Gürtel und einer für Alton passenden Scheide aus Leder kamen, ließ sich widerspruchslos wieder das Stirnband mit Tierzähnen und Federn anlegen und dazu Kraftbänder an Oberarmen, Handgelenken und Fußfesseln, alle mit Tierknochen und -zahnen versehen, und nahm einige Fetische in Empfang. Um die Füße schnürte Artea ihm schützende Felle, die bis über die Knöchel reichten. Zwei Frauen legten eine Reihe von Waffen vor ihm auf den Boden, aus denen er sich aussuchen sollte, was er mitnehmen wollte. Mythor bemühte sich, einen würdevollen Eindruck zu machen, obwohl er sich mit dem, was er nun am Körper trug, tatsächlich vorkam wie ein herausstaffierter Wilder.
    Er wählte ein Steinbeil und einen Bogen mit Köcher und Pfeilen, deren Spitzen aus spitzen Steinen und scharfen Tierzähnen bestanden. Loana schien es mit Genugtuung zu sehen. Sie führte ihn zum Rand des Dorfes, wo in der Nähe des Heldenhauses sechzig Krieger und ein Mann auf ihn warteten, der ihn in den Feuerberg begleiten sollte. Zwei Weise Frauen hatten das Kommando über die Krieger.
    „Nun geh, Honga“, sagte Loana. „Geh und strafe die Abtrünnige. Wir warten auf deine Rückkehr.“
    Mythor nickte, doch irgend etwas sagte ihm, daß er weder Loana noch ihr Dorf jemals wiedersehen würde.
    „Ramoa wird dich erwarten. Sei auf jede Tücke gefaßt. Sie beherrscht die Elemente. Wenn der Berg seit deinem Erwachen so ruhig war, dann nur, weil sie die Herausforderung bereits angenommen hat“,
    Mythor verstand. Er drehte sich um, winkte den kleinen, schwächlich wirkenden Mann an seine Seite, der mit ihm kämpfen sollte, und schritt davon, ohne sich noch einmal umzusehen.
     
     
    5.
     
    Der Dschungel erstreckte sich auf einer Breite von zehn, zwölf Meilen zwischen der Tau-Siedlung und dem Wassergraben um den Vulkan von einer Küste der Insel bis zur anderen. Wer zum feuerspeienden Berg wollte, mußte hindurch. Pflanzenungetüme waren ineinander verwuchert und boten allerlei gefährlichem Getier Unterschlupf. Längst nicht alle Tiere der Inseln zogen sich in den Dürrenebeln zurück. Und die zähesten waren auch

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