Im Schatten der Blutrose - Vampir-Roman (German Edition)
ebenfalls
tat. Ich lief mit gerunzelter Stirn um den Mercedes des Polizisten und
verharrte auf der Treppenstufe, die sozusagen die Garagenebene von der etwas
höher gelegenen Hausebene trennte. Vor mir erhob sich, angepasst an den sanften
Hang der vielleicht an den höchsten Punkten 70 Meter hohen Hügelkette, das Haus
meiner Träume. Die Fassade hatte die Farbe von Strandsand, wenn er von den
Strahlen der Abendsonne angestrahlt wurde, wohingegen das Dach in einem Weiß
glänzte, das selbst Schnee vor Neid ergrauen ließ. Wieder hielt mir Kenneth die
Schlüssel vor die Nase und ließ sie in meine Hand fallen, wobei er sagte:
„Schönen Gruß von deiner Mutter.“
Ich hätte es mir denken können. Mein Vater kümmerte
sich um das Auto, weil meine Mutter sowieso nichts von Autos verstand, außer,
dass sie zur Fortbewegung da waren, und sie sich um meine Unterkunft, weil sie
ihren Geschmack für unfehlbar hielt. So sehr es mir auch missfiel, das nur zu denken ,
musste ich doch zugeben: Sie hatte wirklich einen guten Geschmack. Auch
wenn die korrekte Bezeichnung für das vor mir ‚Bungalow’ gewesen wäre, konnte
man es auch mit gutem Recht ‚Villa’ nennen, so elegant sah es von außen aus. Natürlich
war es nur eine Etage, nämlich das Erdgeschoss. Ob es einen Keller gab, wusste
ich nicht. Aber das reichte ja auch für eine allein lebende junge Frau, die
ihren Neuanfang genoss.
Ehrfürchtig ging ich den kurzen, mit geschliffenen
Marmorsteinen, die alle eine verschiedene Form hatten, ausgelegten Weg bis zur
Ebenholztür, in deren Mitte eine längliche Milchglasscheibe eingelassen war.
Ich drehte den Schlüssel im Schloss und trat ein, während Kenneth einen
gebührenden Abstand hielt. Ich kam in einen länglichen Flur, dessen Wände
dieselbe warme Farbe aufwiesen, wie die Fassade des Hauses. Er führte
geradeaus, an der Seite ein moderner Kleiderständer, direkt zu einem riesigen
offenen Zimmer, wobei man circa vierzig Meter bis dahin zurücklegen musste, das
unverkennbar das Wohn- und Esszimmer darstellen sollte.
Ich sah mich staunend um. Die komplette westliche Wand
war eine riesige Fensterfront, durch die man die Felder und Wiesen überblicken
konnte, die sich am Fuße des Hügels und somit des Hauses erstreckten. Eine
große, ebenfalls aus Glas bestehende Doppeltür lud auf die Terrasse ein, auf
der ein Liegestuhl angenehmes Sonnenbaden versprach und die, wie der Weg zur
Haustür, von den Marmorsteinen gebildet wurde. Rings um die Terrasse zierten
schöne Gewächse, um die man sich hoffentlich nicht zu kümmern brauchte, da ich
ein miserabler Gärtner war, den kleinen Garten, der bis zur Straße hinunter
reichte. Keulenlilien, Zickzacksträucher, Kiwibäume und vor allem Pohutukawas,
die man, wenn ich mich nicht täuschte, auch Eisenholzbäume nennt, rundeten das
Bild eines kleinen, privaten Paradieses ab, wobei sie mich vor den Blicken der
Menschen auf der Straße schützten, mir jedoch nicht die Sicht auf den
westlichen Horizont versperren würden.
Ich lief weiter zum Mahagoniholzesstisch, an dem vier
Personen Platz nehmen konnten, und wandte mich nach links, wo ein Torbogen, der
spanischen Architektur nicht unähnlich, sich in die Wand einfügte und zur
großen, modernen Küche führte. Hängeschränke hatte sie nicht viele, dafür
konnte man, da sie an der westlichen Wand angebracht worden war, durch die
Fenster nach Westen blicken, wenn man beispielsweise am Herd stand oder
Geschirr spülte. Die Küchenmöbel an sich waren cremefarben, die Wände weiß. Es
gab nicht viele Dekorationen. Soviel ich bis jetzt gesehen hatte, war das Haus
recht schlicht und verzichtete auf Zimmerpflanzen und zu viel Schnickschnack –
wieder ein Pluspunkt für den Geschmack meiner Mutter. Durch das große Fenster
an der Südwand der Küche konnte man die Garage und den Weg zur Haustür sehen.
Ich ging wieder zurück zum Esszimmer, wobei ich
bemerkte, dass die Fläche weiter nach Westen griff, als die der Küche, sodass
die Villa von oben wie ein Zusammenschluss aus einem Rechteck und einem
größeren Quadrat aussehen musste. Mein Blick wanderte zur nördlichen, ebenfalls
weißen Wand, die einzige ohne Fenster, wie es schien, wo ein riesiger
Plasmafernseher auf seinen Auftritt wartete, direkt davor eine bequeme schwarze
Ledercouch mit ebenso schwarzem Couchtisch. Ich ging zur östlichen Wand, wo
eine elegante, cremefarbene Holztür gleich in ein wunderschönes Schlafzimmer
führte. Mir gegenüber, also an der östlichen
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