Im Schatten der Blutrose - Vampir-Roman (German Edition)
zuletzt gerechnet hätte: mein Handy.
„Ignoriere es“, sagte Ayden sofort missgelaunt und
schien nicht mal daran zu denken, mich wegen des Mobiltelefons ziehen zu
lassen.
„Wenn mich schon jemand auf dem Handy anruft, dann ist
es wichtig!“, fauchte ich und versuchte, ihn wegzuschieben, was völlig sinnlos
gewesen wäre, wenn er nicht nachgegeben hätte.
„Erinnere mich bitte daran, dass ich noch deine
Handynummer haben möchte“, bemerkte Ayden nur säuerlich und sah mir nach, als
ich zur Kommode rannte, in meiner Tasche kramte, schnell das Mobiltelefon
rausholte und abnahm, bevor die Mailbox rangehen konnte.
„Hallo?“, beantwortete ich den Anruf. Ich hatte
keinerlei Ahnung, wer am anderen Ende der Leitung war. Einerseits war ich zu
erleichtert, der tödlichen Situation entkommen zu sein, andererseits hatte ich
schlichtweg keine Zeit mehr gehabt, auf das Display zu schauen. Umso mehr
entglitt mir mein einigermaßen neutraler Gesichtsausdruck, als die raue Stimme
meiner Mutter vom anderen Ende her ertönte.
„Hallo, Liebes“, sagte sie. Mir kam die Galle hoch und
ich rümpfte angewidert die Nase. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie Ayden
skeptisch und voller Besorgnis jede noch so kleine Veränderung meiner Mimik
registrierte und aus ihr schlau zu werden versuchte.
„Wie oft soll ich dir noch sagen, dass du mich nicht
so nennen sollst?!?“, erwiderte ich schroff. Ich wollte dieses Telefonat so
schnell wie möglich beenden.
„Ach, sei doch nicht so, Kleines“, kam es munter von
wo auch immer.
„So sollst du mich auch nicht nennen!“, fauchte ich
und konnte nicht verhindern, wie sich meine freie Hand zur Faust ballte.
„Schätzchen, ich vermisse dich so, willst du nicht …“
„NEIN!“, schrie ich in den Hörer. „Merke dir endlich
einmal meine Worte: Ich werde nie mals wieder zurückkommen, kapiert?“ Ich
war auch schon mal freundlicher , meldete sich eine unerwünschte Stimme in
meinem Kopf. Ich blendete die nervige Stimme in meinem Kopf aus und wartete
darauf, dass noch etwas von meiner Mutter kam. Und leider war das der Fall.
„Du bist mal wieder freundlich wie eh und je zu deiner
dich liebenden Mutter“, warf sie mir nun nicht mehr ganz so zuckersüß vor, dass
es Brechreiz bei mir erzeugte.
„Was willst du?“, fragte ich schroff. Schlimm genug,
dass Ayden das mit ansehen und -hören musste, da musste es nicht übermäßig
lange dauern.
„Ach, ich wollte dir nur am Rande mitteilen, dass ich
dich nächsten Sonntag besuchen komme. Das wäre der 10. Mai“, meinte die raue
Stimme vom anderen Ende der Leitung her. Ich fühlte mich, als hätte mir jemand
mit einem Stahlknüppel in den Magen geschlagen und lehnte mich ein wenig
keuchend an die Wand. Sofort war Ayden aufgesprungen und wollte mich zum Sofa
bringen, doch mein tödlicher Blick hielt ihn davon ab, zumindest noch ...
„Ich – wie wäre es mal, wenn du mich fragst, ob ich da
Zeit habe? Vielleicht habe ich etwas vor?“, versuchte ich meine Fassung
wiederzugewinnen.
„Mit wem solltest du denn was vorhaben?“ Okay, der
ätzende Sarkasmus war verletzend.
„Mit einem Freund?“ Obwohl ich es eigentlich vermeiden
wollte, sah ich zu Ayden, der – bildete ich es mir nur ein?! – zustimmend
nickte, gerade so, als hätte er alles mit angehört und würde mich decken, indem
er tatsächlich etwas mit mir unternahm. Ich konnte nicht verhindern, dass sich
unkaschierte Dankbarkeit auf mein Gesicht schlich.
„Ja, sicher“, spottete meine Mutter.
„Wirklich. Er heißt Ayden und ist – total – nett ...
umwerfend ...“ Ich verplapperte mich. Und dann, wo er mir direkt gegenüberstand.
Na toll.
„Dann kannst du mich ihm ja vorstellen. Ich komme um 9
Uhr und es wird nicht lange dauern“, beharrte meine Mutter und meine
Schüchternheit ob meines ‚Outings’ verflog augenblicklich. Konnte diese
dämliche Frau nicht kapieren, dass ich sie nicht sehen wollte?!
„Du bist doch wirklich das aufdringlichste Lebewesen,
das die Natur je erschaffen hat! Selbst ein Parasit wäre leichter zu ertragen.“
Gut, das war definitiv nicht nett, aber ich wollte sie loswerden.
„Vielen Dank“, kam die säuerliche Antwort. „Aber du
kannst mich beleidigen, wie du willst, ich komme trotzdem. Wehe dir, du bist am
10. Mai nicht zu Hause.“ Damit war die Verbindung unterbrochen. Ich schloss die
Augen und konzentrierte mich darauf, weder mein Handy – ob ich das geschafft
hätte, sei mal dahingestellt – mit der Hand zu zerquetschen,
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