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Im Schatten der Blutrose - Vampir-Roman (German Edition)

Im Schatten der Blutrose - Vampir-Roman (German Edition)

Titel: Im Schatten der Blutrose - Vampir-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Hochmuth
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gelaufen
wäre, mich in meinem Schlafzimmer eingeschlossen und versteckt hätte: Sie malte
mir haarklein aus, wie es wäre, wenn meine geistig kranke Mutter beschloss, zu
mir nach Neuseeland zu ziehen. Oder überhaupt Neuseeland. Beides war gleich schlimm.
    Ich schauderte in der Cafeteria, ich bekam nichts
runter, nicht einmal etwas zu trinken, was mir einen sorgenvollen Blick von
Vivian einbrachte. Ich ignorierte sie, ebenso den Rest der Tischgemeinschaft
und schmorte stumm in meiner persönlichen Hölle vor mich hin. Sport war ein
einziges Desaster, ich konnte mich nicht erinnern, jemals derart unkonzentriert
gewesen zu sein, was mir auch prompt einen blauen Fleck bescherte. Hochsprung –
und ich war in meinem momentanen Glück genau mit meinem Rücken auf die Stange
geknallt. Zuhause ging es mir dann noch elender. Nicht nur, dass ich sämtliche
Hausaufgaben erledigt hatte, ich hatte auch weder Lust zum Lesen, aus Angst,
das würde noch mehr Horrorszenarien heraufbeschwören, noch zum Fernsehen, aus
demselben Grund. Ich war also zum Nichtstun verdammt, was meiner Fantasie
ebenfalls nicht sonderlich gut tat. Schlafen wollte und konnte ich auch nicht.
Ich fürchtete mich vor diesem eigentümlichen Traum, der gestern das erste Mal
seit der Hotelübernachtung wiedergekehrt war. Wie gesagt: der Teufelskreis
meiner persönlichen Hölle.
     
    Wie zum Hohn brachte es mein Unterbewusstsein doch
tatsächlich fertig, dass ich am Sonntag, den 10. Mai um 6:30 Uhr aufwachte. Ich
drehte mich zig Mal im Bett, zog mir die Decke über den Kopf, schob sie von mir
weg, wickelte mich in sie ein, vergrub meinen Kopf unter dem Kissen – es half
alles nichts. Um sieben kapitulierte ich schließlich, zog mir eine eng
anliegende, schwarze Jogginghose mit Schlag am Knöchel und ein dunkelblaues
Sweatshirt über und schlurfte in die Küche, um mir, obwohl ich im Prinzip so
aufgelegt war, dass ich jegliche Nahrung verweigerte, Frühstück zu machen. Ich
redete mir bei jedem Bissen, der wie Asche zu schmecken schien, ein, dass ich
die Kraft und den vollen Magen brauchen würde, um den Besuch zu überstehen und
zwang mir beständig wie eine Dampflok einen Löffel Müsli nach dem anderen in
Mund und Magen.
    Obwohl ich mir extra viel Zeit mit dem Essen ließ, war
ich schon viel zu früh fertig, sodass ich beschloss, mir mit Aufräumen und
kurzem Überputzen die Zeit und vor allem die pessimistischen Gedanken zu
vertreiben. Wenn meine Mutter schon kommen musste, dann konnte das Haus auch
ein Vorzeigeobjekt meines Alleinseins sein. Ich war ohnehin ein ordentlicher
Mensch, was nicht hieß, dass ich zu faul zum Suchen war, wohl aber zu faul,
alles irgendwann auf einen Schlag zu machen. Lieber räumte ich gleich auf, als
dann am Ende der Woche oder am Ende des Monats einen riesigen Haufen bewältigen
zu müssen. Dementsprechend hielt mich auch diese Aktivität nicht lange auf.
Allmählich gingen mir die Ideen aus und das ärgerte mich. Gerade als ich mich
doch überwinden und zu einem Buch greifen wollte, klopfte es. Mein Blick
huschte sofort panisch zur Uhr. Es war erst acht?!? Meine Mutter konnte ihr
Wort absolut nicht halten. Gut, das wusste ich zwar schon von früher aber … Sollte
ich sie draußen stehen lassen? Und dann einfach sagen, dass ich noch geschlafen
hatte? Nein. Die Ausrede würde selbst bei ihr nicht ziehen. Seufzend erhob ich
mich und nahm mich zusammen. Ich stutzte. Der Umriss, den ich durch die
milchige Scheibe der Tür sah, passte so gar nicht zu meiner kleinen, dünnen,
bohnenstangenartigen Mutter. Ich zuckte nur mit den Schultern. Vielleicht hatte
sie endlich auf mich und ihren Ernährungsberater gehört und etwas zugelegt, um
ihre Gesundheit nicht ganz so drastisch zu gefährden. Nicht, dass es mir etwas
ausgemacht hätte, aber ich gefiel mir in der Rolle der Besonneneren von uns beiden.
    Ich verschluckte mich fast, als mich Ayden angrinste,
nachdem ich die Tür schwungvoll geöffnet hatte. „Was – tust du – hier?“, bekam
ich gerade noch so heraus.
    „Ach komm, wir waren verabredet, weißt du noch?“, half
er mir gespielt gekränkt auf die Sprünge. Ich wusste zunächst nicht, was mich
so faszinierte, doch jetzt fiel es mir auf: seine Augen! Sie waren im Vergleich
zu unserer Hotelübernachtung viel, viel heller! Nun glich ihre Farbe nicht dem
Blau eines stillen Ozeans, sie hatten die Farbe eines klaren Sommerhimmels. Ihm
schien meine Sprachlosigkeit zu gefallen, dennoch räusperte er sich und fragte
unschuldig:

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