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Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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Großsegel nicht einholen.«
    »Woher weißt du das?«
    Connor zuckte mit den Achseln. »Ich weiß es eben, Zwerg.«
    Lysa betrachtete ihn von der Seite. »Sturm kommt mit mindestens fünfzig Knoten! Kein achterlicher Wind!«, rief sie. »Wind bläst unstetig!«
    Im selben Moment fing es an zu regnen. Eine Böe erfasste die Wing und das Schiff krängte. Wellen brachen heran und die Wing hob sich. Sie donnerte in ein Wellental und der Regen wurde so schlimm, dass man nur wenige Fuß weit blicken konnte.
    Das alles hatte wenige Atemzüge gedauert.
    Bob riss seinen Mund auf. Ihm stockte der Atem. Eine Wand aus Wasser raste auf sie zu und schob aufgetürmte Wellenberge vor sich her. Das Großsegel krachte herab, die kleinere Segel knatterten. Nun hatten sie alle Hände voll zu tun. Das Focksegel bauschte sich, fiel zusammen, bauschte sich erneut und zerriss.
    Eine Böe jagte die nächste. Es roch nach Salz und Schwefel.
    Lysa fluchte und brüllte weitere Kommandos. »Connor als Hilfe an das Ruder! Kurs halten!«
    Connor hetzte los und übernahm das schwere Ruderrad von einer unwillig dreinblickenden Amazone, die sich die Arbeit nur ungern abnehmen ließ. Connor griff sie um die Hüfte und setzte sie wie eine Spielzeugpuppe neben sich ab. Die Amazone wirkte, als wolle sie ihn schlagen, dann jedoch lachte sie breit und folgte den Befehlen der Großen Lysa. Connors Muskel schwollen an, er leistete Schwerstarbeit.
    Ein Brecher donnerte über das Schiff und Bob hielt sich rechtzeitig fest, um nicht über Bord gespült zu werden. Bama war neben ihm. Ihr Blick flackerte. Sollten sie nicht besser doch in ihre Kabine gehen? War das, was sie tat, unverantwortlich? Niemand hier benötigte sie. Erstaunlicherweise schien die Seekrankheit verschwunden.
    Nun war der Sturm da. Er heulte, pfiff und riss an der Wing, als wolle er sie in ihre Einzelteile zerlegen. Er schüttelte das Schiff durch wie ein Steinriese. Oben und unten, Steuerbord und Backbord, Norden oder Süden – alles wurde eins und versank hinter einer grauen Wand.
    Frethmar, patschnass wie alle, zog seine Axt.
    »Gut gesehen, Zwerg!«, schrie Lysa. »Das Tau kappen! Schnell – sonst verlieren wir den Mast!«
    Frethmar brauchte zwei Hiebe, das Tau, welches das Focksegel hielt, zerbarst und das beschädigte Leinen fiel herab. Von nun an geschahen viele Dinge gleichzeitig. Die Amazonen waren ein eingespieltes Team und Bob fragte sich einmal mehr, warum sie gute Seefahrerinnen waren? Soviel er wusste, war Amazonien ein Waldgebiet fernab der Küste. Er würde Lysa fragen müssen.
    Ein Brecher folgte dem nächsten. Schaumiges Meerwasser donnerte gegen die Aufbauten der Wing, die sich tapfer hielt und durch die haushohen Wellen pflügte wie ein warmes Messer durch Butter. Bob fiel auf den Hintern und rutschte über die Planken. Er krachte mit dem Rücken gegen einen Aufbau. Verwirrt schüttelte er den Kopf und versuchte, wieder auf die Beine zu kommen.
    »Ihr solltet wirklich nach unten gehen!«, schrie Lysa. Ihr Gesicht hatte einen besorgten Ausdruck angenommen.
    »Boooob!«, brüllte Connor. An seinem Hals traten die Sehnen hervor, er mobilisierte alle Kraft, die er hatte, um das Ruder zu halten. »Ich brauche dich!«
    Bob rappelte sich hoch und torkelte zu Connor, bevor die nächste Welle über sie zusammenschlug.
    Gemeinsam hielten sie das Ruder, welches sich wehrte wie ein wildes Tier. Vor Bobs Augen zerplatzte die Welt, als Wasser über sie fiel und für einige Herzschläge befürchtete er, nie wieder aufzutauchen. Er hielt den Atem an, dann war es vorbei. Der Bug der Wing hob sich, immer weiter, immer höher, als wolle sie sich auf das Heck stellen. Mit einem ohrenbetäubenden Laut krachte das Schiff zurück ins Wasser.
    Der Sturm heulte wie ein böser Geist. Blitze zuckten und schlugen ins Meer. Der Geruch änderte sich mit jedem Blitzschlag. Es roch nach Metall. Der Regen war warm, der Sturmwind auch.
    Nun konnten sie ihre Stimmen nicht mehr hören, denn der Lärm war ohrenbetäubend. Über der Wolkendecke donnerte es, ein dumpfes Grollen, welches das Holz der Wing erbeben ließ. Blitz und Donner kamen gleichzeitig, das Gewitter stand direkt über ihnen. Lysa brüllte Befehle, die im Sturm weggetrieben wurden. Trotzdem wusste jede der Amazonen, was zu tun war, auch jene, die vom Ruder vertrieben worden war. Frethmar krallte sich verzweifelt an den Mast, in der rechten Hand die nass schimmernde Axt. Bama war neben ihm, ihre Lippen bewegten sich, als bete sie. Ihre Augen

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