Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)
rechte Faust in die linke Handfläche. Immer und immer wieder.
»Groooaarrk!«
»Hast du sie gefangen? Hast du? Nein, das hast du nicht, stimmt’s? Wer hat dir das angetan? Wer?«
Der Golem stapfte in die Halle.
»Ich wusste es!«, tobte Murgon. »Versager! Wohin ich sehe, habe ich es mit Versagern zu tun! Wie soll ich mein Ziel erreichen, wenn ich nur von Versagern umgeben bin!« Seine weißen Haare knisterten, aus seinen roten Augen schossen winzige Blitze. Um seinen Körper wellte sich eine graue Aura und sein schmaler Kiefer bekam für einige Atemzüge etwas raubtierhaftes.
Der Golem blieb zwei Schritte vor dem schwebenden Kreuz stehen, auf dem sich der Sanfte Jack einnässte.
Im selben Moment wusste Gwenael, dass nichts mehr den Foltermeister retten konnte. Und er wusste es auch, denn er fing an zu schreien wie ein waidwundes Vieh. Er hatte schlicht und einfach Pech gehabt. Der Golem war zu früh erschienen, dessen Versagen brachte den Lord der Unterwelt um den Verstand und wie immer würde sich dieser Wahnsinn Luft schaffen.
»Wie ist das geschehen?«, zischte Murgon. Er atmete schwer.
»Grooouuuk!«
»Es wird Zeit, dass du sprechen lernst. Es wird Zeit, dass deine unsäglichen Stimmbänder funktionieren. Hattest du Kontakt zu den Flüchtenden?«
Der Golem nickte.
»Sie entkamen?«
Der Golem nickte.
»Du wurdest angezündet?«
Der Golem breitete seine unversehrten Arme aus und machte schwingende Bewegungen.
Murgon erstarrte. Gwenael machte einige Schritte zurück zum Fenster. Ihr schien, als verdicke sich die Luft in der Halle, als brenne vor ihr ein Fieber, dessen Kern der Sanfte Jack und dessen Auslöser der Golem war.
»DRACHEN?«, spie Murgon aus.
Der Golem nickte.
»Bist du sicher? Du weißt nicht, was Drachen sind. Waren sie riesig groß?«
Der Golem nickte.
»Mit Schuppen bedeckt und rot?«
»Grooouuuuk!«
Murgon wirbelte zu Gwenael herum, die unwillkürlich ihren Kopf zwischen die Schultern zog.
»Hast du das gehört? Die Drachen haben sich gegen mich verschworen. Hast du das gehört?«
Was sollte Gwenael sagen? Das die beiden roten Drachen sich vielleicht nur vor dem Golem gefürchtet hatten? Das die Verbrennungen ganz andere Gründe haben konnten? Sie war klug genug, den Mund zu halten.
»Ich habe diese Kreaturen großgezogen! Ich habe ihnen alles gegeben, die beste Erziehung, meine schönsten Lieder auf der Flöte! Warum danken Kinder es ihren Eltern nicht? Sie haben die einmalige Chance, unter Sharkan zu dienen. Sie könnten an meiner Seite Mythenland beherrschen. Warum also hintergehen sie mich? Warum richten sie ihren Feuerhauch gegen meine eigene Kreatur?«
Gwenael schwieg.
Jack gurgelte und der Golem knurrte wie ein bissiger Dokk.
Murgon lächelte und sah den Golem fast zärtlich an. »Armer Dogdan. Du hast Schmerzen erlitten.«
»Groaaaaak! Guuuuut!«
»Ich hoffe, du meinst mich damit, mein Bester«, sagte der Dunkelelf.
»Guuuuut!«
»Ich habe etwas, das dich den Schmerz vergessen lässt, Dogdan.« Murgon wies auf Jack, dessen lange schmale Zunge aus dem rechten Mund wischte, deren Spitze züngelte, doch wirkungslos blieb, von Murgons Magie gebändigt. Weißer Schaum trat auf beide Lippen, Speichel spritzte.
Der Golem begriff. Er senkte seinen Schädel und riss das grausige Maul auf, während Geifer auf den kreischenden Jack tropfte.
3. Kapitel
Das Mittmeer bäumte sich auf. Vom Nordmeer wehte eine steife Brise und bauschte die Segel der Wing.
Bob und Bama, denen man eine winzige Kabine zugewiesen hatte, litten. Erneut erbrach sich Bob in einen Eimer. Sein Magen revoltierte. Rotz tropfte aus seiner Nase, Tränen liefen aus seinen Augen. Bama, sein treues Weib, zog den Eimer zu sich und spuckte Schleim.
»Ich halte das nicht aus«, keuchte Bob. »Wir sind Barbs. Noch nie war ein Barb auf dem Meer. Mein Magen fühlt sich an, als ob er mir gleich aus dem Hals kommt.«
»Grrrooh!«, stöhnte Bama und würgte.
Die Kabine hob und hob sich, verweilte einen Moment lang in Schwerelosigkeit, senkte sich und tauchte weich ins Wasser, wonach sie einen grausamen Ruck nach vorne machte. Bob jammerte und griff nach dem Eimer.
Bamas Gesicht hatte eine ungesunde Grünfärbung angenommen. In der Kabine stank es erbärmlich. Häuptling Bob und sein Weib Bama waren seekrank.
Es klopfte.
»Grrrmmmpf!«, rief Bob und die Tür öffnete sich.
Connor schob sich in die Kabine. »Geht es euch gut?«, fragte er. Der Hüne musste gebeugt stehen, da
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