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Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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Derweil hatten die Bogenschützen ihr nutzloses Tun eingestellt.
    Männer und Frauen kreischten, Kinder quiekten, Rondrick wusste, dass er etwas unternehmen musste, wollte er einer Panik vorbeugen.
    T’huton knurrte: »Es gibt nur einen Weg, mein König - nach vorne.«
    Der König versuchte, den Blick des Riesen zu fixieren. Vermutlich war es am besten, die Kreatur fände ihn und erkenne ihn wieder, bevor er weiteren unnötigen Schaden anrichtete. Er würde für seine Untat bezahlen müssen, soviel war klar. Alles war besser, als unschuldige Bürger von Dandoria zu gefährden. Er trieb sein Pferd nach vorne, welches wieherte und keine Anzeichen machte, mehr als zehn Schritte zu laufen. Es versuchte zu steigen, doch Rondrick, der ein hervorragender Reiter war, bekam es in den Griff. Er tätschelte die Mähne und flüsterte beruhigende Worte. Er zog sein Schwert aus der Scheide. Es war gut austariert und fügte sich tadellos in seine Finger.
    Ein schneller Blick zeigte ihm, dass Magus Prox nicht daran dachte, an die Seite seines Königs zu kommen. Lediglich Egg T‘huton folgte ihm, was Rondrick sehr erstaunte. Diesen Heldenmut hätte er dem Meister der Bibliothek niemals zugetraut. Egg schwang die Keule, welche er dem Gardisten entwendet hatte.
    Der Riese hielt an.
    Der Boden bebte.
    Staub wirbelte auf, und legte sich grau auf die Marktstände. Die Kreatur war groß - unglaublich groß und der menschliche Verstand hatte Schwierigkeiten, die monströsen Proportionen zu definieren. Arme, so lang wie junge Bäume, Beine wie Deckenstützen. Der Kopf seltsam human, wenn auch grobschlächtig. Zwei große runde Augen, aus denen eine unergründliche Seele sprach, blickten Rondrick an. Augen die viel gesehen hatten, denn Riesen wurden hunderte Jahre alt.
    Der Riese hatte Rondrick gefunden.
    Das gigantische Maul öffnete sich und der junge König dachte, es werde ihn verschlingen. Er hielt das Schwert vor sich und ahnte im selben Moment, dass die Waffe dem Koloss nichts anhaben konnte.
    »Der Zauber ist vorüber!«, donnerte die Stimme des Riesen über die Stadt. Die Menge schrie auf, als habe ein Drache Feuer über ihre Köpfe hinweg gehaucht. Sie zerstreute sich und suchte Schutz.
    Der Riese öffnete erneut seinen Mund. Wie ein Fluch der Götter dröhnte eine Kakophonie hallender, ineinander verwobener Basslaute über die Stadt.
    Rondrick traute seinen Ohren nicht.
    Er wurde nicht bedroht – nein!
    Der Riese lachte!
    Auf dem flachen Gesicht bildeten sich Züge, die jedermann sofort als das erkannten, was es war: Belustigung!
    Er will mich nicht töten!, dachte Rondrick erleichtert. Er lacht mich aus. War seine Gefangennahme für ihn nicht mehr als ein Spiel, das er aus lauter Langeweile ertrug?
    »Was forderst du?«, brüllte Rondrick und legte den Kopf in den Nacken.
    Der Riese ging in die Hocke. Sein Gesicht verdunkelte die Sonne. Ein massiger Fels, der auf einem Rumpf ruhte, so breit, dass er die Sonne verdeckte. Entgegen dem Schrecken, die seine schiere Größe vermittelte, suchte Rondrick vergeblich Anzeichen von Zorn oder Rachsucht. Er begriff, dass der Riese, wäre es anders gewesen, Dandoria in wenigen Minuten hätte zerstören können. Er hatte es nicht getan. Und das hatte Gründe.
    »Warum?«, grollte der Riese »Warum sollte ich etwas fordern? Es war meine eigene Schuld, mich auf den Zauber deines Magus einzulassen. Ich gestehe, für eine Weile war es angenehm, dem Traumzauber zu folgen. Die Ruhe, die er mir schenkte, hatte etwas göttliches, ganz so, wie es Vater Nordstein erleben wird, der seit Äonen schläft. Wären nicht die Ketten gewesen, würde ich vermutlich noch immer ruhen und träumen und ihr Winzlinge hättet euren Spaß. Die Ketten waren ein Fehler. Was wir niemals akzeptieren werden, sind Ketten, Herr vom Kleinen Volk. Niemand setzt uns gefangen, es sei denn, ein Riese will es so. Also streifte ich sie ab und machte mich auf die Suche nach dir, der du den Trupp anführtest. Du musst ein tapferer Mann sein, wenn du es mit mir aufnimmst. Ich frage mich, warum du versucht hast, mich zu fangen?«
    Rondrick bekam den Mund nicht zu. Aus den Augenwinkeln sah er, dass der Marktplatz wie leergefegt war. Nur der Magus, Egg T’huton und der rothaarige Barde, Jamus Lindur, waren da. Seine Garde hielt sich abseits. Feiglinge! Magus Prox murmelte Beschwörungen, die nichts bewirkten. Der Riese streckte seine Hand aus und schnippte den hageren Mann mit einer beiläufigen Bewegung aus dem Sattel. Der Magus

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