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Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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weiterleben.«
    »Mein Vater wollte stets einen Riesen fangen. Das war sein Traum. Den wollte ich ihm erfüllen.«
    Rondricks Vater war es Zeit seines Lebens nicht gelungen, einen Riesen zu fangen und für militärische Zwecke einzusetzen. Das hatte den Alten gewurmt. Rondrick würde es besser machen. Er würde es seinem Vater - auch wenn dieser tot war - zeigen. Zeigen, zu was er, der sanfte Sohn in der Lage war.
    »Unsinn«, hatte der Magus gesagt. »Er sprach davon, doch auf seine Weise war er vernünftig genug, um es zu lassen. Außerdem gelang noch keinem Menschen der Übergang zum Tal der Riesen. Sieh dir die Bergkette an. Die zu überschreiten kostet Kraft und Mut. Und warum das alles? Nein, mein König, dein Vater hatte seine Träume, doch er wusste, welchen davon man verantworten konnte.«
    Rondrick hatte trotzig wie ein kleiner Junge auf die Jagd bestanden. Er staunte selbst darüber, einem Riesen außerhalb dessen Tals zu begegnen. Dabei verlor Magus Mortimer sein Leben. Dies war der Augenblick, in dem Rondrick schlussendlich entschied, die Königswürde aufzugeben: Er führte sich seiner Verantwortung nicht mehr gewachsen. Gute Menschen, Mortimor war einer seiner Lehrer gewesen, mussten wegen seiner unausgegorenen unreifen Ideen sterben. Er hatte gehandelt wie ein Kind.
    Schon der Gedanke an den Tod seines Lehrmeisters trieb ihm Tränen in die Augen und sein Magen bäumte sich auf. Schweiß trat ihm auf die Stirn und seine Hände fingen an zu zittern. Er starb, weil ich einer fixen Idee nachrannte. Er starb, weil ich …
    Nun war es für Jammern zu spät. Der Riesen, den der magischen Bann von Mortimor und die Stahlketten der Trolle gehalten hatte, hatte sich befreit. Und er suchte etwas, oder - jemanden!
    Der Riese musste aufgehalten werden. Er zerstörte wertvolle Bauten, sowie die Strassen, Wege und Gassen von Dandoria.
    »Riesentöter!«, schrie jemand aus der Menge.
    Viele Köpfe wirbelten herum. Hunderte Augen starrte Rondrick an. Blicke, die eines forderten: Beschütze uns vor dem Riesen! Töte ihn, wenn es sein muss, doch halte den Giganten auf!
    Magus Prox starrte den König an. »Bei allem Respekt, mein König, gegen den Riesen gibt es kein Mittel.«
    »Unsinn«, fauchte Rondrick, der in Schweiß gebadet war. »Dein Lehrmeister wusste, wie man ihn bändigt.«
    »Nicht gut genug, mein König! Mein Lehrmeister überlebte es nicht.«
    Der junge Magus hatte selbstverständlich Recht!
    Die Menge taumelte zurück. Sie drängte sich aneinander wie Kinder, die sich vor einem Gewitter fürchten und bildeten ganz automatisch eine Gasse. Rondrick sah, wie sie sich auftat. Zwischen ihm und dem Feind.
    »Wir müssen weg!«, brüllte ein Soldat der Leibwache und versuchte erneut, Rondricks Rappen am Zügel wegzuziehen, doch es war zu spät. Die Menschenmenge drängte sich so dicht an die Pferde, dass nur Gewalt geholfen hätte, um sich zu befreien. Dabei wären Frauen und Kinder zuschaden gekommen und dazu war Rondrick nicht bereit.
    »Lasst ab!«, schrie er und der Soldat beugte sich.
    Jamus Lindur, der Barde, starrte zu Rondrick hoch.
    Egg T’huton hatte größte Not, sein Pferd zu zügeln. Es scheute in einem fort und man hatte jederzeit den Eindruck, der Riesenzwerg stürze jeden Moment zu Boden. »Was tun wir, mein König?« keifte er mit heller Stimme, die im krassen Gegensatz zu seinem wuchtigen Körper stand.
    Rondrick kam sich vor wie in einem Alptraum.
    Es war eine verteufelte Situation. Er konnte zu keiner Seite flüchten. Vor ihm hatte sich eine Gasse geöffnet. Sein Volk erwartete eine Heldentat, denn sie nannten ihn den Riesentöter.
    Lediglich Lindur und T’huton schienen zu ahnen, was in ihm vorging, denn ihre Blicke sprachen Bände. Seine Leibwache war von Bürgern eingekeilt, um sie von Hilfestellungen für den König abzuhalten. Man erwartete von ihm, Dandoria von dem Riesen zu befreien und das Unheil zu beenden.
    Magus Prox starrte mit weit geöffneten Augen zum Riesen hoch, der sich erbarmungslos näherte. Der Mund des jungen Magiers stand offen, aus den Mundwinkeln tropfte Speichel. Er begann, die Lippen zu bewegen.
    »Was flüstert Ihr?«, fragte Rondrick.
    »Ich versuche, ihn zu lähmen.«
    Rondrick knurrte, denn der Riese wirkte alles andere als gelähmt. Seine mächtigen Füße, die in hornigen Sandalen steckten, trieben Büsche in den Boden und zermalmten, was ihnen unter die Sohle kam. Die Götter wollten, dass es, soweit man feststellen konnte, bisher keine Toten gegeben hatte.

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