Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)
ging über sein Begriffsvermögen. Er entschied sich für das, was eindeutig angenehmer klang. »Mit Wohlgefühl, was immer du meinst, Riese.«
»Dann richtet eure Waffen auf mich, macht ein paar Faxen und tut so, als wenn ihr mich unterwerft. Dann führt mich aus der Stadt.«
Der Barde lachte schallend. »Was für eine Geschichte! Das glaubt mir niemand!«
Der Zwergriese schlug die Hand vor den Mund und schüttelte den Kopf. Er riss seine Augen auf und knurrte erschüttert.
König Rondrick verstand die Welt nicht mehr.
Der Riese erhob sich und tat, als weine er. Der Barde sprang von einem Bein aufs andere und machte ungestüme Gesten. Egg T’huton schüttelte die Keule. Der Zwergriese galoppierte um den Riesen herum und fuchtelte mit den Armen. Rondrick löste sich aus seiner Starre und breitete die Arme aus, wobei in seiner Rechten das königliche Schwert glühte. »So sei mein!«, brüllte er, so laut er konnte und hoffte, man verstehe ihn gut. »Sei mein Gefangener und lasse dich zurückführen!«
»Verschwinde aus unserer Stadt!«, brüllte der Barde.
Der Riese knurrte und grollte, er senkte das Haupt und schlich wie ein betrübter Gefangener aus der Stadt, verfolgt von drei Männern, die aus Leibeskräften so taten, als seien sie Helden und sich fragten, womit sie dieses Geschenk verdient hatten.
General Moren Syndar, Inquister Balger und Schatzmeister Redus Dorr traten ein.
Balger nickte freundlich, Syndar und Dorr unterließen alle Ehrerbietungen. Sie würden nie vergessen, dass diese schöne Frau einem Handelsgeschlecht abstammte. Sie hatten Rondricks Wahl nie gut geheißen. Hinzu kam, dass Syndar mehr über Grisolde wusste, als gut war. Also begab sich die Königin auf die Stufe der drei Männer und tat so, als ignoriere sie die Unverschämtheiten. Diese Männer waren ihr nützlich, nichts anderes zählte.
Grisolde ließ Wein und Brot bringen, was zwei schwarzhäutige Sklaven sofort umsetzten.
»Kommen wir gleich zur Sache«, sagte Grisolde.
»Er will mich nach Unterwelt schicken«, knurrte der General.
»Mich auch«, schnappte Balger. Stöhnend setzte er sich und tupfte mit einem blütenweißen Tuch Schweiß von seiner Stirn. »Man könnte den Eindruck bekommen, Euer Gemahl, Lady Grisolde, weiß mehr, als uns gut tut. Will er uns loswerden?«
»Wir sollten die Intelligenz des Königs nicht überschätzen, meine Herren«, gab Grisolde mit kalter Stimme zurück.
Die Männer zuckten zusammen.
»Warum ging er auf Riesenjagd?«, fragte der Schatzmeister.
Grisolde zuckte die Achseln. »Er wollte es. Wir wissen, dass er sich mit vielen unsinnigen Ideen trägt. Ich konnte ihn nicht davon abhalten.«
Ich habe ihn bekräftigt, doch das soll niemand wissen! Ich hoffte, er würde es nicht überleben. Stattdessen starb der Obermagus – eine Schande!
»Man nennt ihn den Riesentöter!«, knurrte der General.
»Tatsächlich?«, tat Grisolde, als höre sie es das erste Mal.
»Und nun ...«, sagte Balger »... liebt ihn das Volk noch mehr, denn er verjagte den ausgebrochenen Riesen aus Dandoria.«
»Wart Ihr dabei?«
»Nein, Lady Grisolde. Jedoch man spricht darüber. Er muss sich sehr tapfer verhalten haben. Selbst seine Garde lief davon. Offensichtlich verfügt unser König über eine große Portion Mut.« Der Inquister strich sich über den mächtigen Bauch und grinste. »Wer hätte das gedacht?«
Der General zischte. »Die Gardisten, die ihn feige beim Riesen ließen, wurden vor einer Viertelstunde geköpft.«
Dorr räusperte sich.
Balger rieb seine Nase.
»Korgath stellt im Norden eine Armee zusammen«, fuhr Syndar unbeirrt fort. »Er will neuer Erzkönig werden. Vermutlich wird er den Winter abwarten und uns im Frühjahr angreifen. Er weiß, wie wichtig Dandoria als Zugang zum Meer ist.«
»Ist das sicher?«, fragte Grisolde.
»Unsere Spione lassen keinen Zweifel daran!«
Dorr, der Schatzmeister, schüttelte den Kopf. »Ich frage mich, warum unser König diese Tatsache abtut?«
Grisolde legte die Fingerspitzen aneinander. »Er ist ein Träumer.«
»Die Frage ist ...«, Syndar legte seinen hageren Schädel schräg. »Die Frage ist, ob unser König eine Gefahr für uns alle darstellt? In den heutigen Zeiten darf Dandoria nicht von einem Träumer regiert werden. Wir alle würden uns unter Eurem Schutz wesentlich wohler fühlen, meine Lady.« Er grinste schräg.
Oder ihr schafft mich beiseite und übernehmt Dandoria, nicht wahr? dachte Grisolde. Man würde sie nie auf dem Thron
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