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Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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rutschte von Pferd und landete auf seinem Hinterteil. Der Riese öffnete seinen Mund und Rondrick, der ahnte, was kommen würde, hielt sich die Ohren zu.
    Der Riese lachte dröhnend.
    Als der Donnerhall verklungen war, senkte der Riese seine Stimme und flüsterte, während er dem flüchtenden Magus hinterher blickte: »Fünf Tagesreisen südlich leben unsere Brüder, die Sumpfmänner. Wenn ihr euch mit denen angelegt hättet, wäret ihr jetzt alle tot. Sie spießen euch auf und rösten euch über einem Feuer. Wir hingegen leben in Frieden. Wir sind es nicht gewohnt, dass man diesen Frieden stört. Wer es versuchte, den verjagten wir oder wir stellten uns tot. Es lag nie in unserem Interesse, mit dem Kleinen Volk zu verkehren. Nun jedoch - so meinen unsere Weisen, sei es an der Zeit, miteinander zu sprechen. So soll es sein!«
    »Das heißt, du wirst dem Volk von Dandoria nichts antun?«
    »Auch wir sind ein Teil von Dandoria, kleiner Mann!«
    »Ich meinte, den Leuten der Stadt?«
    »Verzeiht, dass ich einige Häuser zerstörte, doch für eine kurze Zeit verspürte ich Wut. Ich wollte mich rächen, euch für eure Überschätzung bestrafen. Dann jedoch erinnerte ich mich der Worte des Großen Ymir. Und fand den Frieden zurück. Auch ihr Kleinen seid ein Teil der Großen Wesenheit, die ihr Natur nennt. Da alles ein großes Ganzes ist, gehört auch ihr dazu, wie Fels und Baum, wie Fluss und Aue. Obwohl wir euch nicht lieben, wollen wir euch zumindest billigen.«
    Wie klug er spricht, dachte Rondrick und betrachtete voller Verwunderung das grobschlächtige Gesicht, in dem man - mit viel Phantasie - Güte und Weisheit lesen konnte.
    Egg T’huton grunzte. »Er ist ein kluger Kerl! Man könnte meinen, er habe viele Bücher gelesen.«
    Der Riese grinste, öffnete seine Zähne, und - als ahne er, was er den Ohren des Kleinen Volkes antue - unterdrückte er sein Gelächter. »Bücher?«, kicherte er, was sich wie ein Sturmwind anhörte. »Wer könnte sie geschrieben haben?«
    »Lagorien, Systmar der Erfüllte, W‘ontbra von Facht und viele andere«, sagte Egg T’huton.
    »Und andere? Die meisten von denen, mein kleiner Bärtiger, kannten wir gut. Sie kamen durch einen geheimen Zugang in unser Dorf und diskutierten mit uns über die Natur und über das Leben. Systmar war ein arroganter Mann, doch er konnte sehr gut disputieren. Lagorien war leider ein Dummkopf. Wir führten viele Gespräche am Feuer und erkundeten den Stand der Sterne. Wir bauten die Zähne von Stinehodge, wir errichteten in der Meerenge von Südland das Koloss von Rhendus, gemeinsam rodeten wir Felder und errichteten Dämme gegen Wind, Sturm und Wasser.«
    Egg T‘huton strahlte. »Ein gebildeter Mann! Wer hätte das gedacht?«
    Rondrick traute seinen Ohren nicht. Solange er denken konnte, war er im Glauben erzogen worden, Riesen seien grobe Klötze ohne Verstand und Gewalt bereit wie die Bestien von Unterwelt. Sein Weltbild zerbröckelte. Gleichzeitig verließ ihn die Furcht und er ließ sein Schwert sinken.
    Über dem Dorfplatz lag eine gespenstische Ruhe.
    Rondrick ahnte, dass sie von Hunderten, wenn nicht tausenden Augenpaaren beäugt wurden, misstrauisch beobachtet. Was hatte der Riesentöter vor? Was geschah auf dem Platz? Warum hatte das Monster den Barden und die beiden Reiter nicht zwischen seinen Fingern zermalmt? Warum flüsterte der Riese dermaßen, dass seine Worte nur als dumpfes Windgrollen zu ihnen wehte? Man konnte fast den Eindruck bekommen, es bestehe keine Gefahr.
    »Was nun?«, fragte Rondrick.
    »Ihr kommt mit zu uns«, sagte der Riese.
    »Wie bitte?«
    »Es gibt zwei Möglichkeiten, kleiner König. Ihr kommt freiwillig mit, oder ich nehme euch vom Pferd und trage euch unter dem Arm in meine Heimat.«
    »Aber - aber was soll ich dort?«
    »Das wirst du sehen.«
    T’huton mischte sich ein. »Was wird mit meinem König geschehen?«
    »Das wird er bald erfahren.«
    Der Barde hob seine Faust. »Ich könnte dir einen Schlag verpassen.«
    »Vorher drücke ich dich platt wie eine Wanze, Geschichtenbewahrer.«
    »Geschichten? Woher weißt du das?«
    »Ihr werdet es bald erfahren.«
    Der Riese machte Anstalten, aufzustehen. Seine Muskeln zuckten. »Willst du, König Rondrick, dass man sich an dich mit Behagen und Wohlgefühl erinnert?«, flüsterte der Riese und schmunzelte.
    »Meinst du mich?«
    »Ja, König.«
    »Sich an mich erinnert?«
    »Möchtest du oder soll ich dich und deine Freunde wie ein Spielzeug wegtragen?«
    Rondrick seufzte. Das

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