Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)
Wissenschaft geben, die sich mit sogenannten Breitengraden und Längengraden beschäftigt.«
»Breiten ... was?«, fragte Bob.
»Das Land wird Stück für Stück aufgeteilt. Um das Land herum führen Linien. Viele Linien aufwärts und im Kreis, übereinander, untereinander. In der Mitte gibt es eine Hauptlinie. Man sagt, wer unter der Linie lebt, hat viel Sonne und desto höher man darüber lebt, wird es kälter. Und ich frage mich, warum es kälter wird, obwohl Fuure und Dandoria ungefähr auf derselben Linie liegen. Entweder haben die Wissenschaftler Unrecht oder es ist Magie im Spiel.«
Bob, der nichts begriffen hatte, knurrte: »Was soll das bedeuten? Man kann ein Land nicht wie einen Kuchen aufteilen. Vielleicht gibt es auf Mythenland Unterschiede zwischen Westen und Osten. Ich habe keine Ahnung von so etwas. Wetter ist Wetter, ob kalt oder warm. Man nimmt es wie es kommt und freut sich, wenn die Sonne wieder scheint.«
»Um die Ecke zu denken ist nicht dein Ding, Häuptling?«, grinste Frethmar.
»Das kann nur meine Bluma. Und die ist entführt worden. Also quäle mich bitte nicht mit unverständlichem Zeug. Der Himmel ist immer oben, Fret. Dort schauen die Götter zu uns herab. Sie wissen am besten, welches Wetter wir benötigen.«
»Und was war mit dem Sturm?«, wollte Frethmar wissen.
Lysas Blick glitt von einem zum anderen.
»Mmpf! Sie sandten uns den Sturm, damit wir beweisen konnten, dass wir gute Gefährten sind. Besser, gleich zu Beginn festzustellen, ob man sich aufeinander verlassen kann, als zu spät.«
Frethmar strich sich über den Bart. »Das klingt logisch. Fast wissenschaftlich ...«
Sie hatten nicht gemerkt, dass Connor zu ihnen gekommen war. Der blonde Hüne sagte: »Die Segel strahlen gegen den Himmel wie die Sonne auf weiße Mauern. Weiße Gebäude, wie man sie tief im Süden kennt. Wenn man an der Küste von Zadarsh entlang segelt. Immer tiefer südlich ...«
Lysa schnippte. »Die Karte!« Eine Amazone huschte die Treppe runter und kam mit der Seekarte zurück. Lysa faltete sie auseinander, legte sie auf eine Kiste und wischte sie mit der Handfläche glatt. Ihr Finger glitt von Dandoria gen Süden.
»Amazonia, Zadarsh, die Meerenge von Ry’men, Port Metui.« Sie blickte auf. »Port Metui, Connor. Vermutlich gibt es dort weiße Gebäude, die in der Sonne strahlen. Im tiefsten Süden. Auch in Dandoria soll es die geben und wenn man diesen Ort nimmt ...« Sie tippe auf das Symbol der Burg, welches die Nordfeste darstellte. »... könnte südlich auch Dandoria bedeuten. Es kommt auf den Standort an.«
»Wir sprachen über Schnee, Connor«, sagte Bob. »Kannst du dich an Schnee erinnern?«
Connor sah auf. »Selbstverständlich kann ich das. Du etwa nicht?«
Bob winkte ab.
Lysa fragte: »Kennt jemand von euch diese Orte?« Sie wies auf Dalven, eine nordwestlich liegende Insel. Alle schüttelten den Kopf. »Weit genug nördlich, dass es auch dort schneien könnte.« Sie sah Connor an, der langsam den Kopf schüttelte. Er beugte sich tiefer über die Karte. Seine Lippen bewegten sich, als lese er mehr, als dort stand. »Port Metui! Ja, das ist es. An diesen Hafen erinnere ich mich. Schlimme Erinnerungen, für die ich keine Bilder habe. Mein Magen ballt sich zusammen, wenn ich daran denke, tiefsitzende Gefühle, unklar ...«
»Du schwitzt«, sagte Frethmar. »Das nimmt dich mit, Barbar!«
Connor fuhr hoch. Seine Augen flackerten. Seine Hände zitterten. »Ich war dort. Ich war schon mal dort. Und was ich dort erlebte, muss schrecklich gewesen sein.«
»Von Port Metui kommst du nicht«, sagte Frethmar. »Sonst könntest du dich nicht an Schnee erinnern.«
»Du hast recht«, nickte Connor. »Wenn es stimmt, dass es nur im Norden schneit, war ich auch dort oben, wo es kalt ist. Doch wo war ich zuerst? Wie habe ich diese große Entfernung überbrückt? Wo ist meine Heimat? Und was suchte ich auf dem Schiff, das dem Margolous zum Opfer fiel?«
»Nicht zu viel auf einmal«, sagte Bama, die ganz leise zu ihnen getreten war. Sie tätschelte Connors Rücken, der in der Sonne glänzte. »Stück für Stück. Eins nach dem anderen, Blondling.«
Connor nickte dumpf. Er presste beide Fäuste gegen die Schläfen. »Die Antwort ist nahe. Ich spüre es.«
Bama sagte: »Jetzt ist Zeit zum trinken. Du siehst durstig aus, Connor. Wie lange, bei den Göttern, hast du in der Sonne gehockt? Deine Schultern sind krebsrot.«
Der Hüne blinzelte, als erwache er und lächelte schief. »Wie weit ist es
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