Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)
ums andere Mal und lutschte das Blut ab. Sie beklagte sich nicht und Bob streichelte ihr stolz übers Haar.
Bald war die erste Robe fertig, genauer gesagt, ein quadratisches Stück mit einer Kopföffnung, zwei Armöffnungen und flüchtig angenähten Ärmeln. Reste wurden zurückgelegt, um als Gürtel zu dienen.
»Wer zuerst?«, fragte sie.
Connor trug das Stück an Deck und reichte es Lysa. Diese schüttelte den Kopf. »Zuerst die Mannschaft.«
Die erste Amazone verbarg ihren Körper unter dem kratzenden Tuch. Sie raffte den Gürtel und verknotete ihn. Se presste die Arme an den Körper. »Danke«, murmelte sie mit blauen Lippen.
»Wir benötigen Kopfbedeckungen und Schutz für Finger und Füße«, stellte Connor fest und war schon wieder unterwegs nach unten, wo es nach Schweiß und Tapferkeit roch. Mit einem Messer schnitzt er Streifen aus dem Tuch, die man sich um den Kopf wickeln konnte. Und weitere Streifen für die Hände und Füße. Er arbeitete sicher und konzentriert.
Frethmar hielt das Tuch fest, durch welches Connors Messerspitze huschte und brachte es an Deck. Währenddessen entstanden bei Bama und Bob weitere Roben. Einige sahen schief aus, manche waren zu lang, doch das störte niemanden. Bald waren alle an Deck bekleidet.
»Nicht zu lang machen«, sagte Frethmar. »Bei mir braucht es nicht viel. Spart euch das für den Großen auf.«
Connor lehnte an der Wand und hauchte in seine Hände. Wolken stiegen vor seinem Mund auf. Im Gegensatz zu Frethmar war der Hüne fast nackt. Er trug nur eine Weste und eine Hose, die knapp unter dem Kniegelenk endete. Lediglich seine Schuhe waren neu und stabil.
Bama stach sich abermals in den Finger, der blau und geschwollen war und von dem Blut tropfte. Bob und Connor schnitten zurecht, was noch da war. Er hielt inne. Unter ihnen dröhnte es, als hätte es eine Explosion gegeben. Die Wing schauderte.
»Das geht nicht mehr lange gut«, sagte Connor. »Ich will es Lysa sagen. Vermutlich hört sie es oben nicht so gut.«
Weg war er.
Die Amazonen waren eingewickelt wie Wesen aus einer anderen Welt. Grauweiße Roben, knöchellang. Tücher um Kopf und Hals, sowie um Hände und Füße. Unter dieser Kleidung hätte sich alles verstecken können, ein Grubentroll oder eine Elfe. Connor grinste bei dieser Vorstellung.
Lysa ließ soeben alles an Proviant aus den Vorratsräumen holen, dass sie noch hatten. Außerdem wurden Waffen ausgelegt und sortiert, sowie Taue aus Kisten gehoben, die noch nicht eingefroren waren. Dazu kamen Widerhaken und einige Werkzeuge, die man stets an Bord benötigte.
»Wir verschwinden vom Schiff«, sagte sie. Sie blieb stehen und sah Connor an. »Du wirst erfrieren«, flüsterte sie.
»Ach was«, winkte er ab und hatte das Gefühl, die Kälte bräche ihm das Rückgrat. Gefrorener Rotz hing von seiner Nase, Eiskristalle lagen auf seinem Körper, seine Zähne schmerzten und seine Gliedmassen brannten wie Feuer.
»Geh zu den anderen nach unten. Dort wird es nicht so kalt sein. Lass dich erst wieder blicken, wenn du geschützt bist«, sagte Lysa.
»Es kracht im Unterdeck.«
»Ich weiß. Man kann dabei zusehen, wie das Eis uns frisst.«
»Du findest mich schrecklich, nicht wahr?«, fragte er leise und kniff die Augen gegen die Sonne zu, die sich auf dem Eis brach.
Lysa winkte ab. «Andere Probleme hast du jetzt nicht?« Sie legte ihre Hand auf seinen Oberarm und wischte Eis ab. »Runter mit dir!«
»Ich finde, du bist ein wunderbares Weib«, sagte Connor.
Lysa hob ihre Arme. »Connor - das ist nun wirklich der falscheste Augenblick, um mir das zu sagen. Schau dich um - wir müssen von Bord. In weniger als zwanzig Stunden wird das Eis unser Schiff zerquetscht haben wie einen Erdapfel.«
Connor brummte und drehte sich um. Sie hielt ihn fest und blickte zu ihm auf. »Wir werden reden … bald«, sagte sie sanft.
Er nickte und ging.
Sie mussten mehr von der Segeltuchrolle schneiden. Auf der Haut war es kalt und ungemütlich, doch die Körperwärme sorgte dafür, dass die Feuchtigkeit verdunstete.
Bob, der kaum noch seine Knochen bewegen konnte, so sehr schmerzten sie vor Kälte, war froh, endlich seine Robe zu bekommen. Bama sah wundervoll aus in ihrem Segeltuch. Danach kam Frethmar dran und zuletzt Connor, für den sie ein besonders großes Stück schneidern mussten.
Frethmar lachte. »Ist doch kuschelig. Du siehst aus wie ein Ork, Connor.«
»Und du wie ein Zwerg«, gab Connor zurück und rieb sich die Arme und die Beine.
»Wahre
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