Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
Vom Netzwerk:
überschwemmen. Wir werden durch den Mahlstrom gehen und wie ein grauenvoller Traum vom Himmel fallen. Wir werden die Drachen reiten und brandschatzen. Niemand wird uns aufhalten. Und wir werden jemanden finden, der das Artefakt öffnen kann. Vielleicht gelingt es Dogdan, vielleicht nicht. Ich schaffe einen neuen Golem und noch einen und noch einen.« Er schlug sich mit der Faust in die Handfläche. »Ich habe die besten Wissenschaftler von Unterwelt bei mir. Männer, die in ihrem Leben kluge Köpfe, Magister oder Gelehrte gewesen waren und nun mir dienen. Es wird nicht mehr lange dauern und wir sind bereit. Außerdem plane ich, die Drachen noch einmal suchen zu lassen. Diesmal mit einem Befehl, den sie klar befolgen können. Ich brauche das Ei. Ich will es haben. Wenn der schwarze Drache schlüpft, soll er mich sehen und mir sein Leben lang folgen. Es gibt dieses Ei dort draußen.«
    »Du willst tatsächlich alles seinen Lauf lassen?«
    »Was soll ich tun, Gwenael? Dogdan ist hinter den Flüchtenden her.«
    »Du könntest selbst nach Mythenland gehen und die Barb suchen. Du warst schon einmal dort, als du die Drachen gestohlen hast. Vielleicht kannst du dann auch etwas dagegen tun, dass Katraana dich findet.«
    »Es schmerzt. Es dauert Tage, bis ich mich an das Sonnenlicht gewöhnt habe. Ich würde eine Weile lang innerlich verglühen. Als ich die Drachen stahl, verband mich noch ein dünner Faden mit der hellen Welt. Der ist inzwischen gerissen.«
    »Betrachte es als Probe. Wenn du deine Armee ins Feld führst, wirst du auch nach Mythenland gehen müssen. Schließlich willst du deinen Sieg genießen. Du bist ein mächtiger Magier, mächtiger, als jeder lebende Magus. Du wirst die Schwingungen des Dracheneis sicherlich hören. Wenn es jemand finden kann, bist du das.«
    Murgon war kurz davor, seiner Schwester den Mund zu verbieten. Heute traute sie sich weiter vor als sonst. Was hatte sie vor, wenn er nach Mythenland ging? Was würde sie hinter seinem Rücken tun? Außerdem verspürte Murgon keine Lust, die Welt der Lebenden zu durchstreifen. Wohin er kam, würde man ihn als Dunkelelf erkennen. Er wäre Anfeindungen ausgesetzt. Es wäre ein Spießrutenlauf der Gewalt. Er würde töten müssen und eine blutige Schneise hinterlassen. Vermutlich stimmte das, was Gwenael sagte – er wäre in der Lage, da Ei zu finden. Doch um welchen Preis? Und wie lange würde es dauern?
    »Reite einen Drachen!«, sagte Gwenael, als hätte sie seine Gedanken gelesen. »Das macht dich schnell und unbesiegbar.«
    »Ich habe noch nie einen Drachen geritten.«
    »Du kannst es lernen.«
    Spürte Gwenael, dass er nach Ausreden suchte, weil es sich im Grunde seines Herzens fürchtete, Unterwelt alleine zu verlassen?
    »Du hast zwei Drachen. Nehme einen Dämon mit.«
    Verflucht, sie las ihn. Sie wusste, dass er das hasste und tat es dennoch. Er sandte ihr einen mentalen Hieb und Gwenael zuckte auf der Stelle zusammen. Sie schrie auf und griff sich mit beiden Händen an die Stirn. Mit nassen Augen blickte sie ihn an. Blut tropfte aus ihrer Nase und rann über Lippen und Kinn. Sie sah ihn an wie eine zornige Katze und Murgon zog unwillkürlich den Kopf zwischen die Schultern. Er hatte kein Interesse, sich seine Schwester zum Feind zu machen. Er unterschätzte sie keineswegs. Dennoch war er der Lord von Unterwelt und er alleine traf die Entscheidungen. Seine Gedanken gehörten nur ihm alleine. Umgekehrt hielt er es bei seiner Schwester genauso.
    »Ich werde mir deinen Vorschlag durch den Kopf gehen lassen«, schnaubte er, drehte sich um und schritt davon. Er spürte Gwenaels Blicke in seinem Rücken.
     
     
    Gwenael begab sich in ihr Gemach, einen steinigen Raum, der zwar mit Teppichen ausgelegt war und deren Wände vom milden Schein besonderer Magusfackeln erhellt waren, der dennoch nichts mit der Ästhetik eines Wohnraumes bei den Elfen zu tun hatte. Einmal mehr fragte sie sich, warum sie ihrem Bruder nach Unterwelt gefolgt war.
    Es war wahrscheinlich Machthunger gewesen.
    Vielleicht lag dieser Hunger den Kindern von Segurían von Ranéwén, dem ehemaligen Lord von Elfental, im Blut. Schließlich war der Elfenlord nicht anders gewesen. Auch er hatte seine Herrschaft genossen, sich sogar angemaßt, seinem Sohn das Kind wegzunehmen.
    An der Seite ihres Bruders zu herrschen übte auf Gwenael einen so großen Reiz aus, dass sie dafür Unterwelt in Kauf nahm und die Tatsache, dass sie sich von Woche zu Woche mehr in eine Dunkelelfe verwandelte.

Weitere Kostenlose Bücher