Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)
Riesenratte, die es zu töten galt, hatte sie mit Mäusen geübt.
Sie spuckte gallige Reste aus, als eine warme Schnauze ihren Rücken berührte. Sternläufer blickte auf sie herab und in seine großen braunen Augen glomm Mitleid. Sie richtete sich auf und schmiegte ihr Gesicht an seinen warmen Kopf. Sie tätschelte ihn. »Die Welt ist grausam, mein Bester ...«, flüsterte sie. »Lass uns sehen, dass wir hier wegkommen. Das ist kein guter Ort um zu rasten.« Der Schimmel nickte.
Katraana schleppte die Leichname in ein Gebüsch und überließ sie den Wildtieren. Sie hatte weder das Werkzeug, noch die Zeit, um die Drei zu begraben.
Dann machte sie sich auf den Weg.
Als die Sonne aufging, schien ihr alles wie ein böser Traum und neue Kraft trieb sie vorwärts. Sie schwebte auf Sternläufers Rücken und freute sich an der aufgehenden Sonne. Sie ritt ihn nun ohne Sattel, den hatte sie zurückgelassen. Der Wind wehte durch ihr Haar und trieb ihr Tränen in die Augen.
Ein plötzlicher Schmerz durchfuhr ihren Kopf.
Instinktiv zügelte sie den Schimmel, der kurz stieg und wieherte. Sie sprang ab, denn um sie drehte sich die Landschaft. Der Schmerz verging und die Welt veränderte sich.
4. Kapitel
Lord Murgon, Herrscher von Unterwelt, stapfte wie ein gefangenes Tier durch die Hallen der Festung. Die Festung war von den Wächtern erbaut worden. Jene Wächter, die Murgon zu rufen gedachte, um sich von ihnen bei der Unterjochung von Mythenland helfen zu lassen.
Lord Murgon war zornig.
Sein Kampfdämon hatte einen nicht wieder gut zu machenden Fehler begangen.
Ganz Dandoria wusste es und es war auch zu ihm gedrungen. Xorkuus, sein Killerdämon, hatte den Falschen getötet. Nicht König Rondrick, sondern einen gewissen Zyxkally, einen Gildenmeister, einen völlig unwichtigen Mann. Wie hatte das geschehen können? Lag es daran, dass er seine Anweisungen nicht deutlich genug formulierte? Er stellte sich für einen winzigen Augenblick in Frage, um sogleich zu widerrufen. »Verdammt, wer nicht mitdenkt, kommt dabei um!«
König Rondrick hatte ein Spiel gespielt, bei dem der König und ein Untertan die Plätze wechselten. Deshalb hatte Zyxkally neben der Königin gesessen, und Xorkuus hatte es nicht gemerkt. Obwohl der Killerdämon Gedanken lesen konnte, war er davon ausgegangen, das richtige zu tun. Xorkuus hatte nicht mitgedacht! Nun wartete er im Kerker auf seine Strafe.
Alles war vergebens gewesen.
König Rondrick lebte noch, allerdings wusste niemand, wo er sich derzeit aufhielt.
War er vor Unterwelt geflüchtet?
Das schwächte Murgon. Der Dunkelelf hatte darauf gehofft, über den Hof von Dandoria würde sich ein Intrigennetz spannen und die Stadt, wie das sie umgebende Land würde der Anarchie verfallen. Es war klug, zuzuschauen, wie ein Opfer sich selbst fraß. Nun stand er wieder ganz am Anfang.
Er fluchte und seine Finger strichen im Vorbeigehen über nasse schimmelige Felswände. Wenn er es genau betrachtete, war er gescheitert. Die Barb – sie hieß Bluma, wenn er sich richtig erinnerte – war mit dem Manndämon geflohen. Murgon war sich sicher, dass die geniale Barb das Rätsel des Artefaktes lösen konnte oder es schon gelöst hatte. Nur mittels des Kästchens konnte er Die Wächter rufen, die Meister von Unterwelt, die vor Äonen verschwunden waren.
Der Manndämon, den Murgon nur allzu gerne seiner Armee vorangestellt hätte, schützte die Barb.
Gwenael, Murgons Schwester war schwach und brachte ihn nicht weiter.
Sein Golem, Dogdan der Unselige, war noch immer auf der Jagd nach den dem Manndämon und der Barb. Würde er Erfolg haben?
Seine Wissenschaftler waren mit ihrer Kunst am Ende. Es gelang ihnen nicht, den sechsbeinigen Dokks die Intelligenz einzupflanzen, die er benötigte, um diese grausigen Wesen im Kampf einzusetzen.
Der Sanfte Jack, seinen besten Foltermeister, hatte er in einem Anfall von Zorn den Zähnen von Dogdan überlassen – ein Fehler, wie er jetzt erkannte.
Und Gwenael? Stets kehrten seine Gedanken zu ihr zurück? Warum war sie hier in Unterwelt?
Um ihn zu warnen, dass seine Tochter Katraana ihn jagte? Jene Katraana, die er über alles liebte, die ihm sein Vater zu nehmen versucht hatte, wofür der harte Mann sterben musste?
Er erinnerte sich, wie er nach Unterwelt gelangt war.
Er dachte oft darüber nach.
Wie es geschehen war.
Und fragte sich, wie sehr das Schicksal es gewollte hatte?
Oder hatten die Wesen, die ihn geholt hatten, nur auf den
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