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Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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waren den letzten Weg gegangen. Alles andere interessierte ihn nicht.
    Er war noch immer dick, eine schwabbelnde Masse.
    Er würde nie dünn sein.
    Niemals so muskulös, wie sein Vater, der seine Frau für eine prallbusige, festgebaute Marketenderin verlassen hatte. Sein Leib war ER. Und das akzeptierte er.
    Der Inquister lächelte schwach vor sich hin.
    Die Erinnerungen schmeckten gut, dennoch hatten sie ihr faszinierendes Aroma verloren.
     
     
    Versonnen schlurfte er über den Burghof, die Hände hinter dem Rücken verschränkt. In der Nähe übten sich Junggarden im Schwertkampf. Das Krachen ihrer Holzschwerter hallte von den Wänden wider. Üblicherweise schaute Balger dem Treiben gerne zu, nicht ohne Freude, wenn es mal wieder einen gebrochenen Kiefer oder ausgerenkten Arm gab.
    Heute würdigte er dem ganz normalen Burgleben keines Blickes.
    Küchenmädchen huschten vorbei, zeternde Putzerinnen schleppten Körbe mit Wäsche. Hühner rannten gackernd aus Torwegen, zwei Wachen stritten sich lautstark. Sie zuckten zusammen, als Balger vorbei ging und ihre Worte verebbten.
    Es roch nach Pferdedung und blauem Schimmel, der auf den Steinen wuchs.
    Die Burg glich einer kleinen Stadt. Es gab Ställe und Waschküchen, Lagerkeller, einen Kerker, einfache und anspruchsvolle Wohnstätten, eine winzige Schänke, Gardistenunterkünfte, Bibliotheken, Speisesäle, kleine Kammern für die Bediensteten, Sklavenhütten und ein paar Läden, in denen man dies und das erwerben konnte, ohne die Burg verlassen zu müssen. Die Burg war spiralförmig konstruiert, wobei die Wege von oben nach unten führten oder umgekehrt, je nachdem, aus welcher Richtung man kam. Das Tor wurde bewacht und konnte mittels zwei Rädern an Ketten geöffnet oder geschlossen werden. Einen Burggraben gab es nicht, dafür eine Schlucht, unüberwindbar, aber angenehm begrünt.
    Hier hatte Balger viele Jahre seines Lebens verbracht. Bei den meisten Intrigen hatte er die Fäden gesponnen. Er hatte Macht kommen und gehen sehen. Seine Ernennung zum Inquister hatte ihm endlich jenen Einfluss gewährt, für den es sich zu leben lohnte.
    Man respektierte und fürchtete ihn und manche Hexe hatte ihn verflucht, bevor die Flammen sie fraßen. Er wusste, dass die große Zeit der Dämonen vorbei war, genau gesagt, seit ungefähr vierzig Jahren. Spätere Befragungen und die daraus resultierenden Prozesse waren Schmierentheater, das nur aufgeführt wurde, um Haus und Gut der Verurteilten zu annektieren. Sie fielen der Krone zu und zu einem Gutteil Balger.
    Ein Grund, warum er auf Rondrick zornig war. Dieses Weichei verabscheute Hinrichtungen. Seitdem er König war, hatte es nur vier Prozesse gegeben, und diese nur, weil zu vermuten stand, es bestimmt mit Dämonen und Hexern zu tun zu haben.
    Balger fragte sich nie, ob das, was er tat, mit Wahrheit und Moral zu vereinbaren war. Moral war Sache der Schwachen.
    »Die Götter schützen euch«, flüsterte eine Frau und verbeugte sich.
    Balger hörte es kaum, nickte und ging weiter, eine schmale Steintreppe hoch, die zum Schrein führte. Links und rechts der Stufen glühten hellblaue Maguslichter. Oben im Schrein hielten sich für gewöhnlich Elfen auf, die den Göttern der Natur huldigten oder Männer der Letzten Völker. Dabei handelte es sich um durchscheinende Menschen, hager und asketisch, die einem altmodischen Götterglauben folgten, der die Liebe predigte und den Verzicht. Schon Rondricks Vater hatte die Spiritualität seiner Gäste respektiert.
    Liebe, Natur, alles Unsinn!
    Balger bevorzugte die dunklen und herkulischen Götter, welche die Naturgewalten beherrschten und jederzeit wohlwollend auf den blickten, der kraftvoll war.
    Von den Zinnen stiegen Krähen in den Himmel, der sich rasch verdunkelte. Nur eine Nacht war vergangen, seitdem der Dämon das Attentat auf den König begangen hatte. Balger kam es vor, als wären Jahre vergangen.
    Sie weiß nichts davon!
    Balger lächelte still. Nein, Grisolde wusste nichts von der Magie des Berges. Er hatte es sofort begriffen, schließlich war er der Inquister. Sie in dem Glauben zu lassen, er misstraue ihr, machte sie gefügiger. Sie würde nichts unversucht lassen, ihn vom Gegenteil zu überzeugen. So schürte er bei ihr ein schlechtes Gewissen, mit dem es sich gut handeln ließ.
    Sie würde sich Loouis Balger beugen.
    Er blieb stehen und blinzelte. Ein Küchenjunge huschte vorbei, schmutzig wie ein Ferkel. Balger war versucht, ihm in den Hintern zu treten, doch er unterließ

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