Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)
würde ihn töten.
Er lächelte. »Minister Nordon Driúel vertritt das Schöne Volk in Dandoria. Kennt Ihr ihn?«
Seit wann verhielt er sich wie ein geschwätziger alter Mann, der mit einer Elfe plauderte, weil ihn das vom Wackeln seiner Zähne ablenkte? Er sollte sie maßregeln. Sollte deutlich machen, dass man mit ihm nicht tändelte, sondern ihm gehorchte! Balger rieb sich mit dem Handballen die juckenden Augen.
»Was sagt Euch der Name Murgon?«, ignorierte sie seine Frage nach Driúel.
Balger schnappte nach Luft. Ihm war unklar, was hier geschah und welcher Unstern seine Karten ausspielte, doch sein Instinkt vibrierte. »Man sagt, er sei ein Dunkelelf und Herr von Unterwelt.«
Sie trat auf ihn zu, bis er ihren Atem riechen konnte, würzig und frisch. »Würdet Ihr Murgon gerne auf dem Scheiterhaufen sehen?«
Balger traute seinen Ohren nicht.
Der Skarabäus kicherte. Du gehst zum Schrein, um deinem Schicksal zu entgehen und ausgerechnet dort begegnest du ihm.
»Schicksal?«, entfuhr es Balger.
Die Elfe blickte ihn verwundert an. Er winkte entschuldigend ab. »Sollte das sein Schicksal sein? Auf dem Scheiterhaufen zu enden? Er muss ein sehr mächtiger Magier sein, wenn er Unterwelt beherrscht. Ich bezweifele, dass man ihn verbrennen kann wie eine ordinäre Hexe.« Liebe Güte, er schwatzte wie ein teilnahmsloser Greis. Was war mit ihm geschehen? Wie viel Schuld daran trug der grausige Käfer hinter seinen Augen?
»Es gibt andere Wege«, sagte die Elfe Katraana mit sanfter Stimme. »Ich hörte, es wurde gestern ein Attentat auf König Rondrick verübt?«
»Das pfeifen die Spatzen von den Dächern.«
»Von einem Dämon?«
»Auch das ist nicht neu!«
»Wohl war, Inquister. Euch ist sicherlich klar, wer den Dämon geschickt hat?«
Balger räusperte sich und verschränkte die Arme über seinen Bauch.
Katraana lächelte spitzbübisch. »Jeder Dämon handelt auf Anweisung von Murgon. Wenn Murgon den König töten will, muss er ein Ziel damit verfolgen. Darüber nachzudenken, ist Eure Sache, Murgon zu töten ist meine!«
Balger würgte Galle hoch. Es wurde Zeit, dass er seinen Magen füllte, sich reinigte und schlief. Der heutige Tag hatte zu viele Dinge für ihn bereit gehalten und es schien noch nicht vorbei zu sein.
Der Käfer schwieg. Doch Balger spürte, dass er lauerte. Dass er wartete.
»Ihr wollt was…?«, krächzte er.
Katraana nickte. »Es wird Zeit, dass wir uns unterhalten, Inquister Balger. Habt Ihr Hunger? Also - ich habe Hunger.«
»Folgt mir!«, knurrte Balger und verließ den Schrein.
Katraana folgte dem fetten Mann mit klopfendem Herzen. Was sie getan hatte, war mutig gewesen und hatte besser funktioniert, als sie gedacht hatte. Man hatte ihr den Inquister als einen grausamen Mann geschildert, und als einen, der über alles Bescheid wusste. Obwohl sie sich auf ihre kämpferischen Fähigkeiten blind verlassen konnte, wäre eine Auseinandersetzung übel gewesen. Schließlich befand sie sich innerhalb der Mauern einer Burg. Da war Flucht eine Sache für sich. Doch der Inquister zeigte sich aufgeschlossen und überhaupt nicht so, wie man ihn beschrieben hatte.
Sie war sicher, dass er, auf dem Bauch liegend, geweint und geschluchzt hatte. Verhielt sich so ein Mann ohne Gemüt?
Sie war gespannt, wie die nächste Stunde aussah.
Als sie sich dem Burghof näherten, suchte Katraana die Schatten. Sie war ein Eindringling. Sie hatte sich am Tor als Nichte von Minister Nordon Driúel ausgegeben. Man hatte nach dem Elfen geschickt, ihn jedoch nicht gefunden. Das war typisch Mensch. Sie dachten, nur weil sie spitze Ohren und ein hübsches Gesicht hatten, mussten sich alle Elfen kennen.
Man bat sie, zu warten und sie nutzte die erste beste Gelegenheit, sich aus dem Staub zu machen. Der Torwächter rief hinter ihr her, und sie lachte und winkte. Von einer Elfe erwartete man nichts Böses, schließlich gehörte sie zum Schönen Volk, ehrenhaft und edel.
Katraana erkundigte sich, wer den größten Einfluss auf der Burg hatte und Dämonen mehr hasste als alles andere. Das sei Inquister Balger, doch dieser sei unterwegs und suche den König. Das hatte Katraana nicht erstaunt. Inquister waren grausame Männer, deren Lebenszweck darin bestand, die Mächte des Bösen zu beweisen. Sie fällten schreckliche Urteile und liebten, was sie den Delinquenten nehmen konnten. Die Ehre, das Leben und deren Hab und Gut.
Sie wartete geduldig.
Der Inquister kehrte zurück. Alleine auf einem Streitross.
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