Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)
geschützte Kampfmaschinen. Außerdem verfügten sie über derart feine Sinne, dass nur sie das Schwarze Ei finden konnten, obwohl sie sich hier – so wollte es der Traum – offensichtlich getäuscht hatten, denn sie ließen zwar ein grausiges Zerstörungswerk zurück, hatten das Ei aber nicht gefunden.
Dennoch war der Überfall sinnvoll gewesen. Jede mutige Tat, jedes Aufbäumen, jeder Axthieb, machte die Drachen stärker. Sie sogen die Kraft ihrer Gegner auf wie Katalysatoren, und gaben sie auf direkten magischen Weg weiter an Murgon. Heute früh war sie ihrem Bruder begegnet. Er war ihr lachend und fröhlich, selbstbewusst und strotzend vor Kraft, entgegen gekommen. Wenn Murgon lachte, stellten sich Gweanaels Haare auf.
Nachdem Murgon die Drachen verzaubert hatte, reichte die Aura der Drachen aus, um ein ganzes Gebiet mit dunklen Strahlen zu verseuchen. Sie hatten auf der Zwergeninsel blutig gemetzelt, ihre Schwingungen jedoch strahlten viel weiter über das Wasser hinaus in andere Regionen.
Dort würden sich Magier fragen, was mit ihren Kräften geschah, Dorfschamanen würden feststellen, dass Heilmittel nicht mehr wirkten, Wesen aller Rassen würden erkranken und aus Liebe würde Hass und aus Freundschaft Feindschaft. Dämonen würden sich in Schmerzen winden und aus den Tiefen kommen, um sich für die Anrufungen zu rächen und die Wettergötter wären für eine Weile entmachtet.
Gwenael hatte ein schlechtes Gewissen und sie erwartete die Drachen lieber heute als morgen zurück. Sie wusste, dass sie gegen die Pläne ihres Bruders nichts ausrichten konnte – und wollte dies nicht. Sie hatte ihm das Leben gerettet und er vertraute ihr, soweit er dazu fähig war.
Letztendlich war diese Aktion ihre Idee gewesen, also musste sie dafür die Verantwortung tragen.
Gwenael verstand Murgons Beweggründe, denn auch sie strebte nach Macht. Sie beide würden gemeinsam über Unterwelt und Mythenland herrschen, und wenn es das Schicksal wollte, würden sie sich eines Tages sogar gegen die Götter auflehnen. Sie würden sich selbst zu Göttern machen - für eine bessere Welt. Eine Welt im Sinne der Magie.
Ihre Gedanken schweiften ab und kehrten zurück zu dem Mann, der in den Katakomben gefangen war. Ein schöner Mann, mit warmen Augen und sinnlichem Lippen.
Sie wusste, dass sie eine schöne Elfe war. Ihr helles, schmales Gesicht strahlte gleichermaßen Erotik und Willenskraft aus, eine Mischung, mit der sie jeden Mann beherrschen konnte. Ihre mandelförmigen Augen waren lila, ihre Ohren waren spitz, aber unter den welligen schwarzen Haaren nicht zu sehen. Um den Hals trug sie das magische Amulett der Familie. Ihr Körper war von filigraner Perfektion und das schwarze dünnseidige Gewand verbarg nur das Nötigste. Ihre Brüste waren fest, ihr Bauch flach, ihre Beine schlank. Ihre Füße steckten in schwarzen Stiefeln, die mit silbernen Fäden geschnürt waren. Es gab Tage, da stellte sie sich vor einen Spiegel, streichelte sich und stellte sich vor, ein schöner kraftvoller Mann würde sie berühren.
Sie wusste, dass Murgon ein Auge auf sie geworfen hatte, und wäre er ein fremder Elf gewesen, hätte er ihr Herz durchaus erobern können. Seitdem man jedoch Beziehungen unter Blutsverwandten abgeschafft hatte, musste sie sich diesem Gesetz beugen, auch wenn es manchmal nicht leicht fiel.
Hin und wieder hatte Gwenael sich einen Mann untertan gemacht. Sie benötigte nur wenige Augenblicke, damit er sich in sie verliebte. Unangenehm war, dass diese Liebe den Mann nie wieder verließ. Egal, wohin sie ging, was sie plante, der Mann folgte ihr und machte sich komplett zum Narren, bis sie ihm Selbstmord befahl, was der Mann sofort ausführte und als Gnade empfand. Deshalb – und weil sie sich hin und wieder in einer Liebe verlor - sah Gwenael mit zunehmendem Alter davon ab.
Sie konzentrierte sich auf die Macht.
Macht war besser als Sex.
Macht war besser als Zärtlichkeit.
Macht war ihrer würdig!
Sie war eine starke und kriegerische Elfe. Sie hatte ihre Familie und ihr Dorf verlassen und war über das Geheimnis von Dandoria nach Unterwelt gegangen. Dies war ein gefährliches Unterfangen gewesen und sie hätte diesen Schritt um Haaresbreite mit dem Leben bezahlt. Murgon hatte sie im letzten Augenblick gerettet und seine Schwester mit großer Freude und überrascht willkommen geheißen.
Nun, das war eine andere Geschichte, eine von den vielen Geschichten, an die sie sich erinnerte.
Gwenael seufzte und verließ ihr
Weitere Kostenlose Bücher