Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)
Scholle und schwappte vor sich hin, als hätte sie lediglich einen Schluckauf gehabt.
»Stellt das Eishaus fertig!«, befahl Bob. Man sah ihn an, nickte sich zu und fuhr mit der Arbeit fort. Lediglich Lysa hockte neben der Verstorbenen und strich deren Haare.
Es dauerte nicht lange, bis sie eine drei Fuß hohe Eisschnecke geformt hatten. Frethmar bewies sich weiterhin als Meister an der Axt, Connor schleppte, was das Zeug hielt, jeder fasste mit an.
Über dem Feuer brutzelte das Fleisch.
»Pause!«, sagte Bob. »Wir müssen etwas zu uns nehmen.«
Sie kauten das geschwärzte Fleisch. Ohne Gewürze schmeckte es fettig und nahrhaft, gut schmeckte es nicht. Dennoch aßen sie so viel, wie gegrillt worden war. »Ihr habt gehört, was Connor gesagt hat«, sagte Bob. »Fleisch ist wichtig. Wir brauchen unsere Kraft, damit unser Blut gut fließt.«
Sie schwiegen. Jeder schielte zur toten Lydia hin. Niemand hatte Lust, laut zu sprechen. Sie waren eine Trauergemeinschaft, die sich keine Trauer erlauben konnte. Jetzt noch nicht. Trauer kostete Energie, die sie benötigten, um die Nacht zu überleben.
Sie deckten die Wände mit Segeltuch ab, außerdem hatten sie das Drachenleder auf der Scholle, sodass sich ein stabiles Dach ergab, als eine weitere Reihe von Eisblöcken reihum zur Befestigung aufgelegt wurde. Sie ließen oben ein kleines Loch.
»Dringt da nicht die Kälte ein?«, fragte Bluma.
»Nein«, sagte Connor. Dort wird der Rauch abziehen, denn wir können da drinnen sogar ein kleines Feuer machen. Wir warten, bis es den Innenraum aufgewärmt hat, dann löschen wir es.«
So wurde es gemacht. Sie legten den Boden mit Drachenleder aus, welches erstaunlich gut isolierte. Sie drückten sich darauf eng aneinander. Frethmar machte ein kleines Feuer. Er bekam Übung darin und grinste zufrieden über die aufsteigende Flamme hinweg. Sofort stieg der Rauch nach oben und füllte den kleinen Eisbau. Die Gefährten husteten und keuchten, aber es wurde unverkennbar warm. Das Feuer brannte keine vier Minuten, als Frethmar es mit dem Axtblatt vorsichtig durch den kleinen Ausgang schob und draußen löschte. Er kroch rückwärts zurück in den Eisbau und zog einen Eisblock hinter sich her, der den Eingang verschloss.
Sie saßen in totaler Dunkelheit.
Fünf Amazonen, zwei Barbs, ein Zwerg und ein Barbar. Verschollen. Irgendwo im Eis und wie Connor meinte, nicht im Mythenland.
Bob lag die Frage auf den Lippen und er stellte sie: »Was glaubst du, wo wir sind, Connor?«
Bob war zwischen Bama und dem Hünen eingekeilt, Frethmar hatte das Pech, als letzter der Reihe nur von einer Seite gewärmt zu werden. Einen Armbreit neben Bama kuschelten sich die Amazonen zusammen.
»Ich vermute, wir sind durch ein magisches Geschick in eine Art Parallelwelt geschleudert worden. Du hast gehört, was Lydia sagte. Sie meinte, der Golem, der Bluma und diesen merkwürdigen Dämon folgt, sei in der Nähe. Vielleicht direkt bei uns, in der anderen Welt.«
Lysa sagte leise: »Wenn wir also auf die andere Seite gehen, werden wir ihm begegnen?«
Connor murmelte: »Wenn es so ist. Aber vielleicht ist es auch ganz anders.«
Bob staunte, dass es noch immer warm war. Ihre eigene Körperwärme und das Feuer hatten dies bewirkt. Lediglich die vorherrschende, alles verzehrende Dunkelheit schlug aufs Gemüt. Und der Tod von Lydia. Er bedrückte jeden, und Lysa sprach aus, was alle dachten: »Lydia war eine wunderbare Freundin und große Seherin. Ich werde sie den Rest meines Lebens vermissen.«
»Ja, ich auch …«
»Mir geht es genau so«, echoten die anderen Amazonen.
Frethmar brummte: »Sie war ein gutes Weib, ein tapferes Weib!«
»Mmpf«, sagte Bob.
Bama sagte: »Ihr könnt stolz sein auf eure Schwester. Singt viele Lieder über sie. So wird man sie nie vergessen.«
Eine Amazone schluchzte, in der Dunkelheit war nicht auszumachen, wer.
»Ja«, sagte Lysa. »Das ist ein schöner Brauch. Es macht einen unsterblich.«
»Ich könnte eine Ode auf sie dichten«, flüsterte Frethmar schüchtern.
Niemand widersprach ihm, was einem kleinen Wunder gleichkam. Vermutlich war es eben dass, was ihn davon zurückhielt, denn er schwieg.
»Dichte uns was, Fret«, sagte Lysa.
»Ist das dein Ernst?« fragte der Zwerg ungläubig.
Lysa gab zurück: »Aber sicher, schließlich willst du irgendwann deinen Kindern und deinem Weib von deinen Abenteuern singen. Da solltest du üben.«
»Finde ich auch«, sagte Connor und erhielt von Bob einen gutgemeinten
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