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Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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euch erschreckt habe.«
    Bob sah zu ihm hoch. »Ja, du hast uns erschreckt. Langsam gewöhnen wir uns an den Schrecken. Du hattest also eine Vision?«
    »So ist es.«
    »Hilft uns das, was du gesehen hast?«
    Connor überlegte. »Nein. Nicht wirklich. Ich werde euch später berichten, was ich sah, doch nun müssen wir ...«
    »Verdammt!« murrte Lysa. »Andauernd heißt es, wir müssen dies, wir müssen das. Lydia stirbt, du brichst zusammen und hast eine Vision! Was hält diese Scholle noch für uns bereit? Gar nichts müssen wir. Denn wir können nichts tun. Dein Schneehaus wird zu klein sein, wir haben nicht genug Eis. Das einzige, was uns bleibt, ist, das Feuer zu vergrößern und zu hoffen.« Ihr Gesicht war von Sorgen gefaltet.
    »Eines weiß ich jetzt genau ...«, sagte Connor. »Wir müssen nach Dandoria, diesen Agaldir finden. Offenbar handelt es sich um einen Blinden Magister.«
    Lysa stemmte ihre Arme in die Hüfte. »Na toll! Dann sind wir ja ein ganzes Stück weiter. Das ist ja alles ganz was Neues!«
    Connor ging zu ihr. Sie wich vor ihm zurück, als fürchte sie sich vor ihm. Ihre Augen loderten. Ein ungeschriebenes ‚Berühr’ mich nicht!’ stand darin. Connor seufzte und nickte. Er hatte verstanden.
    Frethmar spuckte aus. Bama hockte am Feuer und warf einen traurigen Blick auf die Tote. »Was machen wir mit ihr?«
    Mit einem Mal erkannte Bob, was ihnen fehlte:
    Ein Anführer!
    Sie benahmen sich wie kleine Kinder, die man im Wald ausgesetzt hatte. Lysa war auf dem Schiff ein guter Kapitän gewesen, doch das Eis, der Verlust des Schiffes und ihrer Gefährtin hatten ihr den Schneid abgekauft. Amazone hin oder her – derzeit war sie ein Weib, das sich fürchtete und nicht mehr ein noch aus wusste. Ihre Gefährtinnen waren auf Befehle angewiesen und schlotterten vor Kälte. Bama war tapfer wie immer, doch von einer so großen Traurigkeit umschattet, dass Bob hätte heulen können. Frethmar war wütend. Er wollte etwas tun. Das lag in seiner Natur. Doch er konnte nicht.
    Also blieben er und Connor!
    Wer von ihnen beiden besaß mehr Kraft? Wer war im Moment stabiler?
    Wenn Bob seine Lieder am Feuer gesungen hatte – es waren viele Heldenlieder dabei, oh ja! – waren es Lieder der Kraft und Stärke gewesen. Stets wussten die Helden, was zu tun war. Sie machten sich keine Sorgen, sondern schritten mit hoch erhobenem Kopf von Abenteuer zu Abenteuer. Bob wusste nun, dass diese Lieder Mythen waren. Auch jene Helden mussten sich gefürchtet haben, mussten sich hilflos gefühlt haben, mussten im Angesicht des Todes geweint haben. Doch wer wollte von solchen Helden Lieder hören? Wer interessierte sich für Helden ohne Glanz?
    Würde man über sie Lieder singen?
    Über eine frierende, zitternde, zaghafte Gruppe?
    Was nützte der Mut, wenn man eingesperrt war?
    Wie lange würde es noch dauern, bis die Gruppe auseinander fiel? Was war zu tun, um dies zu verhindern? Wer hatte die Kraft, Optimismus zu schenken? Wer schickte einen Wunsch an die Sterne, in der Hoffnung, dass die Götter ihn hörten? Sie würden noch lange überleben können, wären sie wärmer bekleidet. So drang die Eiseskälte durch die Haut und verbrannte die Knochen, die Innereien und die Seele. Bob hatte einiges über Kälte gehört, sich aber nie vorgestellt, wie vernichtend sie war. Sie betäubte und machte unendlich müde.
    Lydia hatte von einer drohenden Gefahr gesprochen. Von einer Gefahr, die schon hier war. Hier bei ihnen. Von einem Golem, der Bluma und den Dämon jagte. Wo jagte er sie? Gewiss nicht in dieser Welt. Die Verstorbene hatte ihnen ein Rätsel aufgegeben, eines von so vielen Rätseln.
    Bob schwirrte der Kopf.
    Es fiel ihm schwer, klare Gedanken zu fassen.
    Was er wusste, war – so konnte es nicht weitergehen. Sie würden sterben, vermutlich erfrieren. Das Feuerholz mochte noch zwei oder drei Tage ausreichen, dann war es vorbei.
    Bob rieb sich das kratzige Kinn. Bisher hatte er bartlos gelebt, doch das änderte sich jetzt. Bei den Göttern, sie würden überleben. Sie würden nach Dandoria gehen. Sie würden Bluma finden und ein Drachenei. Sie würden diesen Agaldir finden und alles würde gut werden.
    Als wolle das Schicksal ihn verlachen, grollte unter ihnen die Scholle wie ein lebendiges Wesen. Sie zitterte, schob sich hin und her, krachte gegen den aufgetürmten Eiswall und hob sich an einer Seite.
    Frethmar verlor den Halt. Er rutschte und Connor hielt ihn fest, bevor der Zwerg ins Wasser fiel.
    Dann beruhigte sich die

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