Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)
anders. Man teilte sich die Erziehung, was nicht selten zu Streits führte. Andererseits war Soffia klug genug, Streits mit ihrem Mann – wenn es ging – zu vermeiden. Er konnte grob werden, er musste es, um vor den Männern des Clans nicht sein Gesicht zu verlieren. Dennoch hielt sie mit ihrer Meinung nicht hinterm Berg. Sollte er doch wütend sein und saufen gehen. Sie ließ sich den Mund nicht verbieten.
»Ich habe dich geholt und du bist mein Weib geworden«, sagte Korgath. »Du wusstest, auf was du dich einlässt. Du wusstest, wie das bei uns läuft.«
»Ich wusste es«, nickte sie. »Trotzdem ist er noch zu jung!«
Korgath verdrehte die Augen und spuckte ins Feuer. »Wenn alles gut geht, werde ich bald Clanführer. Der Kampf gegen Tutur Hattursson ist festgelegt.«
Soffias Kopf ruckte herum. »Wann?« Ihre weit aufgerissenen Augen blitzten voller Angst. »Tutur ist ein Fels!«
»Und ich bin der Meißel«, lachte Korgath. »Ich werde den Fels Stück für Stück zerlegen.«
»Er ist«, sie überlegte gut, wie sie es formulieren sollte und entschloss sich, ihre wahre Meinung zu sagen. »Er ist zu stark für dich.«
»Pah.« Wieder spuckte der Barbar ins Feuer. »Er ist ein Dummkopf. Er glaubt, man gewinnt einen Kampf nur mit den Muskeln. Ich werde ihn eines besseren lehren. Er wird lernen, dass man mit dem Kopf gewinnt.« Er tippte sich an die Stirn. »Ich musste ihn herausfordern. Er ist kein guter Clansführer. Er macht Fehler. Wenn ich ihn nicht besiege, wird er uns in einen sinnlosen Krieg führen.« Er zögerte. »Du weißt, ich mag Krieg. Ich liebe es, die Schreie der Unterlegenen zu hören, aber ich will wissen, dass ich gewinnen kann. Er jedoch plant einen Zug nicht nur gegen Dandoria, sondern auch gegen Zadarsh, gegen die Orks. Das ist Wahnsinn. Wir sind nicht genug, um den Kampf gewinnen zu können. Tutur ist ein Blutschnüffler. Einer von der Sorte, die auf dem Schlachtfeld sterben, damit man Lieder über ihn singt, ohne auch nur einen Moment nachzudenken, wie viele er mit sich in den Tod reißt.«
»Und wenn du verlierst?«
Er grinste hart. »Dann werde ich den Rest meines Lebens Sklavendienste leisten. Spucknäpfe leeren und Scheiße wegkarren. Bei den Göttern, warum fragst du das? Du weißt es so gut wie ich.«
Sie gab Connor einen Klaps und der Junge verkroch sich in eine Ecke. Mit großen Augen beobachtete er das Gespräch zwischen seinen Eltern.
Soffia ging zu Korgath und strich ihm liebevoll über das Haar. »Ich möchte keinen Scheißefahrer als Mann.«
»So wird es auch nicht sein!«, lachte der Barbar, zog sie auf seinen Schoß und küsste sie.
Connor überlegte, was er soeben gehört hatte. Nicht alles erschloss sich ihm, aber er wusste, dass sein Vater sich in große Gefahr begeben würde. Und er begriff, dass sein Vater über diesen Weg Clansführer werden konnte.
Clansführer!
Vater ein Clansführer!
Das erfüllte Connors Herz mit Stolz und er schwor sich, später auch ein Clansführer zu werden.
Der Kampf zwischen Korgath und Tutur war eine blutige Angelegenheit.
Beide schenkten sich nichts. Sie kämpften mit dem Hammer. Sie waren an den Handgelenken aneinander geseilt. Der Zwischenraum betrug eine Manneslänge, gerade so weit, dass man dem gegnerischen Hammer ausweichen konnte. Der Kampf war Tradition und wurde entsprechend begleitet. Nur sehr selten wurde ein bestätigter Clansführer herausgefordert. Was hier geschah, kam einer kleinen Sensation nah. Schließlich war Korgath nur halb so breit wie Tutur und einen Kopf kleiner. Dennoch war der Herausforderer ein stämmiger Mann, jedoch sehniger, beweglicher, schmal in den Hüften, breit in den Schultern, wohingegen Tutur einem monströsen Fass ähnelte. Niemand konnte so viel saufen wie er und keiner hatte eine tiefere Stimme.
Der Clan bewunderte Korgaths Mut und nicht wenige hofften, er würde den Kampf gewinnen.
Der erste Schlag traf Korgath auf der Schulter. Es knackte und er brüllte auf. Etwas war gebrochen worden. Blut lief über seine Brust und versickerte zwischen den schwarzen Haaren. Der zweite Schlag traf ihn am Oberschenkel. Der war zwar durch ein ledernes Beinkleid geschützt, dennoch musste es für ihn gewesen sein, als habe ihn ein Pferd getreten. Der Herausforderer humpelte und Soffia machte ein betretenes Gesicht. Connor stand neben ihr und starrte mit bewegungsloser Miene auf das Schauspiel.
Tutur lachte. Sein gezwirbelter Bart glühte flammendrot. »Na, Korgath? Bereust du, dass du mich
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