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Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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Leid zugefügt hatte.
    Was war mit Balger los?
    Was hatte er erlebt, dass seinen Verstand verwirrte?
    Grisolde kniete sich neben die Bahre und heftete ihren Blick auf seine halb geöffneten Augen.
    »Wir haben Euch gerettet, Balger. Soldaten kamen noch rechtzeitig, um Euch vor dem Mob und dem sicheren Tod zu bewahren.«
    Balgers Lippen bebten und Grisolde erkannte, dass er den Versuch einer Antwort machte.
    »Strengt Euch nicht an, Inquister. Ihr seid in Sicherheit«, sagte sie. »Hier kann Euch nichts geschehen. Ich habe nach den besten Heilern geschickt. Mit deren Hilfe und etwas Magie werdet Ihr schneller wieder auf den Beinen sein, als Ihr denkt.«
    »Ska …«, seufzte der dicke Mann. »Sakara …«
    »Pssst«, machte Grisolde. »Die Heiler werden sich außerdem um Euren Verstand kümmern. Es gibt Möglichkeiten, Euren Geist zu reinigen. Man sagt, es sei schmerzhaft, doch dies dürfte Euch nicht schrecken.«
    Balger hob eine Hand und seine Finger spielten mit der Luft. Er atmete schwer, aber regelmäßig. Seine Wunden waren oberflächlich und seine Fettschicht hatte vermutlich die Knochen und die inneren Organe geschützt. Ein hagerer Mann hätte die Misshandlung nicht überlebt.
    Lady Grisolde lächelte. Der Mann würde ihr auf ewig dankbar sein. Sie hatte ihm das Leben gerettet. Verantwortlich für ihn fühlte sie sich jedoch nicht. Wichtig war, dass er ihre Pläne unterstützte.
    Ein Sklave platzte herein und Grisolde war versucht, ihn zu züchtigen. Als sie jedoch die Männer sah, die ihm folgten, erhob sie sich und nickte freundlich.
    »Magus Claudel, Magus Erowirt – schön dass Ihr so schnell hier sein konntet.«
    Die Männer deuteten eine Verbeugung an. »Es ist uns eine Ehre, Mylady«, sagte Claudel. »Ich kenne Balger schon eine ganze Weile. Wir haben… stets ein etwas sonderbares Verhältnis miteinander gehabt, welches so weit wirkt, dass ich ihn heilen muss.«
    Grisolde zog die Augenbrauen in die Höhe. »Ihr müsst ihn heilen?«
    Der kleine hagere Mann lächelte verschmitzt. »Verpflichtungen, wenn Ihr versteht.«
    Grisolde verstand nicht und nickte.
    Magus Erowirt, ein stämmiger Halbling und somit nicht größer als der hagere Claudel, sagte mit schneidender Stimme: »Ich spüre die Aura des Inquister. Er leidet.«
    »Dann beendet sein Leiden«, gab Grisolde mit ebenso schneidender Stimme zurück.
    »Deshalb sind wir hier«, antwortete der Halbling. »Ich schlage vor, dass wir den Inquister mitnehmen. Es wird eine Weile brauchen, ihn wieder herzustellen. Ich würde mich freuen, wenn Ihr ihn in mein bescheidenes Heim transportieren lasst.«
    Claudel bestätigte: »Magus Erowirt hat Recht. Hier, an Ort und Stelle, fehlen uns die Möglichkeiten.«
    Grisolde zuckte die Achseln. »Von mir aus. Beeilt euch und alle sind zufrieden. Ihr werdet fürstlich belohnt werden.«
    »Selbstverständlich«, sagte Claudel und deutete eine erneute Verbeugung an.
    Grisolde gab die entsprechenden Befehle und man brachte Balger weg. Die Heiler schritten nebenher. Was geschah hier? Seit wann war ein Magus so devot? War es, weil sie eine Frau war? Oder gab es andere Gründe für dieses seltsame Verhalten?
    Grisolde verscheute diese Gedanken und ging zum Fenster. Sie blickte über die Zinnen in Richtung Osten, wo sich die Bergkette erhob. Hinter diesen Bergen lag das Tal der Riesen. Dort hatte man ihren Gatten, König Rondrick von Dandoria, zurückgelassen. Was tat er dort? Lebte er bei den Riesen? War er nun glücklich?
    Sie staunte, dass sie einen Stich Trauer empfand und für eine Sekunde den attraktiven aber viel zu weichen Mann vermisste. Hatten sie das viele Blut und Balgers zerstörter Körper melancholisch gemacht?
    Sie fragte sich, ob nicht ein Teil von ihr diesen Mann geliebt hatte. Sie hatte viele, sehr viele Männer gekannt und stets, wenn sie sich mit ihnen verbunden hatte, war ein Hauch von Liebe zurück geblieben. Niemand war so gut, so zärtlich und so treu gewesen, wie Dondrick. Er hatte ihr vertraut, was das größte Geschenk darstellte, das sie sich vorstellen konnte. Er hatte sich ihr geöffnet und sie hatte ihn empfangen. Auf seine Art war er noch ein Kind gewesen, kein König. Zu viele Träume, zu viele Wünsche, zu wenig Verantwortungsgefühl. Und er hatte sie verlassen. Er war der erste Mann in ihrem Leben, der sie verlassen hatte.
    Das hob ihn in ihrer Achtung und machte sie noch trauriger. Sie war es gewohnt, eigene Entscheidungen zu treffen. Rondrick jedoch hatte ihr die Entscheidung

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