Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)
Lebende nach Unterwelt schickt, wie ich es mit dieser Elfe …«
»Katraana.«
»Wie ich es mit Katraana und Gwenael, Murgons Schwester, gemacht habe. Ihr solltet meine Macht und meine Intelligenz nicht unterschätzen, Inquister. Erowirt mag ein Heiler sein, ich bin mehr – aber das wisst Ihr ja, nicht wahr?«
Balger nickte und schnappte vor Schmerz nach Luft.
Claudel ignorierte das Leiden seines Patienten. »Ich vermute, Lady Grisoldes Tod wird für noch mehr Aufsehen sorgen, als es Rondricks Tod getan hätte. Sie war eine wunderschöne Frau. Das Volk wird Mitleid mit ihr haben.«
»Und wütend werden auf Rondrick, weil der sie im Stich und alleine gelassen hat.«
»Vermutlich!«
»Das könnte politisch sehr interessante Konsequenzen haben.«
»Welche sollten das sein?«
»Das zynische Grinsen steht Euch noch ins Gesicht geschrieben, Balger. Ich wette, Ihr überlegt schon jetzt, wie Ihr Euren dicken Hintern auf den Thron bringen könnt.«
»Eben das will ich nicht. Das Volk hasst mich. Es würde mich nicht als König akzeptieren. Deshalb sollte es Grisolde sein und ich an ihrer Seite.«
»Seit wann kommt es einem König darauf an, ob das Volk ihn liebt?«
»Dandoria ist verwöhnt. Rondrick war ein sanfter Mann, sein Vater nur bedingt grausam. Gerecht waren beide.«
»Dann überrascht das Volk. Zeigt ihm, dass Ihr Euch verändert habt.« Der Magus lachte leise. »Schließlich hat es Euch erlebt, wie Ihr im Kot herumgekrochen seid. Es weiß, dass Ihr nicht mehr derselbe seid.«
Balger wurde noch bleicher, als er es sowieso schon war. Mühsam hob er den rechten Arm und rieb sich die Stirn, die einzige unversehrte Stelle in seinem Gesicht.
Der Magus legte den Kopf schief und musterte den dicken Mann. »Was macht eigentlich Euer Verstand?«
Balger riss die Augen auf.
»Ihr kommt mir derzeit sehr normal vor. Nicht wie einer, der sabbernd und bettelnd durch die Strassen torkelt.«
Balgers Lippen klebten aufeinander.
»Ihr habt Durst?« Claudel rieb seine Handflächen aneinander, formte einen Ball und hielt eine Karaffe mit klarem Wasser in der Hand. Er hob Balgers Kopf etwas an und flößte ihm das kühlende Nass ein. Dankbar sah der Inquister zu dem Magus auf.
»Ich musste mit ansehen, wie achtzehn Männer in einem magischen Tunnel zerquetscht wurden und einer sich den Schädel brach. Nur ich überlebte. Seitdem ist etwas in meinem Klopf durcheinander. Ich gestehe, dass ich betete und weinte. Durch die Tränenflüssigkeit kam ein Skarabäus in mich. Er sitzt hinter meinen Augen und spricht zu mir. Er sagt, ich sei einer von Zwanzig. Was er damit meint, weiß ich nicht. Er huscht hinter meinen Augen hin und her und verwirrt mich. Manchmal packt mich ein höllischer Schmerz und ich weiß nicht mehr was ich tue.«
Magus Claudel hatte aufmerksam zugehört.
Balger keuchte. Die kleine Ansprache hatte ihn unglaublich angestrengt.
»Das sind die gebrochenen Rippen«, sagte Claudel lakonisch. »Alle Heilzauber von Mythenland reichen nicht aus, Knochen innerhalb weniger Stunden zu heilen. Doch ich verspreche Euch, dass Ihr morgen das Bett verlassen könnt.«
»Unglaublich …«, murmelte Balger.
Der kleine hagere Mann ging zum Fenster und schloss es. Er vergewisserte sich, dass niemand vor der Tür stand und kam zurück zum Bett. »Ein Skarabäus, sagt Ihr?«
Balger nickte und Schweiß lief über seine Wangen.
»Völliger Unsinn«, sagte Claudel.
Balger ruckte hoch und röchelte. »Nein, kein Unsinn, Magus. Ich habe ihn sprechen gehört. Er redet mir ins Gewissen. Er verwirrt mich. Er bringt mich dazu, Dinge zu tun, die meiner nicht würdig sind.«
Claudel winkte ab. »Ja, ja – alles Lug und Trug,«
Balger verdrehte die Augen. »Ich ahnte, dass Ihr mir nicht glaubt.«
Claudel beugte sich über den Liegenden und starrte Balger direkt in die Augen. »Doch, ich glaube Euch, Inquister. Doch es handelt sich nicht um einen Käfer.«
»Sondern?«, hauchte Balger mit bebenden Lippen.
»Es handelt sich um Euer Gewissen!«
Claudel reckte sich und trat vom Bett zurück. Balger schwieg und glotzte den Magus an wie ein aufgeblasener Frosch. Dann sagte er: »Nein! ich höre die Stimme ganz deutlich. Jetzt nicht, aber sonst …«
»In Ordnung!«, fuhr Claudel dazwischen. »Ich werde Euch von diesem Leid befreien.«
Erneut riss Balger die Augen auf, dass man meinen konnte, sie würden sich aus den Höhlen lösen und über sein Kinn auf die Leinendecke kugeln. »Ihr könnt…«
»Selbstverständlich!« Magus
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