Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)
an diesem Mann berührte Connor. So schnell und flink wie ein Wespenstich. Ihr Blick begegnete sich. Trübe Augen. Ein Blinder? Aber wieso schaute er Connor an? Wie ging das?
Der Barbar nickte zurück und machte sich davon. Er holte Frethmar ein und sie rannten durch das Tor. Es gab niemanden, der sie aufhielt, vermutlich hatte der Kampf zu viele Opfer gefordert, um ihn weiter zu führen.
Lysa, Laryssa, Frethmar und Connor flohen den Weg hinunter, der in die Stadt führte. Sie schlugen sich seitlich in die Büsche und suchten Schutz und Ruhe hinter einer kleinen Felsformation, die an einen Teich grenzte.
Loouis Balger betrachtet das Schlachtfeld und ihm drehte sich der Magen um.
»Ich will diese Leute haben«, murmelte er laut genug, dass Claudel und Agaldir es hören konnte. »Noch nie erlebte ich solche Kämpfer. Schaut euch das an. Als hätten sich je zwei Dutzend Krieger gegenüber gestanden.« Er löste sich aus dem Mauerschatten und ging zu Störmers Leiche. Er spuckte aus. »Er hätte auf mich hören sollen. Nun ist seine Diktatur so schnell beendet, wie sie begann. Und ...« Er sah Claudel an. »Das haben wir dem Zwerg und dem Hünen zu verdanken, na ja – und den Weibern, sehr hübsche Weiber übrigens.«
»Der Blonde hat eine von ihnen geküsst«, sagte Claudel.
Agaldir sagte mit sanfter Stimme: »Die Liebe inmitten der Schlacht. Eine Blume, die aus blutigem Boden wächst. Das ist Lyrik, ist ein wahres Gedicht, wie es nur das Leben schreiben kann, denn nicht der Kampf erlöst die Welt, sondern die Liebe. Ein tapferer Mann und ein tapferes Weib. Geschaffen füreinander. Sie rettete ihm das Leben.«
»Sagt, Agaldir, wie konntet Ihr das sehen?«, fuhr Balger herum.
»Schaut auf meinen Körper«, lächelte der Blinde Magister.
Balger betrachtete die Tätowierungen und für einen Moment glaubte er, die Motive bewegten sich. Verschlungene Symbole, die ineinander griffen, schlängelten und sich veränderten.
»Es gibt andere Möglichkeiten, als mit den Augen zu sehen. Bessere Möglichkeiten«, sagte Agaldir.
»Ihr sagtet mir noch nicht, was Ihr auf der Burg sucht«, wollte Balger wissen.
»Ich suchte den Zwerg und den Hünen. Ich suchte einen Beweis für Mut und Liebe und einen Beweis für Integrität, so, wie Ihr ihn mir geliefert habt, als Ihr Euch Störmer gegenüber gestellt habt. Eine tapfere Tat, Inquister. Schade, dass ich nicht erleben durfte, wie ihr diese Tat umsetzt. Vielleicht hätte sie Euch das Leben gekostet? Vielleicht retteten die Amazonen auch Euch das Leben? Wie sich die Dinge fügen, nicht wahr?«, sagte Agaldir.
Magus Claudel hüstelte. «Ausnahmsweise muss ich ihm recht geben, Inquister. Ich war schon drauf und dran, mit Magie einzuschreiten, aber erstens bin ich noch sehr geschwächt vom Heilvorgang und zweitens hätte man Euch dann nie respektiert. Auch ich neige meinen Kopf vor Eurem Mut.«
Balger meinte, rot zu werden. Er schüttelte den Kopf und tat, als interessiere ihn der Burghof, was dazu führte, dass sich ihm erneut der Magen umdrehte. Die Luft war erfüllt mit der bleiernen Schwere von Blut und Fleisch.
»Ich will, dass man die Vier findet. Ich möchte sie hier haben. Ich will wissen, woher sie kommen und was sie in Dandoria suchen«, sagte Balger hart, obwohl seine weichen Beine zitterten. »Mit solchen Leuten an meiner Seite ist Dandoria spielend zu regieren.«
Agaldir stutzte. »Wenn ich Euch richtig verstehe, greift Ihr nach der Krone?«
Balger starrte den Dunkelhäutigen an. »Wäret Ihr kein Blinder Magister, würde ich euch töten lassen. Nichts, was ich sage, ist für Eure Ohren bestimmt.«
Claudel zupfte Balger am Ärmel und schüttelte wild den Kopf, als wolle er sagen: Legt Euch nicht mit einem Magister an! Dies war der Moment, in dem Balger begriff, wie groß Claudels Respekt vor Agaldir war, seiner großen Klappe zum Trotz.
»Nun – verzeiht, Agaldir«, korrigierte sich der Inquister. »Es ist meine Schuld, wenn ich meine Pläne herausposaune. Ja, ich strebe nach der Krone, denn ich bin der Einzige, der Dandoria weiterhin führen kann, ganz so, wie Rondrick es gewollt hätte. Was ich will, geschieht zum Besten des Königreichs, wenn Ihr versteht?«
»Was nützt es, wenn ich es verstehe? Habe ich es deshalb auch begriffen?«, gab Agaldir zurück.
Balger seufzte. »Ich kann das hier nicht mehr riechen. Es stinkt und die Fliegen kommen. Claudel, gebt Befehl, dass der Hof gereinigt wird. Ich ziehe mich in meine Gemächer zurück. Dort rufe
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