Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)
gesehen.«
»Wäre es so, wüsstest du es«, sagte Agaldir.
»Wir haben keine Zeit zu verlieren«, sagte Connor. »Wir müssen das Schiff aufhalten.«
»Es ist schon ausgelaufen«, sagte Agaldir.
»Dann verfolgen wir es!«, sagte Connor. Er strich sich die langen blonden Haare aus dem Gesicht. »Wir haben unsere Reise nicht gemacht, um kurz vor dem Ziel aufzugeben.«
Agaldir lächelte. »Ich habe es nicht anders erwartet.«
»Wie heißt das Schiff?«, fragte Lysa.
Agaldir schloss erneut seine Augen. Dann sagte er: »Ein einfacher Name. Das Schiff heißt Wing!«
7. Kapitel
Dogdan der Unselige tauchte ins Wasser.
Seitdem er erkannt hatte, dass sein Auftrag sinnlos geworden war, plagte ihn sein Gewissen. Dogdan war ein Golem, geschaffen von Lord Murgon, den Dogdan seinen Vater nannte. Und das war nicht falsch.
Er war ein Golem, aus unzähligen Teilen anderer Lebewesen zusammengesetzt. Sein mächtiger Oberkörper bestand aus Leder, welches ihm mittels Magie auf das Fleisch verpflanzt worden war, sein Hals hatte eine festverankerte Beuge, sein kantiger Schädel trug sechs Augen, die rings herum in alle Richtungen glotzten. Vom Scheitel bis zur Schulter hörten mehrere Ohren jedes noch so feine Geräusch. Der Kiefer bestand aus den Zähnen eines kleinen Margolous, die bis links und rechts der klobigen Schnauze aus dem Unterbiss ragten.
Stützstempeln gleich waren die Beine mit Hörnern und Hauern bestückt, während jeder der vier Arme von einem anderen Wesen stammte, sodass Dogdan der Unselige in der Lage war, sich auf jede Situation einzustellen, egal, ob er schlängeln, fassen oder wischen sollte.
Was ihm fehlte, war Sprache.
Er beherrschte nur wenige Worte, da seine Stimmbänder noch nicht richtig mit dem Körper verwachsen waren. Genauso unvollständig wie seine Sprache war sein Rücken. Aus dem zuckenden bebenden Fleisch ragten Teile einer Wirbelsäule, die Murgons Wissenschaftler einem Dokk entnommen hatten.
Dogdan war unvollständig.
Dennoch reflektierte er.
Er hatte sich am Heck des schwarzen Schiffes, mit dem seine Beute aus Unterwelt geflüchtet war, festgeklammert und so nach Mythenland geraten. Und er hatte erkannt, dass ihm ein Rückweg verwehrt war, es sei denn, sein Vater wolle es so. Auf einer erstaunlich sensiblen Ebene begriff er, dass der Lord von Unterwelt ihn, Dogdan, vergessen hatte.
Er war nicht mehr nützlich.
Er hatte versagt.
Stets, wenn er die vielen Augen schloss, und versuchte, zu Murgon einen mentalen Kontakt herzustellen, prallte er gegen eine Wand, die ihn schaudern ließ.
Dogdan war in der Welt der Lebenden gestrandet.
Er hockte im Schatten eine Schiffes, seine Beine steckten im Schlick. Noch hatte er keine Entscheidung getroffen, doch er wusste, dass er diese treffen musste, oder er würde im Wasser verrecken.
Selbstverständlich dachte Dogdan nicht in klaren, logischen Zusammenhängen, ein entweder oder, ein möglich oder vielleicht, war ihm noch fremd. Trotzdem sponnen seine Gedanken Fäden, die er an zwei Enden zu fassen bekam und verknotete.
Der Golem spürte Traurigkeit. Und Sehnsucht nach jenem Ort, von dem er gekommen war. Er wollte zurück nach Unterwelt, denn er kannte nichts anderes. Er hatte Sehnsucht nach seinem Vater. Mit leeren Klauen durfte er nicht zurückkehren. Seine Aufgabe war es, die kleine Barb und den Mann zu jagen und zu fangen. Der Lord benötigte die Beiden, wofür, verschloss sich Dogdan.
Das war unwichtig geworden.
Dogdan wusste, dass seine Existenz sinnlos geworden war und dieser deprimierende Gedanke erfüllte jede Faser seines verwachsenen missgestalteten Leibes. Was blieb ihm anderes übrig, als an Land zu gehen? Er würde ein Teil dieser Welt werden müssen, wollte er nicht sterben.
Aus Erfahrung wusste er, dass man sein Aussehen fürchtete. Er hatte getötet, sehr oft und grausam und stets hatten seine Opfer geschrieen, gekreischt und waren schnell gestorben.
Seinen Hunger hatte Dogdan gestillt.
Selbst die Fische, welchen diesen Wasserbereich bevölkerten, waren geflohen, allerdings erst, nachdem Dogdan gewütet hatte.
Er war satt!
Und traurig.
Vorsichtig schob er seinen Schädel über den Wasserspiegel. Über ihm ragte der Bug jenes weißen Schiffes auf, welches er verfolgt hatte. Auf dem Schiff ging es hoch her.
Und Dogdan witterte.
Blut!
Auf dem Schiff floss Blut.
Kein Blut, für das er verantwortlich war.
Ein weiteres neues Gefühl durchströmte ihn. Neugierde! Oder Wissbegierde? Das konnte
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