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Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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er an Land gegangen, hatte man mit Waffen auf ihn eingeschlagen und geschossen. Er hatte nicht vor, jemandem ein Leid zu tun. Nicht mehr.
    Andererseits hatte sich in ihm dunkler Zorn geregt, als er die Beute erkannte. Nun hatte er die Möglichkeit, seinen Auftrag zu erfüllen, dennoch fragte er sich, wie er die Beiden zurück nach Unterwelt bringen sollte, um seinen Vater zufrieden zu stellen?
    Von welcher Seite er es betrachtete – sein Auftrag war sinnlos geworden und konnte dazu führen, dass ihm, dem Unseligen, etwas zustieß. Doch wie sollte er dann lernen?
    Er wusste, dass ihm entweder diese Stadt blieb – wobei er nicht wusste, was eine Stadt war – oder etwas anderes, das er noch nicht erkundet hatte. Es wurde Zeit, dies zu tun.
    Das erstemal in seinem noch nicht lange währenden Leben verspürte der Golem etwas, dass sich mit Heiterkeit übersetzen ließ. Heiterkeit und Hoffnung. Er wollte leben! Er wollte noch lange leben und Worte lernen, damit er sich verständigen konnte. Es musste doch möglich sein, dass man ihn begriff, oder? Worte waren dafür da, sich auszutauschen und er fragte sich, warum sein Vater ihm nicht mehr davon beigebracht hatte? Hatte Murgon nicht gewollt, dass sein Sohn sich mit anderen Wesen verständigte? War er nur zu einem einzigen Zweck geschaffen worden – um zu töten?
    Worin unterschied er sich von den anderen Zweibeinern, die hier lebten?
    Er war größer und lauter. Er mochte etwas anders aussehen, aber in seinem Schädel waren dieselben Dinge wie in den Schädeln der Zweibeiner. Hunger, Trauer, Müdigkeit und andere Dinge, die er noch nicht erkannt hatte.
    Er schnaufte und blickte an sich herab.
    Er hatte gegen den Kämpfer einen Arm eingebüßt, doch die Wunde hatte sich schnell geschlossen. Man hatte ihn mit Feuer traktiert, doch auch diese Wunden verheilten schneller als die Verbrennungen, die ihm die Drachen zugefügt hatten. Der kleinere der Kämpfer hatte Dogdan eine Axt in den Rücken geschmettert und für einen Augenblick hatte der Unselige gedacht, er reiße in der Mitte auseinander, doch Murgon hatte ihn gut gemacht, stark und wiederstandsfähig.
    Dogdan erkannte, dass zwei Seelen in seiner Brust schlugen. Er wollte nicht mehr kämpfen und er wollte es doch. Der Wiederstreit zerrte an ihm. Einerseits die Lust, auf der Stelle umzudrehen und sich den Feinden zu stellen, andererseits die Hoffnung, etwas von dem zu lernen, was diese Zweibeiner hier leben ließ.
    Erneut griff er diesen Gedanken. Er wollte leben !
    Er war bereit, dafür Opfer zu bringen. Falls er tatsächlich nur geschaffen worden war, um zu jagen und zu töten, würde er das ändern. In seinem noch unfertigen Verstand bildete sich die Möglichkeit der Auswahl. Das gefiel ihm. Wenn es eine Seite gab, existierte auch noch eine andere Seite. Er erkannte, dass er die Wahl hatte, jede Seite zu nehmen, die er wählen wollte.
    Das war herrlich!
    Das ermunterte ihn.
    Machte ihn – fröhlich!
    »Grooaar! Fein! Gut!«, sagte er und das erstemal in seinem Leben lachte er. Ein tiefes Grummeln, welches sich aus seinem Körper quälte, als würde er etwas völlig Neues gebären. »Grooaaar!«
    Er fühlte sich beschwingt und leicht. Ein so gutes Gefühl, dass es sogar über den Verlust des Armes hinweg tröstete. Er hatte noch andere Arme, genauso wie er viele Augen und Ohren hatte. Gute Ohren, mit denen er hörte, was andere nicht hörten. Er blickte auf und sah ein hohes vierbeiniges Tier am Ende der Straße. Auf diesem Tier saß ein Mann. Vor ihm standen viele andere Männer, die bewaffnet waren.
    Krieger!
    Kämpfer!
    Also begriffen sie nicht, dass er, Dogdan, niemandem etwas Böses wollte? Oder empfingen sie ihn? Wollten sie, dass er bei ihnen lernte?
    Hinter ihm schepperte Metall. Er drehte sich um. Auch dort standen Männer in glänzender Kleidung. Sie waren ebenfalls bewaffnet. Und Dogdan begriff, dass sie ihn nicht freundlich empfingen, sondern im Leid antun wollten. Sie ließen ihm nicht genug Zeit, um zu lernen.
    »Guuuut!«, röhrte er und merkte, dass dieses eine Wort nicht ausreichte, um die Zweibeiner zufrieden zu stellen. Er grübelte nach neuen Worten. Er hatte viele aufgeschnappt, wenn sein Vater gesprochen hatte. Er wusste, dass es eine Vielzahl von Möglichkeiten gab, etwas zu artikulieren. Und ihm fiel ein neues Wort ein.
    »Dogdan!«, brüllte er. »Dogdan guuuuut!«
    Er sah, dass die Zweibeiner stutzten und der auf dem Vierbeiner anfing zu lachen. Da Dogdan nun wusste, was Lachen war, stimmte

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