Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)
Farbe und stieß Hautfetzen ab, die sich sofort auflösten wie Tautropfen in der Sonne.
Was übrig blieb, war ein Mann.
Ein ganz normaler Mann. Das der Mann nackt war, störte Balger nicht, denn ihn faszinierte etwas ganz anderes. Trotz der Entfernung konnte er gut erkennen, um wen es sich handelte.
Darius Darken!
Oh ja, er kannte diesen Mann nur zu gut. Schließlich hatte Balger mehr als einmal gegen den Anwalt gekämpft und leider sehr oft verloren. Eines Tages hatte Darken seine eigene Tochter getötet. Er gestand es und Balger konnte sich seine penible Befragung sparen. Folter war nicht notwendig, denn ein geständiger Täter konnte sofort verurteilt werden. Man verurteilte Darken zum Tode durch den Strang.
Balger klinkte sich aus diesem Fall aus und bearbeitete weitere Angeklagte. Er hatte, nachdem er sich an seinen Jugendfreunden gerächt hatte, nie wieder Vergnügen dabei empfunden, bei Exekutionen anwesend zu sein. Ihn stieß die Jammerei der Delinquenten, deren Furcht und Hilflosigkeit ab. Viele verloren ihre Würde und wurden zu einem zuckenden Bündel Fleisch. Nein, daran hatte er keine Freude.
Also ging er davon aus, dass Darken gehängt worden war.
Und nun spazierte dieser Mann, als sei nichts gewesen, in die Richtung des Hauses, dass er früher bewohnt hatte.
Als sei nichts gewesen!
Bei den Göttern, er war ein schwarzer Koloss gewesen und hatte sich in einen Menschen verwandelt. Man hatte das Knacken der Knochen bis hier oben hin gehört. Die Gardisten starrten Balger an, als könne er ihnen diese wundersame Verwandlung erklären. Es handelte sich um zwei Dutzend Männer, die alles tun würden, um ihrem zukünftigen König zu gefallen. Doch dieser Dämon war kein Dämon mehr, sondern ein unbekleideter Mann, den man unmöglich einfach so töten konnte, oder?
Balger erkannte die Hilflosigkeit seiner Männer.
Und er sah, dass sich die Tür des Hauses öffnete und eine blonde Frau nach draußen trat.
»Na, das wird ja ein schönes Wiedersehen werden ...«, murmelte der Inquister vor sich hin und grinste. Er hatte einen Plan.
Zweifellos war dies nicht das erstemal, dass Darken sich in einen Giganten der Düsternis verwandelte, denn der Mann wirkte seltsam ruhig, als habe er das schon einige Male erlebt. Dies bedeutete: Er würde sich erneut verwandeln, vermutlich dann, wenn er es wollte.
»Du wirst an meiner Seite sein, Darken«, murmelte Balger. Darken würde Balger jene Sicherheit geben, die Magus Claudel geplant hatte, bevor er starb. Mit einem Dämon an seiner Seite würde Balger als König unbesiegbar sein. Im Gegenteil, er würde sich sehr genau überlegen, ob es mit Hilfe des Dämons nicht sinnvoll war, Inseln wie Fuure oder die Nordlande zu annektieren.
Hätten wir ihn besiegt?, fragte sich Balger. Vermutlich nicht. Einen solchen Giganten hatte er nicht erwartet und war im Nachhinein froh, dass es keine Auseinandersetzung gegeben hatte. Die Gardisten schienen dies ähnlich zu sehen, denn ihre Gesichter zeichnete Erleichterung.
»Männer, wir sollten uns um den anderen Dämon kümmern. Vor dem dort haben wir derzeit nichts zu befürchten!«
Einer der Gardisten, ein hagerer Mann mit kantigem Gesicht, fragte: »Wäre dies nicht die ideale Gelegenheit, um den Dämon zu fangen? In Menschengestalt wird er uns nichts entgegen zu setzen haben.«
»Das werden wir – später! Und nun befolgt meine Befehle!«
Balger dachte nicht daran, Darken mit den Gardisten festzusetzen. Nein, da gab es andere Möglichkeiten. Nichts würde die Dandorier mehr überraschen als ein urplötzliches Auftauchen der Kreatur. Schwarz und dampfend an der Seite von König Loouis Balger.
Dogdan flüchtete. Das war für ein völlig neues Gefühl. Aber er wusste, dass er den Gegnern unterlegen war. Sie verfügten über gute Waffen und sie hatten einen Begleiter, mit dem Dogdan schon einmal gekämpft hatte. Der Schwarze!
Es rumorte in ihm, als er sich daran erinnerte, wie der Schwarze ihn an den Armen genommen hatte, diese verknotete und Dogdan über den Kopf schleuderte, weit hinaus ins Meer. Mit dem Schwarzen war nicht zu spaßen. Dogdan war von sich überzeugt, doch er wusste, wann es besser war, einem Kampf aus dem Wege zu gehen.
Er staunte, dass es in der Stadt so ruhig war. Er schwang sich von einem Dachfirst und unter seinen Füßen brach Kopfstein aus der Gasse. Wie sollte er lernen, wenn es keine Lehrer gab? Warum fürchteten sich alle vor ihm? Warum fragte ihn niemand nach seinen Plänen?
Kaum war
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