Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)
doch nur lernen. Wollte sein wie sie. Wollte nicht mehr töten und jagen. Wollte ein Zweibeiner sein.
Pfeile schlugen in seinen Körper.
Er überlegte, ob er erneut flüchten sollte, aber er begriff, dass nun er der Gejagte war. Man würde ihn nicht entkommen lassen.
Nun griffen sie ihn von zwei Seiten an.
Links und rechts waren Wände. Er konnte nirgendwohin. Die brachiale Macht der Krieger schlug über ihm zusammen und der Mann auf dem Vierbeiner sah zu und feuerte die Krieger an.
Dogdan machte einen verzweifelten Versuch.
In ihm brach ein Gefühl auf, dass er noch nie gehabt hatte.
Ich will nicht sterben.
Und Dogdan weinte. Er wusste nicht, dass diese salzige Feuchtigkeit Tränen genannt wurde, aber sein Herz war schwer und er hatte den Eindruck, etwas würde ihn von innen zerreißen. Ihn verließ alle Kraft und er war kurz davor, aufzugeben.
Warum konnten sie ihn nicht leiden?
Er hatte nichts Böses getan!
Er erinnerte sich und diese Erinnerungen waren wie Schlamm, durch den er stapfte: Einmal hatte Murgon mit seiner Schwester gestritten. Und die Schwester hatte etwas gesagt, worauf sein Vater laut meinte: »Eine neue Welt ist auch immer ein neuer Anfang!«
Ein neuer Anfang in einer neuen Welt! Das war es, was Dogdan wollte. Er würde sich den Rest seines Lebens mit Fisch begnügen. Es gab keinen Grund, ihn zu jagen oder zu fürchten. Er hatte sogar den Kampf gegen seine Beute eingestellt. Gab es einen größeren Beweis für seine Wahrhaftigkeit?
Dogdan wusste nicht, dass der Selbsterhaltungstrieb den Zweibeiner ausmachte, deshalb bohrte ihn etwas, dass man ein schlechtes Gewissen nennen konnte. Seine Ziele kollidierten mit jenem Trieb, der vollkommen natürlich war.
Er bäumte sich auf, riss die Pfeile aus seinem Fleisch und raste mit unglaublicher Geschwindigkeit der Gruppe der Krieger entgegen, die ihm am nächsten war. Es war nicht die Gruppe mit dem Vierbeiner.
Pfeile surrten heran, Schwerter, Äxte und Schilde wurden hochgerissen und Dogdan rannte in die Gruppe hinein, wobei es ihm egal war, ob eine Waffe ihn traf. Die Männer fielen um, spritzten auseinander, rappelten sich auf, Schwerter surrten, Äxte hieben auf Dogdan ein, jedoch der Golem war noch nicht besiegt.
Andere Krieger schrieen, weitere rannten weg. Zwei allerdings umkreisten den Golem und hieben immer wieder auf ihn ein, ohne ihn ernsthaft zu verletzten.
Die Traurigkeit hatte Dogdan noch fest im Griff. Er wusste, dass dies hier sinnlos war und was er tat, falsch war. Oder etwa nicht? Sollte er sich kampflos ergeben? Nein, so etwas tat ein Golem nicht.
Er war in seine Gedanken versunken, wobei er die Tränen, welche ihm über das Maul tropften, zu ignorieren versuchte. Deshalb bekam er nicht mit, dass der Mann auf dem Vierbeinigen seine Krieger von der anderen Seiten auf ihn zustürmen ließ. Dogdan war in der Falle. Nach links und rechts konnte er nicht weg, vor ihm und hinter ihm waren Bewaffnete.
Er blickte hoch, ob er auf ein Dach springen konnte, aber es war zu hoch.
Schläge peitschten auf ihn ein, Äxte zerrissen seine Lederhaut, Schwerter schnitten ihn und er verlor noch einen Arm und noch einen, bis er nur noch ein Torso war.
Er fühlte keine Schmerzen, dafür hatte sein Vater gesorgt.
Aber er begriff, dass er ohne seine Arme so hilflos war wie ein Wurm. Erstaunt sah er, dass die abgeschlagenen Arme noch zuckten, sich verknoteten und auf ihn zustrebten, als wollten sie erneut Kontakt zu ihm haben.
Im selben Moment donnerte eine Axt in sein Rückgrat. Sie verkantete sich und der Krieger riss mit aller Kraft daran. Knochen knackten und Dogdan taumelte hin und her. Instinktiv versuchte er, sich abzustützen, aber das ging nicht mehr. Er stolperte gegen eine Wand, sah sich hilflos um und brüllte: »Dogdan guuuut!«
Der auf dem Vierbeiner schrie etwas in seiner Sprache und die Krieger stürmten geschlossen auf Dogdan zu. Schwerter spießten ihn auf, drangen tief in seinen Körper, Äxte schlugen ihm Fleisch ab und er brach in die Knie.
Er wusste nicht, was eine Bitte ist, aber seine vielen Augen schauten die Peiniger genau so an. Bittend!
Ich will nicht sterben!
Doch er starb. Er starb langsam, denn sie schienen sich einen Spaß daraus zu machen, ihn in kleine Stücke zu schlagen und zu schneiden. Als sie damit fertig waren und alles voller weißem Schaum und glibberiger Masse war, stieg der Mann vom Vierbeiner und ließ sich ein Schwert reichen.
Er baute sich breitbeinig vor Dogdans zuckendem Körper auf und
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