Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)
wahrgenommen hätte.
Dennoch ...
»Komme her«, sagte Murgon. Er winkte sie zu dem Steinsockel. »Ich werde mein Versprechen halten, wenn du ...«
Sie winkte ab und tat etwas, was sie noch nie gemacht hatte. Sie fletschte die Zähne und spie aus. »Wenn du mich reinlegst, töte ich dich!« Dieser Satz war mit Windeseile über ihre Lippen geglitten, ohne dass sie darüber nachgedacht hatte. Ihr stockte der Atem und ihr Herzschlag setzte aus. Bei den Göttern, was hatte sie gesagt?
Murgon wich einen Schritt zurück und starrte die Barb an.
Er glaubt mir , erkannte Bluma. Und er fürchtet mich. Warum, weiß ich nicht, aber er tut es!
Sie sah über ihre Schultern zu Katraana. Diese lächelte schief und nickte aufmunternd. Sie schien weder aufgebracht noch erstaunt.
Begreift sie mich?, fragte sich Bluma. Sieht sie, dass ihr Vater im Grunde genommen ein Feigling ist, eine lächerliche Kreatur?
Arroganz!
Maßlosigkeit!
Da waren sie wieder, diese schlechten Angewohnheiten. Bluma, die Große und alle haben zu kuschen. Sie seufzte und verdrängte den Gedanken an ihre eigene Unzulänglichkeit. Sie strich mit den Fingerspitzen über das Artefakt, schloss die Augen und es antwortete ihr.
19. Kapitel
Derzeit nannte man ihn Ringo.
Der Lichtwurm, der im blauen Wasser des Sees lebte, mochte diesen seltsamen Namen nicht, aber er wusste, dass Namen für andere Lebewesen wichtig waren. Mittels eines Namens gaben sie ihm eine – Persönlichkeit und so sollte es eben Ringo sein.
Und Ringo dachte.
Überlegte und blickte hin, warum er das Gewissen von Mythenland war.
Denn zu Ende gedacht war noch nichts. Niemand wusste, was in der vollendeten Balance passieren würde, jene Balance, die Ringo anstrebte.
Doch sie war vollendet.
Was wäre, wen die Zweibeiner wüssten, dass sie sich in der vollendeten Balance befanden? Würden sie staunen? Fröhlich sein? Angst verspüren?
Das konnte bisher nicht untersucht werden, aber er sah, dass es einmal Maschinen geben würde, die das herausfinden würden. Sie würden es errechnen, was nicht hieß, dass man dadurch von der Mathematik bestimmt sei würde. Denn es würden nur Hochrechnungen sein, die nichts voraussagten, nichts, was wirklich passierte, denn die Zukunft blieb unbestimmt. Sie war von größeren Faktoren abhängig als von der Mathematik, denn das Verhalten der Zweibeiner ließ sich nicht berechnen.
Ringo bewegte sich etwas und genoss die Kühle der Weisheit, in der er ruhte.
Maschinen!
Mathematik!
Diese Ideen gefielen ihm.
Die Zweibeiner bestimmten mit ihrer Meinung über die Dinge. Sie bestimmten darüber, was gut und böse ware. Doch nur das Ablegen dieser Haltung würde sie in die Verbindung zur Liebe und damit zum ewigen Leben bringen, zu einem Platz neben den Göttern.
Doch es war wie immer. Die Verweigerung dieser Liebe war Bestandteil der vollendeten Balance. Das war Liebe auf einer höheren Ebene. Denn die mathematischen Faktoren wie plus und plus sowie minus und minus ergaben den vollendeten Ausgleich.
Niemand würde je sehen, wie jener, den man derzeit Ringo nannte, lachte. Doch ihm war es gelungen. Er hatte die mathematische Formel der Liebe begriffen, nein, nicht nur begriffen, sondern erkannt! Unwichtig, ob es Blüten von Sonnenblumen waren, Gedanken oder Schriftzeichen – es sah immer so aus:
+ & + = L
Diese Gleichung wurde zum Symbol der Liebe. Darin wurde auch die Schönheit der Mathematik sichtbar.
Ringo legte dieses Symbol der Liebe täglich unzählige Male aus, um die Schwingungen des Lebens darauf einzustimmen, doch selbst ihm war die Formel bisher nicht klar gewesen.
Dies war einer jener Momente, in denen der Lichtwurm glücklich war, denn er wuchs .
Es war noch ein langer Weg bis zur Verwirklichung dieses Gedankens, aber war es nicht stets so? Zuerst die Intuition, dann die Idee, der Gedanke und die Ausführung.
Mit welch einer Geschwindigkeit könnten die Zweibeiner wachsen, reifen und klüger sein, wenn sie ihr wahres Genie entdeckten. Ach, es war schade, dass sie nicht begriffen!
Nicht wenige sagten: »Wer liebt, muss Opfer bringen!«
Eine Idee, die Ringo dazu veranlasste für einen Moment den Kopf über den Wasserspiegel zu heben.
Zweibeiner sagten: »Wenn wir etwas opfern, ist dieses nicht mit einem guten Gefühl verbunden, sondern wir haben ein Gefühl des Verlustes.«
Immer das gleiche Spiel mit ihnen, die Mythenland bevölkerten, jene, die er, den man Ringo nannte, so sehr liebte.
Er wusste: Wahre
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