Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)
Zelle. Sie folterten dich zum reinen Vergnügen.«
Ja, daran erinnerte er sich. Sie waren betrunken gewesen. Sie folterten ihn, bis er bewusstlos wurde und unter dem Galgen erwachte.
»Sie hätten dich getötet!«
Woher wusste Elvira, woher wusste die Hexe das?
»Das sah ich. Erinnere dich, ich bin eine Hexe und mir genügt ein Topf voller Wasser, um sehen zu können.«
»Ja«, grunzte Darius. Hatte sie seine Gedanken gelesen? Die Freude darüber, endlich die Wahrheit zu erfahren, war verschwunden. Er ahnte, dass er eine Büchse geöffnet hatte, aus der unendlich viele Skorpione krochen.
»Du hast der Folter lange wiederstanden, doch dann geschah etwas, womit niemand rechnete. Du wurdest zum Dämon. Die Folterer flüchteten und du auch. Du bist in die Nacht gerannt und erst heute wieder zurück gekehrt. Was mich erstaunt, denn meine Schwestern waren der Annahme, dass du ein für alle Zeit in Unterwelt bist. Nur dort können Dämonen leben.«
»Und wieso erinnere ich mich nicht an die Verwandlung?«
Sie zuckte mit den Achseln. »Vielleicht hatte dich Unterwelt schon in den Klauen und hat dich direkt dorthin gezogen. In der Magie, vor allem, wenn es sich um schwarze Magie handelt, gibt es nicht immer Antworten. Vieles bleibt – im wahrsten Sinne des Wortes – im Dunklen.«
»Und wen – wen hat man – hingerichtet?«
»Die Folterer wussten, dass der Inquister ihnen die Hände abhaken würde, käme raus, was sie sich erlaubt hatten, also nahmen sie einen der Gefangenen, einen, der dir etwas ähnlich sah und machten ihn volltrunken. Er starb an deiner Stelle. Offiziell existierst du nicht mehr, Riousa ist tot und ich kann endlich unbemerkt meiner Tätigkeit nachgehen.« Sie blickte ihn an und fuhr fort.
»Man nennt mich Vira! Ich bin eine gute Freundin mancher Frauen von Dandoria. Erst kürzlich gab ich einer Frau ein Elixier, mit dem sie sich ihres versoffenen Kerls entledigen konnte. Ich helfe Frauen, schlimme Dinge zu tun, so kann ich sicher sein, dass sie mich nie verraten werden. Davon lebe ich sehr gut.«
»Warum ...«, krächzte Darius. »Warum hast – warum hast du unsere, meine Tochter nicht selbst getötet?«
»Auch eine Hexe besitzt Mutterliebe oder nenne es von mir aus Mutter instinkte , Dämonenmann. Das eigene Kind töten? Nein, das konnte ich nicht. Dafür benötigte ich dich!«
Darius rannen Tränen aus den Augen und es waren nicht nur Tränen der Trauer, sondern ein grellweißer Hass regte sich in ihm. Ein so überwältigender Hass, dass er sich nichts mehr wünschte, als sich in den Dämon zu verwandeln. Er würde Vira, wie sie sich jetzt nannte und das Haus dem Erdboden gleichmachen. Er würde sie zwischen zwei Finger nehmen und ihr ganz langsam die Luftröhre zudrücken. Er würde sie an zwei Armen nehmen und zerreißen. Er würde ihr alles Leid antun, dessen er fähig war.
»Ich spüre einen überwältigenden Hass in dir, Darius«, sagte sie kühl.
Er starrte unter seinen Augenbrauen hervor und meinte, seine Zähne wachsen zu fühlen. Doch das war nur Einbildung, er war und blieb in menschlicher Gestalt. Doch auch in dieser konnte er noch einiges ausrichten.
Er schnellte hoch!
Nein, er versuchte es, doch er konnte sich nicht rühren.
Vira warf den Kopf in den Nacken und lachte schallend. »Du begehrst auf gegen mich? Du willst mir Leid antun?«
»Ja, ja, das will ich!«, stieß Darius hervor. »Ich will, ich werde dich töten!«
»Das du mich töten willst, mag sein, mein Junge, aber du wirst es nicht tun. Denke mal nach. Du glaubst doch nicht wirklich, ich erzähle dir die Wahrheit, damit du mir danach etwas antust? Außerdem existierst du nicht, oder hast du das vergessen? Du bist tot, Darius Darken.«
»Nein, ich lebe!«, zischte Darius und spannte alle Muskeln an, um sich aus der ihm auferlegten Starre zu befreien.
»Ja, noch lebst du. Allerdings kann ich dich nicht aus diesem Haus lassen. Was, wenn man dir begegnet? Was, wenn du Dinge über mich weiter trägst, die mir schaden können?«
Darius schnaufte wild.
»Deshalb bleibt mir nur eine einzige Möglichkeit, lieber schöner Mann. Ich werde dich jetzt töten!«
21. Kapitel (Agaldir)
»Ich will sie alle«, sagte Agaldir mit fester, geradezu drohender Stimme. »Bis auch das letzte bisschen Haut meines Körpers mit ihnen bedeckt ist. Ganz egal was du vorbringst.«
Der hagere Mann am gegenüberliegenden Ende des Tisches brummte unwillig, bedachte den Halbling mit einem weiteren prüfenden
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