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Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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Hör auf!«, kreischte Gwenael und zerrte an seiner Schulter, nur um im selben Moment von einer unsichtbaren Macht weggeschleudert zu werden.
    »ICH VERLANGE DEN KASTEN!«
    Der Tisch entzündete sich, brach in der Mitte entzwei und die Hauskatze fing Feuer. Kreischend warf sie sich auf den Rücken, biss und krallte und erst ein Wink von Feiniel sorgte dafür, dass das Feuer erlosch. Stattdessen gefror das Tier. Feiniel machte zwei Schritte und trat vor den verrenkten Eisklotz. Mit hellem Klirren zerbrach er wie dünnes Glas und die Katze existierte nicht mehr. Gwenael heulte auf, Mutter brabbelte etwas vor sich hin und Vater kroch zu einem Schrank, den er stöhnend öffnete. Seine Finger tasteten wie die eines Blinden in den Fächern, er zog den Kasten hervor und warf ihn seinem Sohn mit einer hilflosen Geste zu.
    Feiniel fing das Artefakt mit seiner Aura und es schwebte vor seinem Gesicht. »Wenn du der Schlüssel bist, dann bin ich dein Lord« murmelte er. »So wollte es mein Haus, so verlangt es mein Schicksal.«
    In diesem Moment wurde sein blondes Haar weiß und seine violetten Augen rot. Er nahm den Kasten an sich, drehte sich ruckartig um und verließ die Halle.
    So war es gewesen, erinnerte sich Murgon.
    Er staunte noch heute, dass man ihn anschließend nicht getötet hatte. Irgendetwas hielt sein Volk davon ab, sich seiner zu entledigen. Nun gut, sie fürchteten ihn!
    Mit Sturheit und Trotz blieb Feiniel in seinem Elternhaus wohnen. Er nahm an den täglichen Verrichtungen teil, speiste mit ihnen und manchmal, wenn auch sehr selten, gaben sie sich dem Anschein von Normalität hin. Er wusste, dass sein Vater ihn hasste, aber die Furcht vor seinem Sohn war größer. Feiniel hatte den Spieß umgedreht.
    Er wurde älter.
    Er rezitierte aus Büchern, er formte die Magie, er gab sich liebenwürdig und niemand wagte, ihn herauszufordern. Seine magische Kraft hatte sich herumgesprochen. Mit einem wie Feiniel legte man sich nicht an, wollte man nicht wie die Katze aus dem Hause Ranéwén enden. Eine wunderschöne Elfe gab sich ihm hin und danach fühlte er sich als Mann. Nun gehörte ihm die Welt.
    Hin und wieder philosophierte er in inneren Monologen über den ungesunden Zustand, in dem er seine Jugend verbrachte. Er verdrängte, so gut es ging. Wollte er nicht wahnsinnig werden, musste er verdrängen und verleugnen. Würde er verarbeiten, wäre es um ihn und sein Haus geschehen. Er würde es vernichten. Er würde seinen Hass fließen lassen. So aber zügelte er den Irrsinn und versuchte, ein Teil seines Volkes zu sein.
    Feiniel war die einsamste Seele unter der Sonne. Lediglich Gwenael behandelte ihn wie einen Bruder. Damit rettete sie ihm auf gewisse Art das Leben. Das würde er ihr nie vergessen.
    Den Kasten verbarg er und niemand traute sich, ihn auf das Artefakt anzusprechen.
    Das änderte sich erst, als Feiniel das erste Mal einen Elf tötete und sich für ihn die Tore zur Düsternis öffneten, eine Zeit, gegen die seine Jugend ein angenehmer Frühlingsspaziergang gewesen war.
    Er verbannte die Erinnerung daran in den hintersten Winkel seiner Seele, wo sie rumorte und pulsierte wie ein dämonischer Parasit und blickte auf. Seine blaue Aura fiel von ihm ab wie ein Gewand.
    Er war in der Herrscherhalle in Unterwelt.
    Erinnerungen waren wie Rauch.
    Wo war Gwenael?
    Er hatte gar nicht gemerkt, dass sie gegangen war. Sie hatte seine Gefühle in Aufruhr versetzt und er hatte sich ihnen ausgeliefert.
    Seit wann erlaubte er sich Schwächen?
    Er schüttelte die übrig gebliebenen Krusten seiner Erinnerung ab.
    Er solle gegen den Manndämon kämpfen, meinte sie. Um sich Respekt zu verschaffen.
    Er lauschte in sich hinein und wartete auf die Schwingung, die ihm die Wiederkunft der Wächter weissagte. Sie schwieg. Täuschte er sich? Oder war er das Werkzeug, auf das sie gewartet hatten? Musste er erst das Rätsel des Artefakts lösen, um die Wächter zu reanimieren? Hausten ihre Geister in Unterwelt? Schwebten sie durch die Hallen und warteten?
    Murgon rief seine Diener.
    Sie kamen aus den Schatten heran, verwachsene Kreaturen, die sich vor Furcht wanden. Trolle und Orks, die ihre wahre Gestalt verloren hatten, die in Unterwelt lebten und die Dämonen fütterten, wenn es sein musste, mit ihren eigenen Körpern. Sie waren Sklaven der Düsternis und Fraß für das Böse. Sie wussten nie, wann es sie traf und diese Furcht führte in kürzester Zeit zu abgestumpfter Idiotie.
    »Ich habe Hunger auf Brot und Käse«, sagte

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