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Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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erfreuten sich an feinen Speisen und am sanften Pling! des zauberhaften Geschirrs. Gwenael berichtete, was sie am Tag erlebt hatte, Mutter blickte wortlos vor sich hin. Vater nickte und spießte eine Frucht auf.
    Hören sie meiner Schwester zu?, fragte sich Feiniel.
    » Ich gehe in die Schule der Poeten«, sagte er. Er wartete. Würde man reagieren? Niemand sagte etwas. Gwenael senkte den Blick. »Ich entscheide mich für den Weg des Dichters.«
    Eine Weile herrschte Stille. Vater sah auf und legte seine durchsichtige Kristallgabel auf den Tisch. »Warum?«
    Feiniel lehnte sich zurück. Erstaunlich, seine Worte waren wahrgenommen worden. »Toliréen hält mir für ein großes Talent. Er meint, ich würde unsere Geschichte schreiben. Außerdem werde ich die Chronik der Moosschrate aus dem Trolld aufschreiben. Sie bieten Licht und Weisheit.«
    Der Elfenlord und Herrschers über Haus Ranéwén und Tal Solituúde kniff seine Augen zusammen. »Toliréen ist ein Narr!«
    »Was schlägst du vor, Vater? Soll ich in die Kriegerschule gehen?«
    »Damit du, wenn du alt genug bist – damit du und dein Kasten uns…« Dem Elfenlord fehlten die Worte.
    »Warum fürchtest du mich, Vater?«, fragte Feiniel, der innerlich zu beben begann. »Ich habe keine bösen Gedanken.«
    »Das glaube ich dir. Doch du wurdest erwählt und ich träume von dir. Ich sehe dich über Schlachtfelder schreiten, während deine Füße im Blut versinken.«
    Gwenael keuchte. »Das sind nur Träume, Vater!«
    »Schweig!«, wetterte der Elfenlord. »Ich möchte darüber kein weiteres Wort verlieren. Du, Feiniel, geh in deine Schule der Meisterkleckser. Es interessiert mich nicht.«
    Es reichte Feiniel.
    Er hatte lange genug den Atem angehalten. Nun kam die Luft wie eine Explosion und sein Schädel wollte schier platzen.
    Er sprang auf und sein Teller fiel zu Boden, wo er zerbrach. Seine Mutter starrte erschrocken auf.
    »Was tut ihr mir an? Warum tut ihr das?«, schrie er.
    »Hinsetzen!«, befahl sein Vater und wies mit dem Finger auf den feingeschnitzten Stuhl.
    Noch nie hatte sich Feiniel seinem Vater widersetzt. Diesmal tat er es. »Nein – erst will ich wissen, warum mich niemand mehr anständig behandelt. Ich bin ein Fremder in meinem Elternhaus. Warum? Warum habt ihr kein Vertrauen zu mir«
    »Setz dich!«, befahl sein Vater.
    »Vater, du bist ein Feigling!«
    Sein Vater sprang auf. Seine Augen blitzten und für einen Augenblick schien es, als wolle er sich mit Magie rächen.
    Feiniel bewegte sich nicht. Stolz aufgerichtet starrte er seinen Vater an, sie maßen sich mit Blicken. Und der Elfenlord setzte sich. Ganz langsam, als drücke ihn eine Hand gegen seinen Willen auf den Stuhl. Sein schmales weißes Gesicht zuckte wie unter Schmerzen.
    Feiniel beugte sich vor und stemmte seine schmalen Arme auf die Tischplatte. »Hört mir gut zu. Wenn ihr alle denkt, ich seid mit dem Bösen im Bunde, passt gut auf, dass es euch nicht den Hals bricht!« Seine Stimme hatte einen grollenden Ton angenommen, schien von den widerzuhallen und drang wie ein Erdbeben in die Glieder der Anwesenden. Je mehr er sprach, desto lauter wurden seine Worte, sprudelten aus ihm heraus, sprangen über den Tisch, krallten sich in die Haut seiner Familie, suchten sich ganz alleine ihren Weg. Wort kam zu Wort, Satz zu Satz.
    »Ihr hasst mich? Wie könnt ihr euren eigenen Sohn hassen? Das ist eines Elfengeschlechts unwürdig! Aber wenn es so unabänderlich ist, dann sei es so. Ich werde euren Ansprüchen genügen. Ab sofort sollt ihr Gründe haben, mich zu fürchten!«
    Aus seinen Augen schossen schmale Strahlen und der prächtige Fruchtkuchen schmolz. Feiniels Aura loderte blau, dann rot und schließlich gelb, so hell, dass Gwenael ihre Augen schloss und alle wegsahen. »Wenn ihr denkt, ich sei mit dem Bösen im Bunde, empfindet, als sei es so. Ich werde euch nicht enttäuschen. Ihr alle habt mich verlassen, habt mich verstoßen. Ich verlange den Kasten zurück!«
    Loderte sein Haar?
    Bauschten sich die silberbestückten Gardinen?
    Fegte ein heißer Wind durch die Halle?
    So war es und er, Feiniel, war der Verursacher dieser Magie. Gestärkt und mächtig fühlte er sich. Unbezwingbar fühlte er sich. Wie ein Herrscher! Er verschränkte die Arme vor der schmalen Brust und donnerte mit heller Stimme: »ICH VERLANGE DAS ARTEFAKT DER WÄCHTER ZURÜCK!«
    Sein Vater rutschte vom Sitz. Seine Mutter wurde an unsichtbaren Fäden in die Höhe gerissen und stürzte zu Boden.
    »Nein, Feiniel.

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