Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)
Murgon.
Sie winselten und machten sich davon in die Küche.
Kroppzeug!
Gewürm!
Niemand trat ihm entgegen. Nicht mehr. Anfangs war das anders gewesen, aber dann hatte er mit Magie gehaust wie ein Berserker und schließlich die Festung der Wächter eingenommen.
Er ging zum Fenster. Über ihm kreisten Wolken. Bald würde es regnen. Schwefeliges Wasser würde auf die Behausungen der Verlorenen regnen. Danach dauerte es einige Zeit, bis sie sich wieder neu bildeten. Ein immerwährender Kreislauf.
Wie das Leben.
Nein, sagte er sich. Das war ein schlechter Vergleich. Das Leben war anders. Es war wie ein Feuer. Es begann mit Rauch und endete mit Asche.
Er kämpfte gegen die Veränderung an.
Veränderung schmerzte, da sein Körper auf den vierfachen Umfang aufquoll. Die Eisenbänder um seine Handgelenke schnitten tief ins lederige Fleisch, die Kette um seinen Hals drückte ihm die Luft ab. Außerdem war die Kette, die zur Mauer führte, kaum lang genug, um seine Höhe zu erreichen. Dies hieß, er musste sitzen bleiben und sich beugen, verkrümmt wie ein Sklave.
So sehr er an den Ketten riss und zerrte, Murgon und Gwenael hatten sie mit Magie geschweißt. Sie waren unzerstörbar und einen Gegenzauber gab es nicht.
Er wusste nicht genau, wann es geschah. Wenn sein Herz aufgeregt schlug? Wenn ihm das Blut in den Kopf schoss? Die dämonischen Schleusen öffneten sich und rissen ihn auseinander. Dann brannte jede Faser in ihm, die Adern schienen um ein Vielfaches zu wachsen, die Venen verlängerten sich und alles in ihm tobte vor Aufruhr.
Sein Kopf veränderte seine Form, die Kiefer krachten und Knochen wuchsen aus. Hinter seiner Stirn herrschten tausend Qualen, die seinen Zorn anstachelten, so lange, bis aus seiner Kehle ein Grollen klang und seine Stimmbänder sich so sehr verändert hatten, dass seine Stimme dunkel und laut war. Dann bemächtigte sich seiner eine Magie, die er weder erlernt, noch gefordert hatte.
Er war zu einem Dämon geworden.
Eine gigantische Kreatur, mit schwarzen Schuppen überzogen. Seine Augen schienen hinter Stein blicken zu können und sein Gehirn litt Qualen bei den Versuchen, die neuen Eindrücke zu verarbeiten. Er sah in veränderten Farben, scharf wie ein Adler, dabei mehrdimensional, bis hinein in die Zeit. Er sah alles und viel mehr. Seine Wahrnehmung war die eines Gottes und es schien ihm, als sehe er in die Zukunft und die Vergangenheit gleichzeitig. Es waren rotierende Gemälde, die er der Gegenwart zuordnen musste, was seinen Zorn ins Unermessliche steigerte.
Irgendwann, er hatte in Dämonengestalt kein Zeitempfinden, löste sich der Zauber auf und er verwandelte sich zurück in einen Menschen. Dann war er wieder ein Mann, nackt angekettet, beschmutzt und voller Schmerzen. Bisher wusste er nicht, was die Rückverwandlung auslöste - und ob er sich nur im Zornesrausch zum Dämonen verwandelte. Beim ersten Mal war es definitiv kein Zorn gewesen.
Mit jeder Umformung wurde er stärker aber furchtsamer.
Mit jeder Metamorphose lernte er dazu.
Gedachtes fegte in sein Hirn wie Herbstblätter, Bilder und Sätze, deren Herkunft überall sein konnte, gestern oder in der Zukunft.
Er sah Geburten und Morde, sah Liebende und Sterbende, dachte in Betrügern und Verzweifelten, spürte Angst und Leidenschaft.
Er lernte, wie man liebte, lernte, wie man tötete, lernte wie man log, und lernte, wie man trauerte. Alles zusammen glich einem Orchester, das die Instrumente stimmt, ein dissonantes Flötenkonzert schwachsinniger Gaukler.
Es würde dauern, bis er diese Eindrücke so koordinieren konnte, dass er zu dem wurde, was das Schicksal für ihn ausersehen hatte.
Aber was war das?
Warum musste er diesen grausamen Weg gehen?
Warum musste er ein Dämon sein?
Warum wurde er regelmäßig in seine menschliche Gestalt zurück geschleudert?
Warum entschied sich das Schicksal nicht für das eine oder das andere?
Wer steuerte das?
Wer entschied über ihn, den man zu Lebzeiten Darius Darken genannt hatte?
7. Kapitel
Nebel lag über Fuure.
In der Nacht hatte es geregnet, danach war die Sonne aufgegangen und hatte Hitze mitgebracht, welche die Nässe verdampfte.
Connor hockte auf einer Matte an eine Palme gelehnt. Man hatte ihn mit Seilen am Stamm gefesselt. Freundlicherweise war er von den kleinen Frauen und Männern versorgt worden. Er hatte getrunken und gegessen. Danach war ihm schlecht geworden, inzwischen fühlte er sich wohler.
Er hatte den Regen
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