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Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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zogen sich zurück und überließen sich der Stille des Abschieds.
    Als die Sonne unterging, hatte man ein Feuer auf dem Dorfplatz angefacht. Man briet ein Tier am Spieß und jene, die halbwegs nüchtern waren, schlugen ihre Zähne in das Fleisch. Gesättigt sammelten sie sich und hockten auf Holzklötzen oder einfachen Bänken.
    Bob trat in das Rund.
    Er setzte sich und nickte in die Runde.
    Dann begann er mit singender Stimme zu sprechen.
     
     
     
    »Wir sind hier
    Auf Fuure, liebe Freunde,
    vor eintausendfünfhundert Zyklen
    gekommen aus den Fremden Welten,
    von dort, wo der Sternenozean ist,
    weit entfernt, wo die Sterne leuchten.
    Bross, der Bärtige, schuf den Wind.
    Und Broom, der Glatte schuf das Leben.
    Gemeinsam sind sie Väter.
    Die ihre Kinder lieben, wie sich selbst
    Sie spenden Trost und geben Kraft.
    Und schenkten uns die Insel der Freude,
    sie schenkten uns Fuure«
     
    Im Singsang von Bobs Stimme sank so manches Kinn auf die Brust und der eine und andere seufzte. »Ja, so war es ...« Und eine Antwort echote. »Ja, so war es!«
     
    »Den Crocker gaben sie
    und Früchte aller Art
    die Liebe schenkten sie
    und später auch das Rad.
    Sie gaben uns die Bäume.
    Und Kraft, sie zu bezwingen.
    Sie schenkten uns die Träume.
    Davon will ich nun singen!«
     
    Bob sang nicht alleine, sondern viele Stimmen fielen ein. Worte, fein modelliert, mit weicher Aussprache, die Melodie gleichförmig, aber von milder Harmonie. Als sie endeten, nickte Bob erneut und auf seinem Gesicht brach sich das Licht des Feuers.
    Dann schwiegen sie. Fast jeder starrte ins Feuer, die Augen weit geöffnet. Die Stimmung war hypnotisch. Bob fuhr fort:
     
    Schnee fiel und Bonka,
    der Jäger kehrte heim.
    Es duftete nach Met und Wildbret,
    er labte sich und begehrte sein Weib.
    Soeben wollten sie sich freuen,
    als Hohe Tiere kamen,
    mit trappelnden Hufen
    und klirrendem Geschirr.
    Darauf saßen sie, die Männer von
    Ihm, der ein Dunkler war
    Der nannte sich L-Kor.
    Sein Helm war reich geschmückt,
    mit goldenem Geweih,
    sein Augenschlitz bedrückend,
    mit roten Augen suchte er und fand
    das Kind.
    Und stahl es.
    Die Momma folgte ihm.
    Und starb auf dünnem Eis.
    Und Wölfe kamen aus dem Wald.
    Die weinten.
    Das Kind ward nicht gefunden,
    es lebte irgendwo,
    es war der Reisende der Zeit.
    Und ging zu Bross und Broom.
    Beschwerte sich sehr laut
    Und beide Götter wussten,
    sie hatten weggeschaut.
    Sie fanden diesen Dunklen.
    Der nannte sich L-kor
    Bestraften ihn mit Feuer,
    wie er es gern beschwor.
    Und der gestohlne Junge
    Wuchs bald heran zum Mann
    Er suchte sich ein Weib
    Das er nun lieben kann.
    Er zeugte viele Kinder
    Und nannt sich Vater-Ur
    Es wurde nie mehr Winter,
    es gab den Sommer nur.
    Auf Fuur - ee!«
     
    Und alle echoten »Auf Fuur – ee ...«
    Den Selbstlaut zogen sie in die Länge, was der Melodie einen eigenartigen Rhythmus verlieh. Es war ein seltsamer Gesang, mal reimte er sich, mal nicht, eine lose Reihenfolge von Sätzen, die ineinandergriffen, dann wieder auseinander strebten und doch eine Einheit bildeten.
    Bob hätte viel mehr singen können. Darüber, warum L-Kor das Baby stahl, vieles über den Zeitenwandler, der die Zukunft veränderte und was später alles geschah. Er hätte singen können, bis das Feuer erlosch und die meisten eingeschlafen waren. Heute ließ er das. Heute fasste er sich kurz. Dennoch war sein Gesang intensiv und eindringlich gewesen.
    Es gab den Sommer nur!
    Mit diesem Satz hatte er das Lied beendet. Das war optimistisch und freundlich.
    Es gab den Sommer nur – und die Hoffnung!
    »Ein schöner Singsang«, sagte Connor in der Hohen Sprache. »Ich habe zwar kein Wort davon begriffen, aber es war ergreifend.«
    Bob betrachtete den Mann. Schulterlange blonde Haare, ein kantiges Gesicht mit schönen Augen, muskulöse Schultern, schmale Hüften, eine zerrissene Leinenhose mit breitem Ledergürtel und Tücher, die er sich heute Abend um die Füße geschlungen hatte.
    Ein Barbar!
    Ja, so musste ein Barbar aussehen. Zwar sprach er nicht so, denn Worte wie ergreifend passten einfach nicht zu seinem grobschlächtigen, nein, das war das falsche Wort, zu seinem rauen Äußeren, dennoch war er ein Kämpfer. Das sah man ihm an. Er war durchtrainiert und seine Haut trug Narben.
    Bob wusste nicht genau, was er von seiner Idee, Connor sei ein Barbar, halten sollte.
    Es gab unzählige Geschichten über diese Männer. Sie kamen aus dem Hohen Norden und galten als primitive Wesen. Sie töteten, was ihnen

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