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Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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in die Quere kam und vernichteten so manches Dorf. Sie brandschatzten, vergewaltigten und raubten Schätze. Bei ihnen galt das Gesetz des Stärksten. Sie waren wie wildgewordene Crocker, sprachen in einer einfachen dunklen Sprache und bestanden vorwiegend aus Muskeln. Sie waren so rau und unerbittlich, wie ihre Heimat. Sie liebten Schnee und Eis und waren in Felle gehüllt. Die Geschichten berichteten von Männern, die meist mit einem Hammer kämpfend ganz alleine dreißig bis vierzig normale Krieger ersetzten. Todesmutig, ohne Rücksicht auf das eigene Leben, wüteten sie und man sagte, es bereite ihnen Freude.
    So grausam sie waren, hatten sie eine starke Verbundenheit zu ihrer Heimat, lebten treu mit ihren Frauen – wenn sie nicht unterwegs waren - und beteten ihren Herrscher an, der meist in einer dunklen Trutzburg saß.
    So wirkte Connor nicht.
    Bei ihm konnte Bob sich das nicht vorstellen.
    Wie mochte es einem Mann gehen, der seine Vergangenheit vergessen hatte? Waren es nicht die Erinnerungen, die einen ausmachten?
    Hochgewachsen saß er zwischen den Barbs. Er wirkte sanftmütig und auf gewisse Weise ... beruhigend. Bob kannte niemanden, der ihm die letzte Nacht im Regen, an eine Palme gefesselt, ohne zu wissen, wo man war, so einfach verziehen hätte. Connor hingegen hatte das hingenommen, ohne sich zu beklagen und tagsüber die Barbs unterstützt, als sei er einer von ihnen. Damit hatte er sich Vertrauen erworben.
    Holz knackte und ein Funkenregen sprühte hoch.
    »Ich muss meine Tochter suchen. Ich muss wissen, was mit Bluma geschah«, murmelte Bob.
    »Das verstehe ich«, sagte Connor.
    »Ich sollte heute aufbrechen, um sie zu suchen.«
    »Auch morgen kannst du das tun.«
    Bob blickte auf. »Nein, das kann ich nicht!«
    Connor legte den Kopf schräg und musterte den Barb fragend. »Warum nicht?«
    »Wir werden unser Dorf wieder aufbauen. Wir werden neu anfangen!«
    »Na ja, das ist doch gut.«
    »Nein, Connor. Das ist es nicht.«
    »Wenn du möchtest, helfe ich dir bei deiner Suche.«
    Dieses Angebot kam so selbstverständlich, dass Bob für einen Moment gerührt war und verlegen wegschaute. Er konzentrierte sich und knurrte vor sich hin: »Ich kann nicht gehen. Mein Volk benötigt mich. Wie sieht es aus, wenn der Häuptling sich aus dem Staub macht?«
    »Man würde es verstehen.«
    Bob schwieg. Dann: »Nein. Alle haben Partner, Kinder und Freunde verloren ... Ich sollte mich nicht so wichtig nehmen.«
    »Sie alle sind tot, Bob. Aber deine ... eure Tochter«, er sah zu Bama, die den Kopf auf die Handflächen gestützt, ins Feuer starrte, »... könnte noch leben.«
    »Trotzdem ...«
    »Wie siehst du das, Bama? Sollte er gehen oder nicht?«, fragte Connor.
    Bama richtete sich auf. In ihren Augen schimmerten Tränen. »Bemtoc und Biggert leben. Es gibt viele kluge und starke Barbs. Sie werden es verstehen. Sie brauchen dich nicht, um das Dorf aufzubauen. Sie werden deine Befehle auch befolgen, wenn du nicht anwesend bist.«
    »Aber ich trage Verantwortung für mein Dorf.«
    »... und für deine Tochter«, setzte Connor hinzu.
    »Also muss ich wählen«, schnaufte Bob.
    »Ja, das ist eine Entscheidung, die nur du fällen kannst«, sagte Connor.
    »Bluma oder das Dorf«, sagte Bob. »Ob sie noch lebt, ist unsicher, vielleicht ist es nur eine Idee. Nur Hoffnung!«
    »Ich spüre, sie lebt noch«, flüsterte Bama.
    »Aber das Dorf ... das Dorf existiert. Soll ich einer Mutmaßung hinterher jagen, die mich vielleicht für viele Zyklen von Fuure wegbringt, ohne Garantie, Bluma jemals zu finden oder ...«
    »Wenn du gehst, gehe ich mit!«, sagte Bama mit fester Stimme.
    Nach einer Weile, und nachdem das Feuer schwächer wurde, fragte Bob, der mit seiner Entscheidung nicht mehr weiter kam: »Bist du ein Barbar?«
    Connor hob die Schultern. »Ich weiß es nicht. Wie kommst du darauf?«
    »Wann hast du das letzte Mal in einen Spiegel geschaut?«
    »Keine Ahnung! Ich kann mich nicht erinnern.«
    »Mmpf!« Bob kratzte sich den Kopf. »Also ich glaube, du bist einer.«
    Connor sah an sich hinab und ließ seine Muskeln tanzen. Er grinste und Bob grinste zurück.
    Er hat etwas Beruhigendes. Wie ein Fels, an dem man sich festhalten kann!, dachte Bob und sagte: »Wir sollten schlafen. Morgen, wenn wir ausgeschlafen sind, werden wir entscheiden, was geschieht.« Er machte eine entsprechende Gebärde. »Komm mit in unsere Höhle, Blondling!«
    Connor winkte ab. »Nett von dir, aber irgendetwas sagt mir, ich bin es gewohnt, am

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