Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)
Feuer zu schlafen. Ich rieche das Wetter und habe ein Gefühl für die Natur. Es gibt heute Nacht keinen Regen.« Er legte den Kopf zurück und blickte zu den Sternen hoch.
»Brauchst du eine Decke?«
»Nein, es ist eine milde Nacht, aber ich danke dir sehr.«
»Mmpf!«
Als Bob sich umschaute, stellte er fest, dass sich fast alle Barbs irgendwohin verkrochen hatten. Hier und dort wisperte es, irgendwo schluchzte jemand. Er nahm Bama an die Hand und schritt mit ihr die Stufen zu seiner Höhle hoch.
Einsam.
Alleine.
Nachdenklich.
Der Sanfte Jack hatte zwei Köpfe.
Und er hatte zu Lebzeiten ein Hobby gehabt, mit dem er seine Langeweile vertrieb: Er folterte! Und er tötete! Das letzte Mal vor drei Wochen. Einen Schwarzen Reisenden, den er auf Murgons Anweisung hin zerschnitt, obwohl ihm der harmlose Bursche ziemlich Leid tat.
Als sich die Zellentür hinter ihm schloss und die Fackeln im Gang aussperrten, dauerte es eine Weile, bis sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Er murmelte einen Zauber und das Maguslicht ging an. Die blaue Flamme war sanft und das milde Licht zeigte, dass Lord Murgon und Lady Gwenael es mit der Gefangenen gut meinten. Hier gab es eine Pritsche, der Boden war mit frischem Stroh bedeckt und in der Ecke stand ein Behältnis, auf dem man sich erleichtern konnte. Der pure Luxus. Die Gefangene schien für den Lord und die Lady wichtig zu sein, verglich man ihre Unterkunft mit der des Dämonenmannes.
Als der Sanfte Jack an den Dämonenmann dachte, durchzuckte es ihn. Bei ihm hatte er versagt und er wusste, dass der Dunkelelf so etwas nicht noch einmal duldete. Versagte er auch hier, würde er in den Säureschlamm geworfen werden und Lord Murgon würde aus seinen Überresten zwei neue Jacks formen.
Sein rechter Kopf suchte die Gefangene und fand sie. Sie stand an die Wand gelehnt. Er winkte sie zu sich und sie machte zwei Schritte nach vorne.
Ein kleines Ding. Alles an ihr war rund. Ein runder Kopf, große runde Augen, eine runde Nase, runde, volle Lippen, ebensolche Brüste über einem entsprechenden Bauch und stempelartige Beine in blauen Hosen. War alles an ihr Fett oder war da noch etwas? Das musste er wissen, deshalb gab er ihr einen kräftigen Schlag vor die Brust. Sie bewegte sich kaum und der Sanfte Jack wusste, dass er es mit einer sehr kräftigen und stämmigen Person zu tun hatte.
»Bist du eine Barb?«, wollte er mit greller Stimme wissen. Seine Stimme ärgerte ihn. Dadurch, dass zwei Köpfe mit einem Stimmband verbunden waren, hatte er die Tonlage einer runzeligen Vettel. Er stellte seinen hölzernen Werkzeugkoffer ab.
»Ja.«
Aha, so also sahen sie aus, die geheimnisvollen Wesen, über die viel geredet wurde, aber von denen er keines je gesehen hatte. Das versprach, interessant zu werden.
»Wie heißt du?« Er stellte die Lampe auf den Boden und seine Köpfe ruckten in verschieden Richtungen. Er wollte ihren Namen wissen. Das war wichtig. Wenn er den Namen der Gefangenen kannte, hatte die Prozedur etwas ... Intimes!
»Ich heiße Bluma.«
»Aha.« Seine Stimme echote schrill in der Zelle und durchschnitt die feuchte Luft wie eine Schneide. »Bis du jung oder alt?«
»Bei uns gelte ich als junge Frau, kurz vor dem Bündnisalter.«
»Ein Mädchen bist du also! Fast ein Kind!« Beide Köpfe nickten.
»Was willst du von mir? Und merk dir, ich bin kein Kind mehr«, sagte die Barb.
Sie reagierte wie eine Schlange, die in die Enge getrieben war, fand Jack. Ist sie mutig oder trotzig? Wo versteckte sie ihre Furcht?
»Du bist neugierig, nicht wahr?«
»Ich habe jedes Recht, zu erfahren, was hier los ist.«
»Mmh!« Sein linker Kopf grinste, der rechte forderte: »Setz dich!«
Sie blieb stehen. Er trat einen Schritt vor und aus dem rechten Kopf schnellte eine unterarmlange Zunge hervor, umgeben von zirpelnden Flammen. Die Barb schrie auf, taumelte zurück und fiel auf den Hintern. Nachdem der Sanfte Jack seine Zunge wieder eingerollt hatte, sagte er: »Ich bin hier, damit du Demut lernst!«
Bluma schluchzte und rieb sich das Gesicht. Sie zog eine Schnute und verdrückte ihre Tränen.
»Du bist zu jung, um zu wissen, was Demut bedeutet! Also musst du es lernen.«
»Was du forderst, ist Kleinmut, Dämlack! Und darauf kannst du so lange warten, wie du willst! Nicht mit mir.«
Er kicherte. Sie gefiel ihm. Sie hatte Mumm. Und sie war überheblich. »Du bist stolz, kleine Barb. Du tust, was du willst, nicht wahr?«
Bluma schwieg und starrte mit
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